Das bedeutet, dass alles aufgetischt aus einem Umkreis von 15 Kilometer - ausgehend von der Menterschwaigstraße 4 - stammen musste. Beim Eintreffen der Gäste wurde noch fleißig Gemüse geschnippelt - natürlich von einem nahegelegenen Bauernhof. Da die experimentierfreudigen Autoren ihre Aufgabe sehr ernst nehmen, gab es auch keinen Wein, wächst ja bekanntlich nicht in München, sondern entweder ein Bio-Kraftbier von einem Brauer in nächster Nähe, Rosenwasser, Pfefferminztee oder Wasser.
Genau genommen entsprach das aber auch nicht hundertprozentig der Philosophie der "Lokal"-Patrioten, den der Hopfen und die Gerste für das Bier wächst auch nicht in München und das Münchner Wasser beziehen wir aus den bayerischen Voralpenland, ebenfalls weiter als 15 Kilometer entfernt ... Aber das nur nebenbei.
Das Koch-Lesebuch soll in erster Linie Denkanstoß sein sich wieder auf das "Lokale" zu besinnen. Um dies hautnah zu erforschen machten sich Georg Schweisfurth und Simon Tress von September 2015 bis Juli 2016 auf die Suche nach dem echten lokalen Geschmack. Besucht haben sie elf Ort in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz.
Und dabei stellten sie sich einer Challenge: Über Facebook konnte man sich mit seinem Ort für dieses Experiment bewerben. Live wurde dann aus diesen Bewerbern ein Ort ausgelost und dann ging es los. Ob in Gammertingen, Frankfurt, Berlin oder Lech - dort angekommen mussten sie erkunden wo man - im Umkreis von 15 Kilometer - heimische Lebensmittel findet um was Schmackhaftes zuzubereiten.
Ziel war dabei eigentlich immer ein Biohof oder ein Bioladen, auch gerade deshalb, weil man dort die richtigen Adressen für ursprüngliche Produkte aus nächster Nähe erfragen konnte. Im Frühjahr und im Sommer waren zudem die wildwachsenden Kräuter ein willkommenes kostenloses Geschenk für aromatische Gerichte.
Simon Tress, der sich als Bio-Spitzenkoch mit Kochbüchern und TV Auftritten einen Namen gemacht hat, musste in kürzester Zeit aus den zusammengesammelten Produkten Gerichte zubereiten. Die einzige Zutat die er auf seiner Reise dabei hatte war Salz.
So durfte - laut ihrer selbstauferlegten Aufgabenstellung - auch kein Öl oder keine Butter verwendet werden, sondern nur Produkte wie sie die Natur hervorbringt. Was das Nachkochen dann doch etwas verkompliziert und - meiner Meinung nach - die Rezept nicht gerade alltagstauglich macht.
Mehr dazu: Brutal lokal
Aber die Rezepte sind in diesem Fall eigentlich nur als Anregung gedacht, um zu zeigen, dass es machbar wäre, sich so zu ernähren. Haupttenor des 350 Seiten umfassenden Buches ist, die Aufmerksamkeit auf Menschen zu richten, die noch viel Wert auf ökologische Grundsätze legen und zudem soll das Buch die Sinne schärfen für Lebensmittel, die in unmittelbarer Nähe gedeihen.
Georg Schweisfurth, der diplomierte Volkswirt, gelernte Metzger und Öko-Pionier war 1988 Mitinitiator der Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Seit 1996 ist er Geschäftsführer des ökologischen Seminarhotels Sonnenhausen und er gründete 1997 mit Freunden die Bio-Supermarktkette Basic, um nur einige seiner Aktivitäten zu nennen. Er führte die Interviews mit den Bio-Landwirten und all den Menschen, die dabei halfen naturbelassene Produkte, jeweils aus nächster Nähe, zu besorgen. Ein Lese-Kochbuch dass die Gedanken auf die Welt der Landwirtschaft lenkt, das kritisch hinterfrägt wie und was wir essen, wie angebaut wird und wie Handel betrieben wird.