Topf secret von Foodwatch Neue Lebensmittel-Kontrolle überlastet

In Berlin haben innerhalb weniger Tage hunderte Menschen Berichte von Hygienekontrollen in Restaurants, Bäckereien, Kiosken und anderen Lebensmittelbetrieben angefordert. Möglich macht das seit dem 14. Januar bundesweit die Online-Plattform «Topf secret» der Verbraucherschutzorganisation foodwatch. In Berlin haben danach bisher 623 Verbraucher insgesamt 1063 Anträge gestellt, sagte foodwatch-Sprecher Andreas Winkler. Manche stellten dabei gleich mehrere Anfragen.

Bundesweit gibt es bereits mehr als 10 000 Nachfragen, wie es um die Hygiene im Lieblingslokal oder beim Bäcker um die Ecke bestellt ist. Das seien insgesamt mehr Anträge als in den zehn Jahren seit dem Start des Verbraucherinformationsgesetzes, heißt es bei foodwatch.

Bisher machen Kontrollbehörden in Deutschland nach Angaben der Verbraucherschützer nur in Ausnahmefällen öffentlich, wie es zum Beispiel um die Sauberkeit in den Betrieben bestellt ist. In Berlin gab es Versuche, schwarze Schafe in der Lebensmittelbranche zu outen.

Oft wurden die Listen samt Fotos aber wieder verboten. Geblieben ist zur Zeit der Jahresbericht zur Berliner Lebensmittelsicherheit. Nach den jüngsten Zahlen für 2017 fanden danach in 20 488 von 56 335 Berliner Lebensmittelbetrieben Kontrollbesuche statt, manchmal mehrfach. In 5318 Betrieben gab es Beanstandungen. Genannt werden diese Betriebe nicht.

In Berlin wurden nach Angaben von foodwatch seit Mitte Januar die meisten Anfragen an die Lebensmittelaufsicht im Bezirk Mitte (187) gestellt, dicht gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg (179). Im Mittelfeld lagen Pankow (112), Steglitz-Zehlendorf (103) und Charlottenburg-Wilmersdorf (95). Am wenigsten wurde in Marzahn-Hellersdorf (23) nachgefragt. In das Online-Formular können Bürger zum Beispiel den Namen und die Adresse eines Lokals eingeben und den Kontrollbericht dann mit ihren Kontaktdaten anfragen.

Foodwatch kooperiert bei diesem Service mit dem Portal für Informationsfreiheit «Frag den Staat». Die Organisatoren empfehlen einem Verbraucher maximal drei Anträge, da sonst Kosten entstehen können.

Anfragen müssten die zuständigen Behörden innerhalb eines Monats beantworten, in Ausnahmefällen innerhalb von zwei Monaten, teilte das Bezirksamt Mitte mit. Die Behörde bat bereits um Verständnis, dass Antworten wegen der Anfrage-Flut nun auch länger dauern könnten. Die Planung der Hygienekontrollen habe Vorrang.

Seit Jahren wird nach Angaben von foodwatch bundesweit rund jeder vierte kontrollierte Betrieb beanstandet, größtenteils wegen Hygienemängeln. Augenscheinlich haben die Verbraucherschützer einen Nerv getroffen. Bei «Topf secret» im Internet heißt es nun auch: "Leider sind unsere Dienste teilweise durch die große Aufmerksamkeit überlastet." dpa