Kühle Temperaturen und häufiger Regen machen momentan den Weinbauern in Hessen das Leben schwer. In den Anbauregionen Rheingau und Bergstraße verlängere sich die Rebblüte, sagte Claudia Jung vom Dezernat Weinbau des Regierungspräsidiums Darmstadt. Bei trockenem und warmem Wetter sei die Blüte in drei Tagen durch. Dieses Jahr dauere sie deutlich länger. Die jungen Beeren seien während der Blüte kaum geschützt.
Das feuchte Wetter biete zudem optimale Bedingungen für Pilzbildung. Gefürchtet ist bei den Winzern vor allem der Falsche Mehltau. Um das zu verhindern, müsse in diesem Jahr viel Pflanzenschutzmittel gespritzt werden, erklärte Jung. «Damit das antrocknet, muss es mindestens eine Stunde trocken sein - das ist im Moment wirklich schwierig.» Auch seien viele Hänge wegen des durchweichten Untergrunds nur schwer mit Maschinen zu befahren.
Mit Blick auf die Qualität des Weinjahrgangs 2016 beruhigte Jung allerdings: «Es ist noch alles drin.»
Doch bleibt es weiterhin kühl, könnten durchaus ernsthaftere Schäden drohen. Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim spricht von der Verrieselung. «Dann werden einzelne Beeren nicht befruchtet.» Blüten oder kleine Beeren werden vom Stielgerüst der Rebe abgestoßen. Doch dazu müsse es nicht kommen - wenn endlich der Sommer kommt. «Die Winzer wünschen sich endlich wärmeres Wetter», fasste auch Büscher die Stimmung zusammen.
Auswirkungen hat die verspätete Blüte auch auf die Ernte im Herbst. Rund 100 Tage nach der Rebblüte sind die Trauben reif und bereit für die Weinlese. Auch dieser Zeitpunkt verschiebt sich also nach hinten. Fachmann Büscher sieht aber zumindest in diesem Fall keine Probleme. dpa