Weinfass in Schrankform Eckiges Fass für Wein

Von Jasper Rothfels und Uwe Anspach

Wie ein Weinfass im herkömmlichen Sinn sieht die Entwicklung von Thomas Lutz nicht aus. Das Konstrukt aus Eichenholz und Edelstahl wirkt eher wie ein mannshohes Schränkchen. Der Pfälzer hat mit der Tradition gebrochen und einen eckigen Behälter für Wein gebaut, für Barrique-Wein. Das soll kein Marketing-Gag sein. Sein Konstruktionsprinzip mache es möglich, beim Holzverbrauch, beim Lagern und beim Transport erheblich zu sparen, sagt der 56-Jährige, der für das Fass einen Designpreis des Landes erhielt. Es könne viel öfter wiederverwendet werden als runde Fässer. Die Folge: "Sie müssen ja gar nicht mehr so viele Eichenholzbäume einschlagen."

Das Fass hat einen Edelstahlrahmen: eine rechteckige Grundfläche mit untereinander verbundenen Profilleisten an den Ecken. Die Fassbretter, die Dauben, die bei traditionellen Fässern gebogen sind, sind hier gerade. Sie lassen sich an jeder Seite von oben in die Leisten einschieben und bilden so übereinanderliegend die Wände. Der Auslass befindet sich auf dem Edelstahldeckel - von dort aus wird der Wein "abgezogen". "Eigentlich relativ einfach und simpel", sagt der Schreinermeister und Berufsschullehrer Lutz, dem es nach eigenen Angaben sehr um Nachhaltigkeit geht.

Barrique-Weine sind vor allem im Premiumbereich zu finden. Sie reifen in Eichenholzfässern, deren Innenseiten geröstet beziehungsweise "getoastet" wurden, was dem Wein besondere Aromen verleiht. Die Fässer werden dafür ohne Boden und Deckel über ein offenes Feuer gestellt, so dass die Flammen hindurchschlagen. "Dieser Toasting-Prozess ist hinterher sehr entscheidend für die Intensität des Barrique-Aromas", sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher. Dabei entstehe eine Vielzahl von Aromavorstufen.

Zwar sind Barrique-Fässer nach Expertenangaben bei der Anschaffung eigentlich nicht teurer als "normale" Fässer - sie würden es aber, weil sie eine geringere Lebensdauer hätten, sagt Böttchermeister Michael Gies aus Bad Dürkheim. Während man ein "normales" Fass bei guter Pflege 100 Jahre "belegen" könne, gälten für das Barrique-Fass fünf bis sechs Jahre. Die Röstaromen gingen allmählich verloren. Lutz sagt, die Innenseite des Fasses setze sich mit Weinstein zu. Das Fass zu zerlegen, zu reinigen und wieder zusammenzubauen, sei aber nicht wirtschaftlich. Die Fässer würden durch das Spundloch gereinigt.

Hier setzt Lutz' Entwicklung an. Seine geraden Fassdauben ließen sich aus den Profilen nehmen und abhobeln. Danach könnten sie neu getoastet und eingesetzt werden. Bis zu 24 Durchgänge seien so möglich. Der Vorteil: "Man verwendet über einen langen Zeitraum das gleiche Holz." "Rebarrique" hat seine Frau das Prinzip deshalb genannt, um auf die Wiederverwertbarkeit hinzuweisen.

Außerdem, sagt Lutz, werde der Platz besser ausgenutzt als bei einem runden Fass. Die Lagerflächen können nach seiner Rechnung um bis zu 80 Prozent verringert werden, der Eicheneinschlag für den globalen Daubenbedarf bis zu 85 Prozent und das globale Transportvolumen bis 95 Prozent.

Lutz kam nach eigenen Angaben auf die Idee, nachdem er von einem Franzosen las, der vor etwa 20 Jahren ein kubisches Fass entwickelt hatte, um Lagerkapazität zu sparen. Außerdem fiel ihm eine Dissertation in die Hände, der zufolge der Wein nur wenige Millimeter in die Oberfläche des Fassholzes eindringt, also noch undurchtränktes Holz übrig bleibt. Da habe er mit Tests begonnen.

Das Wasser sei zunächst noch aus dem Fass geflossen. Doch am 1. Juni sei es dicht gewesen. Die Dauben röstete er über seinem Grill. Ein Fass mit Spätburgunder steht bei Winzer Christian Nett in Duttweiler. "Der Wein ist sehr gut", sagt der. Und: "Ob das Fass rund oder eckig ist, ist dem Wein egal." Es komme auf das Toasting an. Lutz hat nach eigenen Angaben schon Interessenten, die das eckige Fass produzieren und welche, die es abnehmen wollen. "Unser Ziel ist, "Rebarrique" zu einer globalen Marke für nachhaltigen Genuss zu machen", sagt er. In die Massenproduktion will er vorerst aber noch nicht einsteigen. Einen Preis für das Modell "Rebarrique" kann er noch nicht nennen.

Mancher Fachmann zeigt sich allerdings nicht überzeugt. "Der kann fünf Designpreise gewinnen, da kommt nichts bei raus", sagt Böttcher Gies. "Diese geraden Seiten sind nicht stabil." Durch den Einfluss des Weins verformten sich die Dauben so stark, dass sie bald nicht mehr behandelbar seien. Es fehle dem Konstrukt an Spannung, und die Fässer würden undicht. Gespart werde damit gar nichts. Bislang hält das Fass nach Angaben von Netts Weingut allerdings dicht.

Von einer kleinen Lachnummer spricht gar Prof. Ulrich Fischer vom DLR Rheinpfalz in Neustadt. Untersuchungen zu viereckigen Fässern hätten gezeigt, dass diese nicht dicht blieben. "Die Fässer sind seit 2000 Jahren rund», sagt er. Das habe seinen Grund. Und stapeln ließen sie sich auch. «Ich kann Ihnen Bilder zeigen, da stehen 20 Fässer übereinander." dpa
www.rebarrique.de