Trends im Hotel Badewanne und Minibar sind out

Von Julia Ruhnau

Wenn man Hotelzimmernzuhört, hat man das Gefühl, die Hotelbranche steckt in einem Zwiespalt. "Wir Menschen haben uns nicht verändert", philosophiert Kitzig, Gründer einer Firma für Innenarchitektur und Design. Schlafen, sich waschen, arbeiten: Das müsse man in einem guten Hotelzimmer stets können - einerseits. Andererseits bewegen sich moderne Reisende in einer Welt, die so mobil, wandelbar und vernetzt ist wie nie zuvor. Und das erwarten sie auch von ihrer Unterkunft.

Die grundlegenden Anforderung an ein gutes Hotelzimmer sind also gleich geblieben. Erwartet werden ein bequemes Bett, eine komfortable Dusche und genügend Steckdosen. Dennoch hat sich vieles verändert: Die Gäste wollen heute ein Zimmer, das sich in jeder Hinsicht nach ihren Bedürfnissen richtet - und nicht umgekehrt.

"Der Trend heißt absolute Flexibilität", sagt Kitzig. Einbaumöbel? War gestern. Badewanne? Wer lässt sich bei einer Nacht Aufenthalt schon ein Bad ein? Vieles wirkt durchaus antiquiert.

"Die Zeit des Standardzimmers ist abgelaufen", konstatiert auch der Hotelverband Deutschland (IHA). Hotelzimmer müssten Persönlichkeit und Charakter besitzen, heißt es. Das erreichen sie zum Beispiel durch die Wahl der Farben: Helle und freundliche Töne sind in. Und durch die Materialien: Viele Hotels setzen dabei auf heimische, regional passende Einrichtung. "Keine Tropenhölzer an der Ostsee", bringt Innenarchitekt Kitzig es auf den Punkt.

Darüber hinaus verschwinden aus den Hotelzimmern dieser Welt nach und nach Einrichtungsgegenstände, die lange Standard waren. Schreibtische zum Beispiel. Oder Telefone. Wer jederzeit sein Smartphone oder Laptop zur Hand hat, braucht vor allem ausreichend Lademöglichkeiten und bequeme Sitzmöbel zum Surfen und Arbeiten. Statt einem Fernseher mit hunderten Programmen tut es auch eine Docking-Station auf dem Nachttisch. Damit lassen sich Inhalte vom eigenen mobilen Gerät auf den Bildschirm übertragen - für ein Maximum an Individualität.

"Keep it simple" - so nennt Peter Nistelberger die Formel, die man trotz aller Flexibilisierung nicht vergessen sollte. Nistelberger ist Bereichsleiter beim Hotelkompetenzzentrum in Oberschleißheim bei München, einer Informations- und Veranstaltungsplattform für Hoteliers und Gastronomen. Auf dem Zimmer zähle vor allem der Komfort, sagt der Experte. Es ist ein Rückzugsort, hier will man es bequem und gemütlich haben. "Cocooning" ist das passende Marketingwort dazu - sich einmummeln wie in einem Kokon also.

Ein Teil des Raumes rückt dabei besonders in den Mittelpunkt: das Bad. "Das Bad muss der Wohlfühlbereich sein", sagt Nistelberger. Wellnessoase statt Nasszelle oder Sanitärbereich. Hell und angenehm beleuchtet sollte es sein, mit großen Duschköpfen, genügend Ablageflächen und Spiegeln, die nicht anlaufen.

Verzichtbar ist dagegen die Badewanne. Moment mal, Wellness, Entspannung - und das ohne Badewanne? "Die Leute haben immer weniger Zeit und noch mehr Stress", begründet Kitzig die fehlende Nachfrage. Geduscht werde dagegen jeden Tag. Wer jetzt befürchtet, während eines Hotelaufenthalts nie wieder ein ausgiebiges Schaumbad nehmen zu können, kann entspannen. In Fünf-Sterne-Hotels ist eine Wanne weiter Standard - und auch rund um die großen Messestandorte, wo viele Gäste aus Asien nächtigen. "Die wollen alle baden", sagt Kitzig.

Das Zentrum des Raumes bleibt weiterhin - logisch - das Bett. Für eine kuschelige Schlafphase stehen in den Räumen immer größere Ruhelager mit immer dickeren Matratzen. Hier liegt, im wahrsten Sinne des Wortes, die Schaltzentrale: Lichtschalter und am besten die gesamte Technik sollten vom Bett aus bedienbar sein, damit man nicht für jeden Handgriff die wohlige Wärme der Bettdecke aufgeben muss.

Schwierig wird es bei der Frage, wie nahe sich die beiden Wohlfühlbereiche Bett und Bad kommen sollten. Offene Bäder, die in den Raum integriert sind, finden sich zwar in einigen Hotels. Bei den Gästen sind sie allerdings nicht so gefragt: "Die Mehrheit findet das nicht gut", weiß Nistelberger.

Statt einer Glühbirne, die traurig von der Decke flackert, strahlen in vielen Hotels inzwischen LED-Leuchten von den Decken und Wänden. Das Licht kommt nicht aus einer, sondern aus verschiedensten Quellen, manchmal folgt es einem dank Bewegungssensoren sogar wie ein Schatten. Die Lichttemperatur passt sich dem Tagesrhythmus an. "Belebende Atmosphäre am Morgen sowie entspannende am Abend", schreibt der Hotelverband IHA in seinem Einrichtungsplaner. Per Tablet oder Bedienungspanel haben Gäste in manchen Domizilen selbst die Hoheit über das Lichtspiel. Ein- und Ausschalten dagegen funktioniert zum größten Teil nach wie vor über die Zimmerkarte.

Manche Einrichtungsgegenstände wandern dafür in den öffentlichen Bereich, die Minibar zum Beispiel. "Die Minibar war einmal ein Hype", sagt Nistelberger. Außer im Fünf-Sterne-Bereich verzichteten aber inzwischen viele Hotels darauf - zu teuer, zu aufwendig in der Wartung. Dafür wird das Angebot an Getränken und Speisen in der Lobby ausgeweitet, der ganze öffentliche Bereich neu geordnet. Rezeption, Frühstücksbereich und Bar liegen zusammen. Co-Working Spaces, also Arbeitsbereiche, kommen hinzu. Wer genug hat von der kuscheligen Komfortzone seines Zimmers, kann also einfach in die Lobby umziehen. dpa