Was kann Philipp Wittmann eigentlich nicht? Neue Winzer-Karriere in Rot

Es gibt kaum eine Auszeichnung, die sich Philipp Wittmann nicht auf den Kaminsims stellen könnte: Zum "Winzer des Jahres" wurde er bereits 2014 von Gault Millau, zum "Weingut des Jahres" im darauffolgenden Jahr vom Schlemmeratlas gekürt. Im November letzten Jahres wurde sein Morstein Riesling GG 2016 zum "Weißwein des Jahres" der Frankfurter Allgemeine Zeitung ausgezeichnet.

Wittmann assoziiert man üblicherweise mit Riesling. Nun kommt mehr Farbe ins Spiel. © David Maurer

In den national und international wichtigsten Weinführern, wie zum Beispiel Robert Parkers Wine Advocate, erzielen Wittmanns Lagenweine regelmäßig Bewertungen zwischen 95 und 98 Punkten und zählen damit zur weltweiten Topliga. Vor wenigen Wochen kürte Stuart Pigott mit James Suckling die Wittmann'schen Rieslinge zu den besten des Jahrgangs 2017 und geizte nicht mit Punkten: 99 Punkte für den La Borne Riesling und 98 für den Riesling Morstein GG. Den 2007er Jahrgang krönte der internationale Weinkritiker bereits im Mai mit der Höchstzahl von 100 Punkten.

Umso überraschender, dass 2018 eine Auszeichnung als "Neuentdeckung des Jahres" für Wittmann hinzu kommt. Wie passen zwei Jahrzehnte mit Höchstnoten und Neuentdeckung zusammen? In der Kategorie "Spätburgunder" im Rahmen des Deutschen Rotweinpreises 2018 hievte das Vinum-Magazin Wittmanns ersten roten Reserve-Wein auf den zweiten Platz. Eine Sensation. "Ich habe großen Respekt vor den nationalen und internationalen Spätburgunderweinen, deshalb war ich hier immer sehr zurückhaltend. Im Weinjahr 2015 hat aber einfach alles perfekt gepasst, da musste ich den ersten Réserve-Wein einfach machen", erklärt Wittmann.

Wer Wittmann kennt, weiß, dass er keine Auszeichnungen auf dem Kaminsims ausstellt. Sie sind für ihn Bestätigung und Anerkennung, vor allem aber Ansporn, sich den immer neuen Facetten seiner Weinberge zu widmen. Bei dem rheinhessischen Winzer gibt es noch viel zu entdecken.

Die Zutaten

Was ist das Geheimnis hinter Wittmanns Erfolg? Solide Basis sind sicherlich die 350 Jahrgänge Erfahrung seiner Familie, auf die sich der Winzer aus Westhofen stützen kann. Und natürlich die minutiöse Weinbergsarbeit. Es ist kein Zufall, dass die Weine von Wittmann so präzise ihre Herkunft ausdrücken, denn schon seit 1990 werden die Weinberge biologisch bewirtschaftet und seit 2004 biodynamisch. Selbstverständlich ohne chemischsynthetische Pflanzenschutzmittel, selbstverständlich ohne Herbizide und selbstverständlich ohne Mineralstoffdünger. Dafür mit mehr Handarbeit im Weinberg und mit dem unschätzbaren Vorteil, dass man die Entwicklung und das Leben der Reben hautnah miterlebt. Diese intensive Auseinandersetzung mit dem Vegetationsverlauf der Reben, mit den Bedürfnissen und den inneren Kräften des Weinstocks führt dazu, dass der Winzer die Kraft der Sonne, die Bedeutung des Windes und die Wirkung des Niederschlages aus einer anderen Perspektive sieht und sich aktiv einbringen kann.

Nach der Ernte wandern die Weine in den Keller, wo sie in Holz reifen. Stückfässer liegen aneinander gereiht im Weinkeller von 1829 und erzählen freimütig, was den Weinen dort so besonders gut tut: Zeit. Wittmann gibt seinen Weinen die Möglichkeit einer fast schon meditativen Reifung im Weinkeller - nicht umsonst steht mitten im historischen Gewölbekeller eine Buddha Statue.

WittmannWittmann neu entdecken

WeinPlus kürte vor wenigen Monaten die Wittmann Weine zur Kollektion des Jahres 2017/2018 der Region Rheinhessen und urteilte: "Seit 30 Jahren ist Wittmann eines der stärksten Weingüter im Land. Und Philipp Wittmann dreht immer noch ein bisschen weiter an den Stellschrauben. Hier entstehen Monumente. Manches Gut wäre froh, wenn seine Spitzenweine so gut wären, wie hier schon die Basisqualitäten." Die Trauben der Ortsweine aus dem Hause Wittmann stammen allesamt aus ERSTEN und GROSSEN LAGEN, es sind Weine von hoher Fruchtreife. Dicht und mineralisch zeigen sie das Potential der Spitzenlagen der Region.

2017 Westhofener Riesling trocken

Selektion von Trauben aus den VDP.GROSSEN LAGEN Morstein und Brunnenhäuschen. Hier zeigt sich die typische Kalksteinmineralik von Westhofen. Aromen von Grapefruit mit einer feinen Würze und exotischen Früchten wie Ananas und Maracuja. Tiefe und komplexe Struktur mit Anklängen von grünem Tee. Eine herrliche Frische, unterstützt von einer festen, leicht salzigen Mineralität. Sehr langer, filigraner Nachhall, verspielte Leichtigkeit und gebündelte Kraft.

2016 Westhofener Spätburgunder trocken

Eleganter klassischer Pinot mit feinen Aromen von roten Früchten und einem Hauch von Vanille. Der Wein überzeugt am Gaumen mit einer gut strukturierten Säure, Mineralität und einem würzig kräutigen Nachhall. Ein Pinot mit Finesse und Tiefe.

Zum Weingut Wittmann

30 Hektar Weinberge bewirtschaftet die Familie Wittmann. Drei Viertel davon sind mit Riesling bestockt, etwa 15% mit Burgundersorten und 10% Silvaner. Seit 1999 ist Philipp Wittmann für die Vinifizierung der Weine verantwortlich. Seit 2004 ist das Weingut biodynamisch zertifiziert. Ab 2007 leitet er das Weingut, kann aber auf die Erfahrungen der Eltern bauen. Philipp ist Mitglied bei "Respekt", der Vereinigung biodynamisch arbeitender Spitzenwinzer. Außerdem ist Philipp Wittmann Vorsitzender des VDP Rheinhessen und Vizepräsident des VDP Bundesverbandes.