Weißburgunder-Veranstaltung in Südtirol Spatium Pinot Blanc

Auftakt des "Spatium Pinot Blanc" war am Donnerstag, den 3. Mai, ein weinkulinarischer Abend in der schön renovierten Kellerei Girlan unter der Regie von Sterneköchin Anna Matscher und ihrem jungen Kochteam, unterstützt von Haubenkoch Manuel Ebner. Der Genuss-Pfad führte durch die Kellerei Girlan, wo an sechs Positionen verlockende Köstlichkeiten angeboten wurden, jeweils begleitet von zwei Weißburgunder aus der Region Eppan, von den Winzern persönlich vorgestellt. Sechs feine Gerichte und siebzehn Weißburgunder aus Eppan und Umgebung boten den Teilnehmern höchsten Genuss, eine unendliche Aromenvielfalt und einen unvergesslichen Abend.

Der Freitagvormittag richtete sich vorwiegend an das zahlreich nach Südtirol angereiste Fachpublikum und an Winzer aus Norditalien, Deutschland und Österreich. Namhafte internationale Referenten berichteten über neue Erkenntnisse zum Thema Pinot Bianco, über die Forschung und die Wissenschaft sowie über Möglichkeiten der Positionierung und der Vermarktung der Rebsorte - wie immer man sie auch nennen mag: Weißburgunder, Pinot Blanc oder Pinot Bianco.

Während sich Prof. Dr. Ulrich Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Önologie am DLR Rheinpfalz, mit dem Einfluss des Lesezeitpunkts auf Phenole und Sensorik, über die Maischevergärung, die Standzeiten, den Ausbau in Holz oder Stahl und das Herausarbeiten von Terroir-Unterschieden, Höhen und Hangausrichtung beschäftigte, ging David Schildknecht mehr darauf ein, wie es der Weißburgunder schaffen könnte, noch mehr im Rampenlicht zu stehen. Die Rebsorte hat seiner Meinung den Vorteil, dass die Herkunft nicht eindeutig geklärt ist.

Im Burgund ist der Anteil der Pinot Blanc sehr gering, der Wein ist also nicht vergleichbar, wie etwa beim Chardonnay, der immer wieder mit einem Chardonnay aus dem Burgund verglichen wird. Es gibt zudem verschiedene Typen von Weißburgunder Rebsorten, einige Weingüter verfügen über vier bis fünf unterschiedliche Klone. Für ihn ist es die Fruchtigkeit, die Cremigkeit und der Charme den Weinliebhaber so schätzen. David Schildknecht ist der Ansicht, dass Pinot Blanc eine Brücke zwischen Riesling und Chardonnay darstellt und vergleicht seine Ausstrahlung mit einem Aquarell.

Madeleine Stenwreth vermittelte einen Einblick in die nördlichen Märkte und berichtete welchen Stellenwert Weißburgunder in Schweden, Finnland und Norwegen heute hat. Für die Rebsorte eine schwierige Herausforderung, falls ein Winzer dort Fuß fassen möchte.

Britta Wiegelmann, die Chefredakteurin des Gault Millau Deutschland meint, dass der Weißburgunder der stille Star ist. Beim Gault&Millau 2018 betrugen Weißburgunder 8,5 % der eingereichten Weine. Es wurden mehr Weißburgunder eingereicht als Grauburgunder, obwohl die Grauburgunder Rebfläche wesentliche größer ist. Bei der Rubrik "Lieblingsweine" positionierte sich der Weißburgunder mit 58 von 980 Weinen, mehr als jede andere weiße Burgundersorte. Weshalb Weißburgunder bei Weinliebhabern so einen hohen Stellenwert hat, liegt an folgenden Eigenschaften, die man mit dem Wein verbindet:
- Von allem etwas, aber nicht zu viel: Frucht Spannung, Körper, Kraft, Mineralität, Fülle, belebende Säure
- Harmonie, Finesse und Eleganz
- Drückt wunderbar das Terroir aus
- Große Vielseitigkeit, von frisch und knackig bis kräftig und langlebig
- Perfekter Essensbegleiter
- Nicht so anstrengend wie ein burgundischer Chardonnay - unaufgeregt
- Besonders an einen Ort gebunden

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion die Eva Ploner von Daviso und der Weinjournalist Jens Priewe moderierten, waren neben den Vortragenden auch noch Stephan Filippi, der Önologe der Kellerei Bozen und Präsident der Südtiroler Önologen Vereinigung und Dario Cappelloni, Vizekurartor Weinführer "Guida Essenzioale ai Vini d´Italia von DoctorWine anwesend.

Man war sich im großen und ganzen darüber einig dass Weißburgunder längst kein Nischenprodukt mehr ist, zumindest nicht in den heimischen Regionen Norditalien, Deutschland oder Österreich.

Diskutiert wurde auch welche Stilistik besonders gefragt ist und wo die Reise hingeht. Umfragen ergaben, dass die meisten Weinfreunde die einfacheren Pinot Bianco bevorzugen, vor allem weil sie gut zum Essen passen und trinkig sind.

Um den Weinen international mehr Anerkennung zu verschaffen ist der Ausbau im Barrique sicherlich nicht der richtige Weg - darüber war man sich einig. Um dieses Ziel jedoch zu erreichen sind neben der Ertragsreduzierung, die Höhenlagen und auch eine längere Reifezeit wesentlich wichtiger. Zu guter Letzt war man sich einig, dass ein wesentlicher Vorteil des Pinot Blanc seine Identität mit der Region ist, und das macht ihn zu einem sympathischen vinophilen Botschafter für Südtirol.

Am Nachmittag hatten Weinprofis aus dem In- und Ausland die Möglichkeit bei einer Masterclass-Verkostung mehr über das Wesen, die Winzer und die Weinbauregionen zu erfahren. In den Abendstunden hatten private Weinliebhaber die Möglichkeit in der Kellerei St. Michael über 160 Weißburgunder aus Italien, Deutschland, Österreich, Schweiz und Frankreich zu verkosten. Eine gute Möglichkeit vom Weißburgunder-Fan zum Weißburgunder-Kenner zu werden.

Eure Monika Kellermann