Die Übernahme des angeschlagenen britischen Touristikkonzerns Thomas Cook durch den chinesischen Mischkonzern Fosun kommt schneller voran an als geplant. Thomas Cook berichtete am Mittwoch in London über eine grundsätzliche Einigung mit dem Großaktionär Fosun, den kreditgebenden Banken und wesentlichen Gläubigern.
Danach sollen in das Unternehmen 900 Millionen britische Pfund (995 Mio Euro) frisches Kapital fließen, die Hälfte davon von Fosun. Die Anteile der bisherigen Aktionäre würden deutlich entwertet, weil die bislang aufgelaufenen Schulden in Eigenkapital gewandelt werden sollen.
Der Tui-Konkurrent würde bei einem Abschluss aufgespalten in das Veranstaltergeschäft mit der deutschen Marke Neckermann und in die Airlinesparte, zu der auch der deutsche Ferienflieger Condor gehört. An dem Veranstalter mit der Weltmarke Thomas Cook soll Fosun mit 75 Prozent die Mehrheit übernehmen und bei der Fluggesellschaft nur 25 Prozent halten. So blieben die europäischen Flugrechte erhalten. Bei der Fluggesellschaft hätten nach dem Plan die Finanzhäuser das Sagen. Die Fosun-Gruppe hielt bereits vor dem Deal rund 18 Prozent an dem Reisekonzern.
Ursprünglich war nur eine Finanzspritze von 750 Millionen Pfund vorgesehen. Auch kommt das Geschäft schneller voran als zunächst geplant und soll nun bereits Anfang Oktober abgeschlossen werden. Es stehen noch wettbewerbsrechtliche Prüfungen und umfangreiche Vertragsverhandlungen aus. Ursprünglich hatte Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser das Jahresende als Zielmarke genannt.
Die im Februar verkündeten Verkaufspläne für die Airline-Sparte hatte Thomas Cook auf Eis gelegt. Von rund 9000 Beschäftigten der Thomas-Cook-Airlines arbeiten etwa 4000 bei der deutschen Gesellschaft Condor mit Hauptsitz in Frankfurt. Die Fluggesellschaften haben zusammen gut 100 Flugzeuge in Deutschland, Großbritannien, Spanien und Skandinavien stationiert und arbeiten seit Jahren im Konzern vergleichsweise eigenständig und profitabel. Eine noch größere Eigenständigkeit könne möglicherweise neue Optionen zur Weiterentwicklung bringen, hieß es am Mittwoch in Unternehmens-Kreisen.
Das frische Geld soll Thomas Cook ausreichenden Spielraum für das Winterhalbjahr 2019/2020 liefern und Investitionen beispielsweise in Hotels ermöglichen. Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser hatte den im Juli angekündigten Deal zu Lasten der Alt-Eigner als «pragmatische und verantwortliche Lösung» bezeichnet, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Es seien grundsätzlich gute Nachrichten für die Beschäftigten, die Kunden und die Zulieferer des Unternehmens. Nach Fankhausers Darstellung hatte vor allem die hohe Schuldenlast das Geschäft erschwert.
Thomas Cook gilt als ältester Reiseveranstalter der Welt. Seine erste Pauschalreise hatte der Baptistenprediger Thomas Cook im Juli 1841 organisiert, um rund 500 Reisende per Bahn vom britischen Leicester zu einem Treffen nach Loughborough zu bringen. Am deutschen Veranstaltergeschäft hält Thomas Cook rund 30 Prozent. dpa