Trierer Weinkönigin Bärbel Ellwanger Chinesen auf Geschmack bringen

Von Birgit Reichert

Bei den Karl-Marx-Feiern in diesem Jahr hat die Trierer Weinkönigin chinesische Besucher im Blick: "Ich möchte den Chinesen, die nach Trier kommen, unseren Wein schmackhaft machen", sagt Bärbel Ellwanger (24). Ihr Vorteil: Sie kann deren Sprache. Die Triererin hat Sinologie studiert und je ein Jahr in der Volksrepublik China und in Taiwan gelebt. Und das Wein-Fachvokabular - von trocken bis edelsüß - habe sie sich inzwischen angeeignet.

Beim Weintrinken machten Chinesen manchmal "noch kuriose Dinge", sagt Ellwanger. "Sie mischen Wein mit Cola oder Eistee. Eigentlich mit allem, vor allem Softdrinks." Das sei süßer für sie. Manche machten auch Gurkenscheiben in den Wein. Die jüngeren Chinesen interessierten sich sehr für Wein: "Es gibt in Städten wie Shanghai auch Weinbars". Allerdings könnten Chinesen noch nicht so intensiv Aromen herausschmecken. "Das dauert noch ein bisschen", sagt Ellwanger. "Die meisten Chinesen mögen edelsüße, hochwertige Weine."

Am 5. Mai jährt sich der Geburtstag des in Trier geborenen Philosophen Karl Marx zum 200. Mal. "Ich denke schon, dass in diesem Jahr mehr chinesische Touristen kommen", meinte sie. Wie viel mehr - das wisse man nicht. Im vergangenen Jahr wurden laut Touristikern rund 40 000 Chinesen in der Moselstadt gezählt.

"Alle Chinesen kennen Marx", sagt die Weinkönigin. "Sie kennen seine politischen Ansicht, aber das war es dann auch. Das Kapital haben sie natürlich nicht gelesen." Dass Marx in Trier geboren worden sei - das sei längst nicht allen bekannt. Es gebe heutzutage viele politisch kritische Chinesen: "Es sind nicht alle Chinesen gleich. Die haben alle ihren eigenen Kopf und sie sagen auch ihre Meinung."

Um die 50 Veranstaltungen hat die Trierer Weinkönigin seit ihrer Kür im August 2017 bereits besucht. Ein Höhepunkt wird die Enthüllung der Trierer Karl-Marx-Statue am 5. Mai sein, zu der sich auch mehrere chinesische Delegationen angesagt haben. Ellwanger will auch nach dem Ende ihrer Zeit als Weinkönigin an den Chinesen dranbleiben: Sie plant einen Masterstudiengang im Tourismusmanagement.

"Ich würde gerne mehr Chinesen an die Mosel bringen - für Aktivurlaube", sagt sie. Für Weinreisen, Wanderreisen, Radtouren. "Sie wollen mittlerweile auch was erleben. Nicht einfach nur Fotos machen, das ist inzwischen auch bei den Chinesen out." dpa