Wein für die Royals Ins Glas für die Könige

Seine Weine werden von allem im Ausland getrunken: und zwar rund um den Globus von Tokio über Stockholm bis San Francisco. Auch in Königshäusern kommen die Tropfen vom Weingut Max Ferdinand Richter in Mülheim an der Mosel auf den Tisch, darunter bei den britischen Royals. «Die Verbindung gibt es schon sehr lange», sagt Inhaber Dirk Richter. So habe das Weingut, dessen Ursprünge 340 Jahre zurückliegen, beispielsweise Wein zur Hochzeit von Prinzessin Anne geliefert. Und zum Polterabend von Prinz Charles und Prinzessin Diana gingen 100 Kisten «Graacher Himmelreich Spätlese 1979». «Das war ein richtig großer Auftrag», erinnert sich Richter.

Die Geschäfte liefen in der Regel im Stillen ab - über den Weinhändler in London, der Hoflieferant sei. «Natürlich freut man sich, wenn man es erfährt, aber es gehört dazu, dass es nicht an die große Glocke gehängt wird.» Bekannt sei: Von seiner Lage Veldenzer Elisenberg, benannt nach der beliebten Königin Luise von Preußen (1776-1810), gehen regelmäßig Weine an Queen Elizabeth II. Und seine Händler in Dänemark und Norwegen belieferten auch die dortigen Königshäuser. Insgesamt exportiert das Weingut Richter rund 80 Prozent seiner Weine.

Rheinland-Pfalz spiele bei der Lieferung edler Tropfen an gehobene Adressen im Ausland eine große Rolle, sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher, in Bodenheim bei Mainz. Dies liege daran, dass zwei Drittel des deutschen Weines in diesem Bundesland beheimatet seien und dass gut 90 Prozent des deutschen Weinexportes von dort stamme. Hinzu komme, dass es etliche Spitzenweingüter mit langen Traditionen gebe. 2019 flossen bundesweit rund eine Million Hektoliter im Wert von 300 Millionen Euro in den Export.

In Rheinhessen hat das Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim gute Beziehungen zum britischen Königshaus. Winzer Klaus Peter Keller lieferte den Wein zum 60. Thronjubiläum von Königin Elizabeth II.: Aus der Lage «Niersteiner Hipping», aus der sie bereits 1953 bei ihrer Krönung ein Wein im Glas hatte. Als Dankeschön seien die Kellers 2015 von der Queen zu einer Gartenparty in den Buckingham Palast eingeladen worden, sagt Keller. «Das war ein aufregender Tag.»

Die Verbindung sei «ein großes Kompliment für den deutschen Wein». Sie zeige auch, dass die «extrem positive Entwicklung bei der Qualität» des Weines aus Deutschland weltweit wieder verstärkt bemerkt werde, sagt Keller. Im Rheingau bezieht das englische Königshaus seit 1850 Weine aus der Lage Hochheimer Königin Victoriaberg, das vom Weingut Joachim Flick im hessischen Flörsheim-Wicker bewirtschaftet wird.

Weine vom Weingut S.A. Prüm in Bernkastel-Kues werden unter anderem vom dänischen und schwedischen Königshaus getrunken. Oft erfahre man über Geschäfte mit royalen Familien nur beiläufig, da diese über Händler liefen und Stillschweigen vereinbart sei, sagt auch Raimund Prüm. Zu den Schweden habe das Haus aber eine direkte Verbindung. Wie auch zu den Organisatoren des Friedensnobelpreises in Norwegen: «Da wird schon mal ein Wein von uns bei der Gala serviert.» In der Regel sei bei den Tropfen von Prüm immer eine «Wehlener Sonnenuhr» dabei.

Die Mosel und der Rheingau gehörten international zu den bekanntesten deutschen Weinregionen, sagen Büscher und der Geschäftsführer Ansgar Schmitz vom Verein Moselwein in Trier. Bereits seit Jahrhunderten würden Weine aus diesen Region exportiert. Egon Müller I in Wiltingen an der Saar habe schon um 1860/70 in den USA höchste Auszeichnungen erhalten. Auch nach Japan wurde im 19. Jahrhundert schon exportiert, und um 1900 waren Weine von Mosel, Saar und Ruwer die teuersten Weine auf den Weinkarten der besten Restaurants von London bis St. Petersburg, wie Schmitz berichtet.

Mit dem Schiff Titanic seien im Jahr 1912 im Nordatlantik Weine von der Mosel untergegangen - und in den Zeppelin-Luftschiffen wurde in den 1920er und 1930er Jahren Wein aus Mülheim serviert. Und zwar aus der Lage Mülheimer Sonnenlay, wie Winzer Richter (74) erzählt. Darauf seien die Mülheimer heute noch stolz. An die Tradition hat Richter angeknüpft: Er hat vor etlichen Jahren einen internationalen Zeppelin-Wein aus dieser Lage mit Trauben von verschiedenen Winzern aufgelegt. Dieser Riesling sei heute sein Exportschlager.

«Zeppelin ist rund 40 Prozent meiner Produktion», sagt Richter. 2019 seien in Erinnerung an den alten Grafen 125 000 bis 150 000 Flaschen mit dem alten Original-Etikett abgefüllt worden - für Kunden von Amerika über Asien bis Europa. «Dieser Wein sticht heraus.» Weine von der Mosel gehen insgesamt in rund 80 Länder weltweit: 2019 waren es knapp 170 000 Hektoliter im Wert von 71 Millionen Euro.

Beim Export macht den Winzern derzeit allerdings einiges schwer zu schaffen. Da sind die Strafzölle in Höhe von 25 Prozent, die die USA auf deutsche Weine (bis 14 Prozent Alkoholgehalt) eingeführt haben. Man versuche Teuerungen mit Exportpartnern abzufedern, aber mittelfristig fürchte man um den US-Absatzmarkt, sagt Richter. Die USA sind das wichtigste Exportland für deutsche Winzer.

Allein im Januar lag der Wert exportierter Weine in die USA um 40 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, sagt Büscher vom Weininstitut. Zudem schlage die Corona-Pandemie ins Kontor. Mit dem Lockdown in vielen Ländern der Erde seien Wein-Geschäfte eingebrochen. «Durch die globale Reichweite der Krise ist auch der Weinexport der Weingüter im ersten Quartal um 33 Prozent zurückgegangen», sagt er.

Die Weinexporteure seien allerdings nicht alle gleichermaßen von der Corona-Pandemie betroffen. «Wie auch hier in Deutschland hat sich in vielen Exportmärkten der Weineinkauf ins Internet und in den Handel verlagert. Wer dort gelistet war, konnte sogar von der Krise profitieren.» dpa