Günther Jauch (54) liebt sein Doppelleben als Starmoderator und Neu-Winzer an der Saar. «Das ist eine faszinierende und interessante Welt, in die ich da eingetaucht bin», sagte Jauch auf der Mainzer Weinbörse.
Günther Jauch hat Standdienst. Zigmal füllt er aus Weinflaschen kleine Probier-Schlucke in die Gläser. Der Andrang an seinem Stand auf der Mainzer Weinbörse ist groß: Viele wollen den ersten eigenen Wein des Neu-Winzers kosten.
«Ich mache das gerne. Mir macht das Freude», sagt Jauch, der zum Juli 2010 das Weingut von Othegraven in Kanzem an der Saar aus Familienbesitz gekauft hat. Immer wieder beantwortet er auf der Fachmesse des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) Fragen und plaudert mit seinen Gästen an Stand Nummer fünf. Stundenlang. «Ich will alles mitkriegen.»
Ganz klar, der neue Nebenjob macht dem Starmoderator richtig Spaß. «Das ist eine faszinierende und interessante Welt, in die ich da eingetaucht bin», sagt Jauch. «Ich bin noch in der Lernphase». Auch wenn er schon selbst im Weinberg gelesen und im Keller abgefüllt hat. Er wolle etwa noch mehr über verschiedene Wein-Charaktere erfahren.
Seit der 54-Jährige Weingutsbesitzer ist, kommt er regelmäßig mit Frau Thea in den 620-Einwohner-Ort, um nach den Reben zu sehen. Ein Ausgleich vom Fernsehen ist es auch: «Weil es völlig anders ist», sagt er zwischen rund 150 anderen VDP-Winzern aus Deutschland.
Die Weinbauern, die in der Mainzer Rheingoldhalle stehen, müssen sich um den Verkauf ihrer Weine keine Sorgen machen. «Das ist die etablierteste Messe für den deutschen Spitzenwein», sagt VDP-Präsident Steffen Christmann. Viele der 2010er Weine seien bereits ausverkauft, bevor sie dort in die Gläser fließen. Zur Weinbörse kommen Weinprofis, Händler, Sommeliers und Gastronomen aus verschiedenen Teilen Europas, um die rund 1200 Tropfen erstmals zu kosten. Auch Jauch ist mit seinem Verkauf zufrieden: «Es gibt da sicher auch einen kleinen Neugiereffekt.»
«Man muss schon ein bisschen Ahnung haben, wenn man ein Produkt nach außen präsentiert», sagt Thea Jauch in einer Ausschankpause. Egal, ob es sich um Schrauben, Handtaschen oder Wein handele. Daher habe sie sich in den vergangenen zwei Jahren einiges an Wein-Wissen angeeignet über Bücher und Seminare. «Eine Kellerausbildung werde ich aber nicht machen.» Ihr erster Jahrgang sei von der Qualität «toll», auch wenn er mengenmäßig nur etwa halb so groß wie sonst ausgefallen ist. Normalerweise verkauft das Weingut rund 60 000 Flaschen im Jahr.
Jauch hat den renommierten Riesling-Betrieb übernommen, weil die Familie ihn sonst nach gut 200 Jahren vielleicht verkauft hätte. Seine Großmutter Elsa von Othegraven war die Schwester von Maximilian von Othegraven, der einst das Gut führte - und Jauch war als kleiner Junge schon oft dort. Als neuer Chef hat er das Weingut vergrößert: Und zwar um 4 auf 15 Hektar. «Wir haben die Lage Herrenberg gekauft, die Anfang des 19. Jahrhunderts schon mal zum Weingut gehörte.» Neu bepflanzt soll sie in drei Jahren ersten Wein bringen.
Und wie fühlt sich Jauch unter anderen VDP-Winzern aufgenommen? «Prima. Wir treffen uns auch privat.» Der Verband der Spitzenwinzer sieht das genauso positiv. «Jauch ist für uns eine Bereicherung», sagt VDP-Chef Christmann aus der Pfalz. «Wir freuen uns über jeden, der guten Wein macht.» Klar, gebe es auch einen Promi-Effekt: «Jeder will natürlich zu Jauch und sich von ihm ein Glas Wein einschenken lassen.» (Birgit Reichert, dpa)