Weihnachts-Geschäft Metro-Chef zeigt sich optimistisch

Von Erich Reimann

Probleme mit dem schwachen Rubel bei den Großmärkten, Ärger mit dem Mitbesitzer bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn, Streiks bei der Supermarktkette Real: Olaf Koch, der Chef des Handelskonzerns Metro, muss sich zurzeit um viele Baustellen kümmern. Den Optimismus des Managers kann das jedoch nicht trüben. «Das Geschäftsjahr 2014/15 markiert eine Zeitenwende für die Metro Group», betonte er am Montag bei der Präsentation der Umsatzzahlen. Gemeint ist: Eine Wende zum Besseren.

Nötig hätte sie der Konzern. Denn die Metro, einst Deutschlands größter Handelskonzern, kämpfte jahrelang mit einer unbefriedigenden Umsatzentwicklung und mageren Gewinnen. Doch sieht Koch offenbar die Talsohle inzwischen durchschritten. «Wir haben es geschafft, wieder Dynamik in unser Kerngeschäft zu bringen», betonte er.

Vor allem der Ausbau des Onlinehandels und des Belieferungsgeschäfts für Großkunden wie Restaurants oder Hotels sorge für Wachstumsimpulse und stärke die Marktposition des Konzerns. Außerdem habe die Metro nach dem Verkauf von Kaufhof, der rund 1,75 Milliarden Euro in die Kassen spülte, «wieder die finanziellen Mittel für ergänzende und stärkende Akquisitionen», betonte Koch.

Zweimal hat Koch in den vergangenen zwei Monaten bereits zugeschlagen. Zum Ausbau des Liefergeschäfts kaufte er Classic Fine Foods ein. Das Unternehmen ist auf die Belieferung von Hotels und Restaurants in asiatischen Megastädten und im Mittleren Osten spezialisiert. Zur Stärkung der Serviceangebote bei Media und Saturn übernahm der Konzern außerdem den auf Elektronik-Installation und -Reparaturen spezialisierten Dienstleister RTS.

Ist Kochs Optimismus ansteckend - oder war es die Ankündigung, der Konzern erwarte ein gutes Weihnachtsgeschäft? An der Börse legte die Metro-Aktie bis zum Montagmittag deutlich zu.

Doch teilen nicht alle Branchenkenner diese positive Sicht der Dinge. Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein etwa sieht nach wie vor großen Nachholbedarf beim Thema Internet: «Die Metro ist dabei, eine große Zukunftschance in der Großhandelssparte Cash & Carry zu verpassen», meint er. Hier tue sich mit der Digitalisierung des Großhandelsgeschäfts gerade ein strategisches Fenster auf. «Der Konzern müsste einen Großteil seiner Milliardeneinnahmen aus dem Kaufhof-Geschäft nutzen, um hier zu klotzen. Aber da passiert im Grunde nichts.» Bei Media Saturn sei der Konzern zwar rührig: «Aber eigentlich müsste das Unternehmen mehr wollen, als nur hinter den Wettbewerbern her zu hecheln.»

Eine Großbaustelle im Konzern bleibt die Supermarktkette Real. Das liegt zum Teil schon im Konzept begründet. Denn die häufig auf der grünen Wiese angesiedelten SB-Warenhäuser verlieren insgesamt in Deutschland spürbar an Marktanteilen, wie aus einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung hervorgeht.

Die Situation wird bei Real noch dadurch verschärft, dass das Unternehmen wegen seiner geringen Größe deutlich schlechtere Einkaufskonditionen erhält, als die Platzhirsche im Lebensmittelhandel Edeka und Rewe. Für Heinemann, steht deshalb fest: «Real ist in jeder Hinsicht ein Klotz am Bein. Die kritische Masse, die ein Lebensmittelhändler braucht, ist für das Unternehmen nicht mehr erreichbar.» dpa