Stiftung Warentest Kaffeekapseln im Test

Die einen finden sie einfach praktisch, die anderen schimpfen über die hippen Aluminiumpäckchen: An Kaffeekapseln scheiden sich die Geister. Die Stiftung Warentest untersuchte nun 14 Kapselmarken. Zwar schnitt eines der teuersten Produkte am besten ab. Aber auch die günstigeren Kapseln, die teils in die gleiche Maschine passen, erreichten eine gute Bewertung.

Große Ausreißer gab es nicht: Sieben Produkte bekamen die Note «gut», sieben ein «Befriedigend». Die Tester prüften den Geschmack des Kaffees, ob es Probleme bei der Zubereitung gab, Schadstoffe, die Verpackung und die Deklaration - also ob drin ist, was drauf steht («test»-Ausgabe November 2015).

Aber warum sind die Kapseln eigentlich so beliebt? «Es ist bequem in der Zubereitung, man hat immer gleich die richtige Dosis, und sie haben ein stylishes Image», sagt Silke Schwartau, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Einer der Hauptkritikpunkte an den Kapseln ist der Müll, der dabei entsteht - immerhin ist jede Dosis für eine Tasse Kaffee einzeln verpackt.

Drei Milliarden Kapseln wurden laut Stiftung Warentest im Jahr 2014 verkauft - das entspreche 5000 Tonnen Material. Normalerweise sind die Kapseln aus Aluminium oder Kunststoff. «Außerdem ist der Stromverbrauch in der Produktion sehr hoch», sagt Schwartau. Die meisten Produkte können recycelt werden und gehören laut der Expertin in den Gelben Sack - trotz der Kaffeereste im Inneren.

Das Argument, dass jemand der allein lebt und nur wenig Kaffee trinkt, mit Kapseln besser beraten sei, weil er das Pulver dosierter einsetzt, funktioniert für die Expertin nicht unbedingt: «Man kann ja auch normales Kaffeepulver in kleinen Packungen kaufen, gut dosieren und lange lagern.»

Ein weiterer Kritikpunkt der Verbrauchzentrale an den Kapseln ist der Preis: «Auf ein Kilogramm gerechnet, ist der Preis bei den Kapseln sehr hoch», sagt Schwartau. «Das unterschätzt man total.» So kosteten die getesteten Kapseln pro Stück laut «test» im Mittel zwischen 17 und 38 Cent. Ernährungsexpertin Schwartau findet auch die Preistransparenz schwierig. «Der Preis variiert, da wird viel mit der Menge der Kapseln getrickst.»

Die Stiftung Warentest untersuchte auch Kaffeekapselmaschinen - auch dabei schnitt zwar eines der teuren Modelle (106 Euro) am besten ab. Aber schon für 68 Euro kann man eine gute Maschine kaufen. dpa

Drei Fragen an Test-Projektleiterin Dr. Birgit Rehlender

Beinahe alle Kaffeekapseln im Test konnten sensorisch überzeugen: Was macht guten Kaffee aus?

Mit den geprüften Kapseln im Test lassen sich Caffè Crema, Kaffee Lungo oder einfach nur Kaffee zubereiten. Mit Ausnahme des Kaffees zeichnen sich diese Kaffeegetränke durch eine braunmelierte, stabile Schaumkrone, deutliche Röstnoten und ein kräftiges Aroma aus. Ein sensorisch guter Kaffee darf keine Fehler haben, etwa nach feuchter Pappe riechen oder schmecken.

In jedem Kaffee wurden Schadstoffe nachgewiesen. Als wie gefährlich sind diese einzuschätzen?

Wir haben auf viele Schadstoffe geprüft. Dabei wurden wir bei jedem Kaffee fündig, stellten aber keine besorgniserregenden Gehalte fest. Schimmelpilzgift, Schwermetalle, Arsen, Mineralöle und Aluminium fanden wir – wenn überhaupt – allenfalls in Spuren. Von zwei Stoffen, die stets beim Rösten entstehen, wiesen wir mehr nach: Im Kaffeemehl aller 14 Produkte analysierten wir Acrylamid. Es gilt für den Menschen als möglicherweise krebserregend. Zwei Produkte waren vergleichsweise hoch belastet, überschritten aber nicht den EU-Richtwert. Auch Furan, eine Aromakomponente, kam in jedem Kaffeemehl vor und ließ sich noch in den zubereiteten Getränken nachweisen. Experten halten Furan ebenfalls für möglicherweise krebserregend, allerdings sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung derzeit kein akutes Risiko.

Wie steht es um die Kompatibilität der Kapseln: Kann es sich für Besitzer einer Nespressomaschine lohnen, anstelle von Originalkapseln günstigere Imitate zu verwenden?

Wir haben sechs Nachahmer-Kapseln in die Untersuchung einbezogen und in Maschinen für das Nespresso-System ausprobiert. Die Kapseln von vier Anbietern werden von den Automaten nahezu problemlos geschluckt, während zwei Kapselmarken häufig Probleme bereiteten: Entweder werden die Kapseln nicht richtig angestochen und verformen sich im Gerät oder es fließt wenig Kaffee in die Tasse, dafür viel Flüssigkeit in die Abtropfschale. Einige Nachahmer-Kapseln machen Nespresso durchaus auch geschmacklich Konkurrenz, aber nur zwei erreichten ein gutes test-Qualitätsurteil.