Von Marie-Hélèn Frech
Pikante Werbung hat er gar nicht nötig. Der Schwarzwald-Tourismus hat in der ersten Hälfte dieses Jahres so viel Übernachtungen verzeichnet wie noch nie: 9,1 Millionen waren es laut Statistischem Landesamt. Allein im Juni kamen 752 800 Gäste in die Region zwischen Pforzheim und Waldshut, 5,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Das sei vor allem den Pfingstferien zu verdanken, sagte Wolfgang Weiler von der Schwarzwald Tourismus GmbH.
«Damit ist die Bilanz fürs erste Halbjahr trotz des schwierigen Winters wieder deutlich besser als im Rekordjahr 2013.» In den ersten Monaten fehlte der Schnee - winterliche Attraktionen wie die Schlittenhunderennen mussten abgesagt werden.
Schlagzeilen machte die Region zuletzt mit dem zweideutigen Slogan «Große Berge, feuchte Täler und jede Menge Wald», der mit einer stilisierten nackten Bollenhut-Trägerin bebildert war. Nach Protesten wurde die PR-Kampagne zurückgezogen.
Der im Norden gelegene Nationalpark Schwarzwald, der Anfang des Jahres eröffnet wurde, habe mit der neuen Rekordbilanz noch nichts zu tun, erklärte Weiler. Steigende Besucherzahlen waren ein Argument für den lange Zeit umstrittenen Park. Es braucht noch Zeit, bis er sich etabliert hat - darin sind sich die Branchenvertreter einig.
Park-Sprecherin Simone Stübner spricht aber bereits von einer «spürbaren Zunahme» der Besucher. Die Parkverwaltung habe das Personal für Führungen und Infozentrum aufgestockt. Zusätzliche Unterstützung bieten ehrenamtliche Helfer.
Nach jahrelangen Rekorden ist der Spielraum für weiteren Zuwachs begrenzt. «Für den Schwarzwald, der ohnehin gut dasteht, ist es schwierig, noch mehr Wachstum zu erreichen», sagte Martin Knauer vom Tourismus Marketing Baden-Württemberg. Zudem sei seit Jahren ein Trend zum Städteurlaub zu verzeichnen. «Davon kann der Schwarzwald als ländlicher Raum wenig profitieren», räumt Weiler ein.
Knauer sieht darin einen möglichen Grund, warum der Schwarzwald, der in absoluten Zahlen die mit Abstand meisten Übernachtungen in Baden-Württemberg verzeichne, derzeit nicht ganz so stark wachse wie andere Regionen.
Er verweist allerdings auf eine Studie des Marktforschungsunternehmens GfK aus dem Jahr 2013: Demnach stehen bei 65 Prozent aller Urlaubsreisen in Baden-Württemberg Aktivitäten in der Natur im Mittelpunkt. Die touristische Stärke für das Flächenland liege also tatsächlich im ländlichen Raum. dpa