Als Elisabeth Gürtler zu Beginn des Sommers in Seefeld auf der Terrasse ihre Hotels Astoria stand, war blickte sie auf Baugruben, einen unfertigen Pool und Kräne. Inzwischen ist alles fertig. Gut gerüstet für die kommenden Herausforderungen der Region. Ist doch Seefeld 2019 Gastgeber der Nordischen Ski Weltmeisterschaft. Fast ein Jahr lang ist Tourismuschef Markus Tschoner dafür durch die Welt geflogen und hat geworben. Für eine Gegend die zu den touristisch attraktivsten Österreichs gehört. Mit vielen Möglichkeiten. Eben auch etliche Skipisten.
Doch dies ist nur eine Möglichkeit in der Region Seefeld. Der Olympiaregion und der Region der Nordischen-Ski-Weltmeisterschaften 2019. "Wir sind sehr froh, dass wir diese sportliche Großereignis zu uns holen konnten", sagt Tourismuschef Markus Tschoner. Wie gesagt - monatelang ist er dafür mit dem Bürgermeister und anderen Offiziellen durch die Welt gereist, um für sein Seefeld zu werben.
Mit Erfolg. Und so wird nun alles kräftig auf Vordermann gebracht um den vielen Gäste und Sportler zur WM im Winter 2019 ein guter Gastgeber zu sein. Doch nicht nur im Winter ist das auf einem Hochplateau gelegene Seefeld mit seinem Umland eines der meist frequentierten Urlaubs-Hot-Spots Österreichs. "Fast die Hälfe der Gäste kommen inzwischen im Sommer" so Tschoner.
15.000 Gästebetten stehen bereit. Vom einfachen Gästezimmer in einer Pension bis zur Fünf-Sterne-Plus-Herberge. 450.000 Gäste kommen pro Jahr und bleiben im Schnitt fünf Nächte lang. Mehr als die Hälfte kommt aus Deutschland, gefolgt von Schweizern, Gästen aus Italien, Benelux und den USA.
Vor allem die drei Fünf-Sterne-Hotels der Region bieten da exklusive Angebote. So hatte das Astoria von Elisabeth Gürtler bereits 1955 das erste Hallenbad Tirols. Doch seitdem haben sich nicht nur die Ansprüche an Hallenbäder geändert. Badelandschaften sind gefragt. Und auch die Zimmerausstattung ist eine andere. So ließ die Hotelierdame, die übrigens die Hotelkette Sacher zum Erfolg führte, nun alles auf neuen Standard bringen. Doch immer noch mit Seele. Jenseits der Massenhotellerie.
Ebensolches gilt für das im Zentrum Seefeld gelegene Hotel Klosterbräu. 1516 als Kloster gegründet, schläft man heute in den alten Kammern der Mönche. Indes etwas vergrößert und mit allem, was heutzutage zu einem Fünf-Sterne-Haus gehört. Und der Name verrät es. Im Restaurant hat man einen Blick auf die hauseigene Brauerei. Ausgezeichnet übrigens als beste Brauerei Österreichs.
Nummer drei im Reigen der Stars ist das Interalpen Hotel Tyrol. Nun ja Nummer drei - man muss wohl sagen Nummer eins. Schon die Anfahrt ... und dann der Ausblick. Man kommt in einer Halle an, die weniger wie eine Garage wirkt. Eher wie ein Ballsaal. Eine Hotelhalle, die nach dem großen Auftritte verlangt, Zimmer mit viel, viel Platz im Innern, und viel, viel Ausblick nach draußen, ein eigenes Saunadorf und exklusive Restaurants.
"Doch es gibt auch Pensionen und kleine Familienhotels", sagt Tschoner. "So findet jeder seine Bleibe." Und jeder findet auch sein Freizeitvergnügen. Lange Ski-Abfahrten, Radwege, Wanderrouten, Seilbahnen, Golf, eben alles was man im Urlaub machen möchte. Manchmal auch einfach nur Ruhe erleben. Ruhe findet man beispielsweise auch beim Kräuter sammeln.
Vor dem Ganghofer-Museum in Leutasch ist ein kleiner Garten angelegt. Für Besucher eine hübsche Blumenwiese, ein Farbtupfer in der Landschaft. Pure Idylle. So wie in den Büchern Ludwig Ganghofers. Doch auch bei ihm war nicht alles so wie es schien. So verhält es sich auch mit dem kleinen Garten. Mitten drin steht Johanna Krug und sammelt. Für sie ist das was die Gäste nur als Schmuck empfinden eine Vorratskammer. "Es gibt hier so viele Kräuter und Pflanzen, die essbar und sogar gesundheitsfördernd sich", erzählt sie. "Hier bei uns haben wir gut 150 Heilkräuter." Da sei der Rotklee, der Östrogene enthält und Hunger stillend wirkt, Löwenzahn entgiftet die Leber, Giersch ist gegen Gicht, Brennnessel entgiftet, Frauenmantel ist gut für Blasenprobleme bei Frauen, Brennnesselsamen ist gut für die Potenz, um nur einige zu nennen.
Mit dem Gesammelten steht die Kräuterfrau wenig später in einer hübsch dekorierten Scheune. Eine gedeckte Tafel, der Duft von frischem Rehbraten durchweht den Raum. Nun noch ein paar Kräuter dazu, aufgetischt wird. Guter Wein aus der Region rundet das Mahl ab. Das schmeckt umso besser, wenn man zuvor gut zwei Stunden auf einer Wellnesswanderung war. Dabei ist das Wandern mit Wanderführer Wolfgang eher eine meditative Angelegenheit. Deshalb heißt er auch korrekt Mentaltrainer und hat nur einen Vornamen. Das ist wohl so in diesem Metier. Nachnamen scheinen nicht gut für das Karma zu sein.
Bei und mit ihm auf Wanderung wird oft und viel inne gehalten. Die Wanderteilnehmer sollen ihre Sinne schärfen. Man lernt die Geräusche des Waldes zu erfassen, die Düfte, die Farben, die Ausblicke. Und nicht zuletzt gibt es kleine Jogaübungen zu absolvieren. Man muss sich darauf einlassen. Vielleicht nicht jedermanns Sache. Doch Wolfgang erklärt "Wer inne hält, hat inneren Halt."
Und wie gesagt - die Landschaft ist nicht nur hübsch anzuschauen. Manchmal kann man sie eben auch schmecken. Tirol schmeckt den Touristen ganz offensichtlich, besonders den deutschen. Immerhin 55 Prozent ist der Anteil aus Deutschland. Gefolgt von der Schweiz, Italien und Benelux. Aber auch immer mehr Gäste aus Übersee und Asien kommen. Tirol ist im Österreichtourismus ganz weit vorn.
Das Astoria ist jetzt wieder auf dem neuesten Stand. "Aber Stillstand wird es deshalb nicht geben", lacht Elisabeth Gürtler.