Weingut Palacios Álvaro aus Alfaro

Mitten in ein Rebenmeer der Rioja Alta ist Álvaro Palacios (Jahrgang 1964) hineingeboren. Sein Heimatort, das kleine Alfaro, hätte den Titel "Welthauptstadt der Störche" verdient. Mehrere hundert Storchenpaare brüten Jahr für Jahr rund um die barocke Stiftskirche San Miguel ihren Nachwuchs aus und bieten einen unvergesslichen Anblick.

Das für diese Gegend so harmonische Miteinander von Kultur und Natur hat auch den jungen Álvaro beeindruckt. Palacios ist ein tiefreligiöser Mensch. "Die Weinberge befinden sich in der Nähe von Klöstern, Kapellen und Pilgerwegen. Die nach wie vor spürbare Spiritualität und die Mönchskultur prägen den Charakter der drei Weinkellereien" sagt Álvaro, dessen Heimatverbundenheit ihn nicht hinderte, neben der heimatlichen Bodega im Rioja auch Projekte in Priorat (Gründung 1989) und Bierzo (1998) anzugehen.

Weingut Palacios | Álvaro aus Alfaro

Da ein fester Glauben auf dem Weg zu einem "Kultwinzer" zwar hilfreich, aber wohl kaum ausreichend ist, genoss Palacios eine exzellente Ausbildung, u.a. mit einem Önologiestudium in Bordeaux und Praktika bei Jean-Pierre Moueix (u.a. Château Petrus) und bei der Stag's Leap Winery im Napa-Valley. Als "Pionier des Priorat" nutzte Palacios die Gunst der Stunde und kaufte uralte, terrassierte Weinberge, als keiner etwas von dieser schroffen, rückständigen Region wissen wollte. Heute weiß man, Álvaro hat sich die Filetstückchen gesichert.

Auf kargen, sonnenverwöhnten Böden stehen Rebstöcke mit Garnacha- und Samsó-Trauben, die mehr als doppelt so alt sind wie der Winzer selbst. Die Weine, die hier entstehen, gehören zu den großen Rotweinen der Welt! Auch für die "einfacheren" werden nur 25 Hektoliter pro Hektar geerntet. Grundlage für Gewächse mit Tiefgang und Charakter. Gegen den Hype, der mittlerweile um Les Terrasses, den Dofí und insbesondere um die L'Ermita entstanden ist, wird sich Álvaro zwar nicht energisch wehren, doch als Motivationsquelle für den Winzer Palacios ist er komplett überflüssig.

Im Weinberg selbst sucht und findet Álvaro seine Herausforderung. So auch im Bierzo, wo er autochthonen Rebsorten wie der Mencía zu neuer Geltung verhalf. Es mag abgedroschen klingen, aber die Weine von Álvaro Palacios sind seriös und authentisch. Mit spielerischer Leichtigkeit vermag der spanische Perfektionist einen Bogen von der Tradition zur Moderne zu schlagen und keltert intensive und zugängliche Weine, die dennoch nicht auf dem Altar des Mainstreams geopfert werden.

Álvaro Palacios macht Wein im Rioja, im Priorat und Bierzo

Wäre Álvaro, vom Decanter Magazine 2015 als "Man of the Year 2015" gekürt, ein Regisseur, würde er anspruchsvolle Autorenfilme drehen, welche die Kritiker begeistern und dennoch von einem breiten Publikum verstanden und geliebt werden. Alle Palacios-Weine werden biodynamisch erzeugt und spontan vergoren. Alle Weine eint eine gewinnende Harmonie aus Kraft und Eleganz.

Der Wein-Tipp:

Petalos del Bierzo DO, Descendientes de J. Palacios

Womöglich haben Sie noch nie vom Anbaugebiet Bierzo gehört oder einen aus der regionalen Leitsorte Mencía gekelterten Wein am Gaumen gehabt. Es gibt gute Gründe, das zu ändern! Das Bierzo liegt zwischen Portugal und dem Atlantik im Nordwesten der Region Kastilien-León. Ähnlich wie im Priorat spielte auch hier Álvaro Palacios sein Talent als "Trüffelschwein" aus und erwarb wahre Filetstücke unter den bis 800 Meter hochgelegenen Weinbergen. Im ziemlich milden, gemäßigten Klima und auf heterogenen Böden - schwere Lehmböden kommen ebenso vor wie Quarzit und Schiefer - wächst hier mit der Mencía eine weithin unbekannte "Kiezgröße" heran, deren großes Potenzial Palacios wunderbar herauskitzelt. Der Petalos glänzt mit einer beinahe burgunderhaften Filigranität und präzisem Fruchtspiel.

Bezugsquelle: Weinladen Schmidt

Petalos del Bierzo DO, Descendientes de J. Palacios.