WEINELF Deutschland Das Vatikan-Spiel

50 Mann (und Frau) hoch reisten aus Frankfurt, München und Basel nach Rom, um einer Generalaudienz des Papstes auf dem Petersplatz beizuwohnen und um Fußball zu spielen. Der höchste Würdenträger der katholischen Kirche hatte zunächst Vorrang. Freudig registriert wurde dabei von der WEINELF-Delegation, dass sie bei der Aufzählung der diversen Pilgergruppen, die dem Papst auf der Tribüne sehr nahe kommen durften, nicht vergessen wurde. Und sie orientieren sich am Tag danach an einem gehörten Bibelspruch: „Lasst uns mit Ausdauer in den Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist.“

Was dann am 6. Juni stattfand, war sicherlich eines der ungewöhnlichsten Länderspiele im Fußball, die es in den letzten Jahren gab. Ort der Handlung war Rom. Unweit des Petersplatzes und des Vatikans im Sportcentro Sportivo standen sich gegenüber: die Nationalmannschaft der deutschen Winzer, genannt WEINELF, und die Nationalmannschaft des kirchlichen Kleinstaates Vatikans, der aus seinen rund 1000 Einwohnern immerhin acht Fußballmannschaften und neuerdings sogar eine Frauen-Fußballmannschaft aufbieten kann.

Gegner der WEINELF war allerdings eine Männertruppe als Auswahl aus den acht Teams, die – fit durch bereits 20 Spiele im Jahr 2019 - dem deutschen Team das Leben durchaus schwer machte. Das Spiel, soviel vorweg, endete 1:1 (Halbzeit 1:0 für die WEINELF). Die Vatikan-Elf zeigte auf dem Kunstrasenplatz unter Flutlicht beachtliche fußballerische Fähigkeiten. Aber die von Spielführer Stefan Winter aus Rheinhessen angeführten kickenden Winzer aus der Pfalz, aus Rheinhessen, Franken, Baden und von der Mosel, die vom Trainergespann Erich Rutemöller und Friedel Müller hervorragend eingestellt waren, konnte sich dennoch im Verlauf der 70 Minuten ein leichtes Plus erarbeiten.

Sie hatte eine Ballbesitzquote von geschätzten 60 Prozent und ein Chancenplus, meist inszeniert vom Rheingauer Christian Gebhardt, der trotz Schmerzen im Knie großartig aufspielte und mit seinen Überraschungs-Einwürfen über 50 Meter Distanz beeindruckte. Die Abwehr stand sicher. Erstaunlich war, wie souverän sich die Spieler immer wieder befreien konnten, wenn es eng wurde. Und falls dennoch mal ein Ball gefährlich vor das Tor kam, war Keeper Maxi Stigler ein sicherer Rückhalt. Nur einmal hatte er Glück, als zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff ein Ball am Pfosten landete. Aber kurz vorher war nach einer sehenswerten Kombination das 1:0 für die WEINELF gefallen. Der Pfälzer Hendrik Amborn hatte den Ball zunächst an die Latte geknallt und konnte dann den Abpraller mit einem präzisen Schuss verwerten.

Auch in der zweiten Halbzeit ging es auf Augenhöhe zwischen den beiden Mannschaften weiter. Aufregung gab es vor allem auf der Tribüne, als ein WEINELF-Spieler nach einem harmlosen Pressschlag die Gelbe Karte bekam. Ehrenspielführer Franz Josef Jung pfiff besonders lautstark. Und noch mehr, als zwei Minuten vor dem Abpfiff der nicht ganz unparteiische sog. Unparteiische einen Elfmeter für den Vatikan gab. „Das war nie ein Elfer“, erregte sich Jung. Aber ein Videobeweis war nicht möglich. Ebenso nicht, als praktisch im Gegenzug nach einem Eckball erneut Hendrik Amborn ins Schwarze traf, aber der Linienrichter die Fahne wegen Abseits hob und der Treffer für ungültig erklärt wurde. Vielleicht blieb Hendrik damit irgendwann später der Abmarsch in die Hölle erspart. Denn zwei Tore quasi gegen den Papst, das wäre doch etwas zu viel gewesen.

So gab es am Ende ein durchaus leistungsgerechtes Unentschieden, mit dem sich beide Trainer der WEINELF zufrieden zeigten. „Wenn es ein bisschen kracht, werden halt solche Elfmeter gegeben“, resümierte Erich Rutemöller. „War ein starkes Spiel unserer Jungs“, lobte Friedel Müller. Er bedauerte, dass eine Reihe von Kickern, die auf einen Einsatz gehofft hatten, nicht auflaufen konnte. „Dafür war das Match einfach zu eng.“ Positiv überrascht zeigte sich ein Bekannter von Sport-Direktor Michael Apitz, der Torwarttrainer von Eintracht Frankfurt, Manfred „Moppes“ Petz, der Urlaub in der Gegend machte und von dem Spiel erfahren hatte. Er sprach von einem richtig guten Match und hob dabei die Sicherheit von Torhüter Maxi Stigler hervor. Jetzt überlegt Mama Regina Stigler, welche Ablöse sie für ihren Sohn bei einem Wechsel von Wein in den Profi-Fußball verlangen soll…


Am Rande bemerkt: Wenn schon Rom, dann nicht nur Fußball, sondern auch viel Geschichte, Kultur und Genuss. Für das Programm sorgte hauptsächlich schon lang im Vorfeld die nervenstarke und mit Engelsgeduld ausgestattete Erica Fischbach. Besucht wurden die Vatikanischen Museen, die Sixtina mit genialen Malereien von Michelangelo, das Forum Romana und das eindrucksvolle Kolloseum, das einst 70 000 Besuchern Platz bot. Auch ein kurzer Spaziergang durch den Vatikan mit seinen Gärten und ein Gespräch mit dem Präsidenten der Vatikan-Nationalmannschaft wurden absolviert. Eindrucksvoll waren die mit viel Humor gewürzten Informationen von Führerin Diana.

Dass wohl alle Delegationsteilnehmer inklusive Spieler mit mehr Pfunden die Rückreise antraten, war unserem italienischen Freund Luigi Brunetti gewissermaßen „anzulasten“, der uns in Restaurants von Freunden in der Altstadt von Rom entführte und auch dafür sorgte, dass die Truppe in zwei Weinbaubetrieben (die 1200-Hektar-Genossenschaft Gotto d’Oro von Frascati und das Bio-Weingut Marco Carpineti) bestens aufgenommen und bewirtet wurde. (Text: Rudolf Knoll für die WEINELF)