Wenig Eiswein beim 2017er Jahrgang Kaum Aussicht auf Eiswein

Von Birgit Reichert

In diesem Jahr wird es im Südwesten Deutschlands kaum Eiswein geben. Nach der extrem frühen und zudem kleinen Ernte hätten nur noch vereinzelt Winzer Trauben für einen möglichen Eiswein hängengelassen, sagte der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher. "Bei geringen Erträgen holen die Winzer lieber das rein, was sie haben und und spekulieren nicht noch auf einen eventuellen Frost." Er rechnete daher mit "einer sehr geringen Eisweinernte im Südwesten".

Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, bei der Winzer ihre geplanten Eisweinflächen anmelden müssen, sieht man es ähnlich: "Die Tendenz in diesem Jahr ist wirklich wenig Eiswein, wahrscheinlich nur vereinzelt", sagte Sprecherin Nadja Winter in Bad Kreuznach. "Viele sind bei der sehr frühe Lese in diesem Jahr dieses Eisweinrisiko nicht eingegangen." Die Winzer könnten Flächen für Eiswein noch bis zum 15. November anmelden. Zahlen sollen am 20. November bekanntgegeben werden.

Beim Weinbauamt Wittlich hat sich bislang nur ein Winzer gemeldet, der 600 Quadratmeter Rebfläche für Eiswein angemeldet hat. "Das ist sehr wenig. Und es ist nicht davon auszugehen, dass da noch viel nachkommt", sagte Leiterin Jutta Schneider. Das Wittlicher Amt ist für die Regionen Koblenz und Trier und somit für die Anbaugebiete Mosel, Ahr und Mittelrhein zuständig.

"Auch viele Eisweinspezialisten haben in diesem Jahr darauf verzichtet", sagte der Geschäftsführer des Vereins Moselwein, Ansgar Schmitz, in Trier. Sie hätten die Trauben dann für andere süße Weine verwendet wie Beeren- und Trockenbeerenauslesen. 2016 hatten Winzer in Rheinland-Pfalz rund 167 Hektar für Eiswein angemeldet, im Jahr davor waren es etwa 119 Hektar.

Wenig Eiswein beim 2017er Jahrgang bedeute, dass bestehende Eisweine noch kostbarer und rarer werden könnten, sagte der Sprecher vom Weininstitut. Hinzu komme, dass es "in Zeiten des Klimawandels" in den vergangenen Jahren ohnehin schwieriger geworden sei, Eiswein zu erzeugen. "Die Nächte, in denen wir minus sieben Grad und kälter hatten, die wurden weniger", sagte Büscher. Diese Entwicklung mache den Eiswein eher "noch wertvoller".

Die Spezialität zähle ohnehin zu den teuersten Weißweinen der Welt. Der Anteil an Süßweinen an der gesamten Weinproduktion liege unter einem Prozent. Bei der Eisweinlese muss es über mehrere Stunden mindestens minus sieben Grad kalt sein, damit die Trauben beim Keltern noch durchgefroren sind.

Auch die meisten Winzer in Baden und Württemberg lassen in diesem Jahr die Finger vom Eiswein. Wegen der Ernteeinbußen sei es vielen Weinbauern zu riskant, einen Teil ihrer Trauben lange hängen zu lassen und auf Frost zu hoffen, sagte der Geschäftsführer des Württemberger Weinbauverbandes, Werner Bader, in Weinsberg. Kommt der erhoffte Frost dann nicht, müssen die Trauben häufig weggeschmissen werden. "Der eine oder andere Winzer wird es zwar probieren, aber insgesamt wird es nicht viel Eiswein geben", sagte Branchenvertreter Bader.

Ähnlich sieht es in Baden aus. "Unsere Winzer sind beim Thema Eiswein in diesem Jahr sehr zurückhaltend", sagte der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, Peter Wohlfarth.

Eiswein spielt zahlenmäßig nur eine marginale Rolle im Südwest-Weinbau, normalerweise wird nur etwa ein Prozent der Anbaufläche für Eiswein genutzt. Die kleinen, 0,375 Liter-Flaschen kosten zumeist zwischen 20 und 40 Euro. Manch Winzer setzt eher aus Prestigegründen auf den Süßwein, der traditionell zum Nachtisch gereicht wird - die Spezialität gilt als I-Tüpfelchen auf eine gelungene Ernte. Die Württemberger Winzer hatten in diesem Jahr Ernteeinbußen von etwa einem Fünftel im Vergleich zu den Vorjahren hinnehmen müssen, Grund war schlechtes Wetter.

Verkaufsengpässe wird es trotz der mauen Aussichten aber nicht geben. Die Eisweinlese 2016 sei sehr gut gewesen, daher seien die Bestände in den Weinkellern noch groß, sagte Branchenvertreter Wohlfarth. dpa