Wassermangel im Weinbau Winzer befürchten Einbußen

Von Thomas Maier

Die hessischen Winzer rechnen mit erheblichen Ernteausfällen, falls es weiterhin so trocken bleibt. «Wir haben Wassermangel überall», sagt Otto Guthier, Geschäftsführer der Bergsträßer Winzergenossenschaft in Heppenheim der Deutschen Presse-Agentur. Auch qualitative Einbußen seien in diesem Jahr nicht auszuschließen. An der Bergstraße und im Rheingau werden die Jungpflanzen künstlich bewässert.

«Wir müssen wieder Wasser kriegen», stellt der Präsident des Rheingauer Weinbauverbands, Peter Seyffardt, in Geisenheim fest. In beiden Regionen werden Parallelen zum heißen «Jahrhundertsommer» von 2003 gezogen, der bei der Ernte Verluste von 20 bis 30 Prozent brachte. Noch gebe es aber Chancen auf ein gutes Jahr, heißt es.

Am größten ist der Dürrestress an der Bergstraße für Reben auf flachen Böden mit felsigem Untergrund - und im Rheingau auf Schieferböden sowie in Steillagen. Auch der Sonnenbrand, der Reben vertrocknen lässt, ist inzwischen eine reale Gefahr. «80 bis 90 Prozent der Reben sehen aber gut aus», sagt Guthier. Seyffardt verweist darauf, dass die Rebe grundsätzlich wegen ihrer tiefen Wurzeln sich besser mit der Trockenheit arrangieren könne als andere Kulturpflanzen.

In der Reife sind die Reben zwar rund zehn Tage voraus. Eigentlich aber müssten sie wegen der dauernden Sonneneinstrahlung noch weiter sein. «Doch die Trockenheit bremst die Entwicklung aus», sagt Guthier. Bei der Qualität hoffen die Winzer, dass sich 2003 nicht wiederholt. Dieser Jahrgang brachte alkoholreiche Weißweine hervor, denen es aber oft an Säure und Frucht mangelte. Für die Säureentwicklung etwa beim Riesling sind auch kühle Nächte sehr wichtig. Noch sei es aber dafür nicht zu spät, heißt es.

Immerhin hat die Hitze für die Winzer auch etwas Positives: Schädlingsbefall durch Pilze gebe es kaum, sagt Seyffardt. Auch die Kirschessigfliege, die im vergangenen Jahr vor allem bei Obst und roten Reben Einbrüche brachte, sei bisher nicht gefährlich.

Unter den beiden Regionen, in denen bevorzugt Riesling angebaut wird, kommt der Rheingau auf eine Anbaufläche von rund 3100 Hektar. Mit 440 Hektar ist die Bergstraße deutlich kleiner. dpa

Winzer hoffen auf Regen in Rheinland-Pfalz

Etwa einen Monat vor Beginn der Weinlese hoffen die Winzer in Rheinland-Pfalz auf mehr Regen. Die anhaltende Trockenheit mache vor allem jungen Rebbeständen und den Steillagen zu schaffen, heißt es in den Weinanbaugebieten des Landes. Nach den heißen Tagen im Juli und August wird teilweise mit einem etwas früheren Lesebeginn gerechnet.

An Mosel und Mittelrhein haben sich die Reben gut entwickelt. «Wir haben bisher kaum mit Krankheiten und Schädlingen zu tun», sagte der Geschäftsführer des Weinbauverbands Mittelrhein, Gerd Knebel. «Die Kirschessigfliege war kein Thema, weil sie warme Trockenheit nicht mag.» Allerdings zeichne sich ab, dass 2015 kein großes Mengenjahr werde.

In Rheinhessen und der Pfalz erwartet man einen frühen Lesebeginn: «Wir sind rund ein bis zwei Wochen früher in der Vegetation», sagte der Sprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Andreas Köhr. Der Beginn der Hauptlese im Jahrhundertsommer 2003 war Anfang September. Auch in diesem Jahr könnte der Beginn je nach Rebsorte bereits Anfang bis Mitte September liegen.

«In älteren Weinbergen, in denen die Reben tief verwurzelt sind, ist noch genug Wasser vorhanden», sagte Köhr. Bei jüngeren Pflanzen, die vor zwei, drei Jahren gepflanzt wurden und erst jetzt richtig Trauben tragen, könne es zu Trockenstress kommen. «Es wird bewässert, wo es möglich ist, aber es ist ein sehr großer Aufwand», betonte Köhr. Das Wasser werde in Fässern auf Anhängern zum Weinberg transportiert. Durch dünne, schwarze Plastikschläuche werde es am Hang geleitet und tröpfchenweise jeden Meter abgegeben.

Im Schnitt fehlten im Vergleich zu «normalen Jahren rund 40 Prozent Niederschlag», sagte der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher. Das sei aber von Region zu Region sehr unterschiedlich.

An der Nahe rechnen die Winzer damit, dass die eigentliche Weinlese Mitte September beginnt. Sorgen bereitet der Wassermangel, vor allem in den Steillagen. «Die Menge wird ein bisschen leiden, aber die Qualität ist entscheidend», sagte der Präsident des Weinbauverbands Nahe, Thomas Höfer, der Deutschen Presse-Agentur. «Und da sind wir auf einem guten Weg. Wir gehen davon aus, dass es ein sehr guter Jahrgang wird.» Wegen der geringen Regenmenge rechnen die Winzer damit, dass die Trauben klein bleiben - was der Qualität zugute kommt.

An der Mosel haben die Winzer damit begonnen, junge Rebbestände zu bewässern, um einen kostspieligen Verlust der Rebpflanzen zu vermeiden. Bei den frühen Rebsorten Müller-Thurgau und Reichensteiner seien die Beeren bereits teilweise goldgelb, sagte Winzer Heinz Röttgerding aus Winningen an der Mosel. Die Reichensteiner-Trauben werden gern für Federweißen genommen.

«Nach dem kalten Frühjahr hatten wir zunächst eher mit einem spätem Erntebeginn gerechnet», sagte Röttgerding. «Inzwischen ist der Vegetationsrückstand aufgeholt.» Bei Müller-Thurgau erwartet der Moselwinzer einen Lesebeginn ab Mitte September, bei Riesling im Oktober.

Auch bei frühen Rotweinsorten fangen die Trauben bereits an, sich zu verfärben. «Der Reifebeginn setzt früher ein als vor 14 Tagen noch erwartet», sagte Knebel. «Ein leichter Landregen wäre jetzt gut, aber den kann man sich nicht malen.» dpa