Weinregion Saar wird neu entdeckt

Von Birgit Reichert

Die Saar und ihre Weine sind plötzlich in vieler Munde. Prominente Zuzüge machen's möglich, wie jüngst der Einstieg von Günther Jauch ins Saar-Weingeschäft zeigt. Der Star-Moderator ist aber nicht der einzige Neu-Winzer, den die kleine und feine Weinregion in den vergangenen Jahren angelockt hat.

«Wir haben eine Reihe von Quer- und Neueinsteigern an der Saar, die viel investieren und Weingüter mit Leidenschaft übernehmen», sagt der Geschäftsführer des Vereins Moselwein, Ansgar Schmitz. Die Saar gehört zum rheinland-pfälzischen Anbaugebiet Mosel, das bis 2007 Mosel-Saar-Ruwer hieß.

Da ist etwa Helmut Plunien. Er hat neun Jahre lang das Weingut Bürgerspital in Würzburg geleitet und dann die Bischöflichen Weingüter in Trier geführt, bevor er 2010 in Ayl an der Saar das Weingut «Vols» gründete. Auf sieben Hektar bewirtschaftet der 46-Jährige beste Lagen und fühlt, dass er angekommen ist. «Man kann auf den Schieferböden Weine erzeugen, die einzigartig sind», sagt er. Die Weine seien «schlank, elegant, mineralisch ausgeprägt mit einem nicht so hohen Alkoholgehalt». Leicht und geschmackvoll - das liege voll im Trend.

Sein Keller zeigt's. «Der 2010er ist so gut wie weg. Wir warten dringend auf den 2011er Jahrgang». Er ist überzeugt: «Die Saar wird gerade neu entdeckt.» Es gebe «eine große Nachfrage, ja Suche nach Saarweinen». Das liege nicht nur am «Günther-Jauch-Faktor», sondern an der hohen Qualität in dem rund 750 Hektar großen Gebiet. Top-Weine von der Saar hätten Tradition. Tatsächlich: Im rund 27 Kilometer langen Saartal zwischen Konz und Serrig gibt es besonders viele Winzer, die zum Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) gehören - der Klub der allerersten Weinadressen.

Etwa Egon Müller aus Wiltingen, Max von Kunow aus Konz-Oberemmel, die Güter Forstmeister Geltz-Zilliken aus Saarburg oder Van Volxem aus Wiltingen. Und Günther Jauch eben in Kanzem. «Saarweine gehörten vor 100 Jahren zu den teuersten der Welt und hatten einen Ruf wie Donnerhall», sagt er. Kenner schmeckten die Saar-Charakteristik heute noch einfach heraus. «Egal wie sich jemand in Italien, Frankreich, Kalifornien, Australien, Südafrika anstrengt, das hinzukriegen, das gelingt halt nicht. Insofern ist das eine gesegnete Gegend und weltweit ein Alleinstellungsmerkmal», sagt Jauch.

Und da ist auch Jochen Siemens. Den Historiker und früheren Chefredakteur der «Frankfurter Rundschau» hat es Ende 2005 an die Saar nach Serrig verschlagen. Er erfüllte sich den Traum vom eigenen Weingut. «Ich liebe die Saar-Rieslinge. Die kann man nur hier machen», sagt der 63-Jährige auf seinem Weingut «Dr. Siemens».

Er musste das übernommene Weingut neu aufbauen. «Die größte Herausforderung war, die Weinberge auf Vordermann zu bringen», sagt er. Heute fließen edle Tropfen aus 14 Hektar in die Flaschen, darunter zwei Drittel Riesling. Und Kenner vermuten, dass er bald auch zum VDP gehören wird.

Schwer als Quereinsteiger sei es für ihn nicht gewesen, sagt Siemens. «Man mischt sich gut mit den Alteingesessenen. Die Zusammenarbeit ist großartig.» Gerade seien einige Winzer bei Jauch auf dem «Weingut von Othegraven» zum Abendessen eingeladen gewesen. «Es gibt einen sehr kollegialen Touch in der kleinen Anbauregion», sagt Siemens. An der Saar befinden sich rund 50 Weingüter.

«Man merkt hier eine Aufbruchstimmung», sagt der Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel, Gerd Knebel, in Serrig. Nicht nur wegen der «Neuen» an der Saar - viele Weinberge seien jüngst rekultiviert worden. Und der Vorsitzende des Moselwein-Vereins, Adolf Schmitt, meint: «Die Saar ist plötzlich wie aus einem Dornröschenschlaf erwacht.» dpa