Tausche Wein gegen Auto

Es klingt wie ein April-Scherz, aber den Autoimporteuren in Argentinien ist nicht wirklich zum Lachen zu Mute: Für jeden Dollar Autoimport sollen sie künftig einen Dollar exportieren oder im Land anlegen. Der Porsche-Importeur Pulenta Group hat sich deshalb nach Angaben der argentinischen Regierung gerade verpflichtet, Wein auszuführen. Diese eigenwillige Auslegung des freien Welthandels hat sich die Regierung von Präsidentin Cristina Kirchner ausgedacht, um die Handelsbilanz des südamerikanischen Landes aufzupolieren.

Anfang März hatte die Regierung die Unternehmen geschockt: Die schon seit längerem im Zoll festhängenden etwa 3000 Importfahrzeuge vorwiegend deutscher Herkunft würden nur frei gegeben, wenn sich die Importeure dazu verpflichteten, im gleichen Umfang zu exportieren. Der Zoll hatte zuvor die automatischen Importlizenzen für Fahrzeuge mit einem Hubraum bei Benzinern von mehr als drei Litern und bei Dieselautos von mehr als 2,5 Litern Hubraum aufgehoben. Ohne Importautomatik aber dauert die Freigabe gut und gerne mehrere Monate, klagen die Händler.

Als erstes Unternehmen konnte VW einen Deal mit der Regierung einfädeln. Unter Leitung von Viktor Klima, dem früheren österreichischen Bundeskanzler, der exzellente Beziehungen zur Regierung Kirchner unterhält, sagte VW Argentina S.A. zu, das Export-Defizit von 2010 in Höhe von umgerechnet 583 Millionen Euro in einen Überschuss von 384 Euro zu verwandeln. Die Wolfsburger stehen aber relativ gut dar, weil sie in Argentinien unter anderem den neuen Pickup «Amarok» und Getriebe für den Export produzieren.

Diese Abmachung gilt jedoch nicht für Porsche. Der Importeur, die «Pulenta Group», will 2011 etwa 100 der Luxuskarossen im Gesamtwert von umgerechnet etwa 5,7 Millionen Euro auf die überwiegend holprigen argentinischen Straßen schicken. Die Idee mit dem Weinexport lag nahe, da Pulenta auch Weinkellereien besitzt. Allerdings wurde in Autokreisen darüber gelästert, wie viele tausende Flaschen Wein Pulenta wohl im Ausland absetzen müsse, um auf eine ausgeglichene Handelsbilanz zu kommen.

Von den deutschen Autoherstellern sind auch Mercedes-Benz Argentina S.A. und BMW betroffen. Beide Unternehmen stehen mit der Regierung in Kontakt. Der chinesische Autohersteller Chery drohte inzwischen schon damit, seine Produktion in Uruguay einzustellen, weil die Autos nicht mehr nach Argentinien exportiert werden könnten. Ein handfester Krach mit dem Mercosur-Partner wäre vorprogrammiert.

Auch andere Waren sind von den Importerschwernissen betroffen. Notebooks aus Asien, Mähdrescher aus Brasilien oder Pflaumenmus und Salzgurken aus Deutschland hängen entweder im Zoll fest oder sind schon aus den Regalen verschwunden. Die Regierung argumentiert, die Kunden könnten sich genauso gut bei nationalen Herstellern bedienen. «Die in Argentinien hergestellten Notebooks taugen doch nichts», schimpft ein Computerfachmann. Und argentinische Pflaumenmarmelade ist viel zu süß. (Jan-Uwe Ronneburger, dpa)