Weinlese in Berlin Start der Weinlese

In den Berliner Rebgärten startet in dieser Woche die Weinlese. Im Weingarten am Kreuzberg werden die ersten Trauben am Dienstag gelesen, während im Weinberg am Humboldthain in Wedding die Ernte am Mittwoch ist, wie das Bezirksamt Mitte mitteilte. Die Winzer erwarten nach eigenen Angaben eine schlechte Ernte.

Das Wetter sei in diesem Jahr zu wechselhaft gewesen, erklärte Timo Bieber, der den städtischen Weingarten in Friedrichshain-Kreuzberg im Auftrag des Bezirksamtes mit Helfern über das Jahr pflegt. Den Frost hätten die Weinstöcke noch gut überstanden. Doch der ständige Wechsel zwischen Sonne und Regen im Sommer habe den Trauben zu schaffen gemacht, da er ein pilzfreundliches Klima schuf. «Falscher Mehltau, echter Mehltau, wir haben sie alle gesehen», sagte Bieber.

Auch am Humboldthain, wo der Weinanbau im Jahr 1987 begann, wird witterungsbedingt eine geringere Ernte erwartet, erklärte das Bezirksamt. Zur Qualität des diesjährigen Jahrgangs könne man aber erst bei der Lese am Mittwoch etwas sagen.

Im letzten Jahr wurden in Kreuzberg 500 Kilogramm Riesling und 150 Kilogramm Spätburgunder geerntet. Dieses Jahr erwarte man nur ein Drittel davon, vielleicht sogar weniger. «Es ist eine Katastrophe», sagte Bieber. Aus einem Kilo Trauben könne ungefähr eine Flasche Wein produziert werden.

Im Humboldthain werden nach Angaben des Bezirksamtes Mitte neben Grauburgunder unter anderem die Sorten Frühe Madeleine und Königin der Weingärten angebaut. In der Regel rechnet man mit einer Ernte von 200 Kilogramm, die dieses Jahr allerdings auch geringer ausfallen könnte. Daraus wurden in den letzten Jahren rund 100 Flaschen gewonnen.

Während die Trauben aus Kreuzberg zu Rot- und Weißwein verarbeitet werden, wird aus der Ernte im Wedding der «Hauptstadtsekt». Das passiert jedoch nicht in Berlin. Die Weine werden in Kreuzbergs Partnerstädten Wiesbaden und Ingelheim in den Weingütern Höhn und Simone Adams gekeltert. Der «Hauptstadtsekt» wird in Achkarren am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg versektet.

Die fertigen Flaschen gehen an die jeweiligen Bezirksämter und nicht in den freien Verkauf. Sie werden zu Dienstjubiläen, Verabschiedungen, für Auszeichnungen und als Gastgeschenk für Städtepartnerschaften vergeben.

Der Weinbau hat in Berlin eine längere Tradition, als man vermuten könnte. Darauf würden auch Namen wie Weinbergsweg und Weinmeisterstraße hindeuten, erläutert Timo Bieber. In Kreuzberg gab es laut Bezirksamt im Jahr 1450 bereits 100 Weinbauern. Längere Kälteperioden im 18. Jahrhundert setzten dem Anbau jedoch vorerst ein Ende. Seit 1968 wachsen am Nordhang des Kreuzbergs im Viktoriapark auf einem Gärtnereigelände wieder Weinstöcke. dpa