Berlin Tourismus 2010 20 Millionen Übernachtungen

Am Checkpoint Charlie ist das internationale Berliner Stimmengewirr vielleicht am größten. Zum Mauermuseum und dem Kontrollhäuschen mit uniformierten Sowjets und US-Soldaten als Fotomotiv zieht es die meisten Touristen aus der ganzen Welt fast magisch. Aber auch das Brandenburger Tor, der Reichstag, die Museumsinsel als Weltkulturerbe, die Szene-Klubs, die Hostels für die jugendlichen Berlin-Gäste und sogar der Zoo mit seinem Eisbär-Star Knut, den schon mehr als zehn Millionen Menschen besucht haben, sind äußerst beliebte Ziele.

Jetzt steht fest, dass die Tourismus- Metropole Berlin 2010 mit erstmals mehr als 20 Millionen Übernachtungen einen historischen Rekord aufgestellt hat. Das bestätigte die Berlin Tourismus Marketing GmbH («Visit Berlin») am Montag.

Im Gegensatz zu fast allen vergleichbaren Reisezielen in der ganzen Welt feierte die Hauptstadt trotz der Wirtschaftskrise fast jedes Jahr seit der Wende 1990 weiter zweistellige Steigerungsraten. Die genauen Zahlen will die Berlin Tourismus Marketing GmbH («Visit Berlin») an diesem Donnerstag zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in einer Pressekonferenz bekanntgeben. Anfang des Jahrtausends war der jetzt erreichte Rekord erst für das Jahr 2015 erwartet worden.

Besonders dieser rasante Anstieg der Gästezahlen im vergangenen Jahrzehnt überraschte selbst die Experten. 1990 lag die Zahl der Übernachtungen noch unter acht Millionen. Im Jahr 2004 waren nach Angaben der Tourismuswerber gerade einmal zehn Millionen erreicht. Der frühere BTM-Geschäftsführer Hanns Peter Nerger setzte ein «ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel» für 2010 mit 15 Millionen.

Doch Berlin machte danach Jahr für Jahr im Konkurrenzkampf zum Beispiel mit Städten wie Rom, Prag, Madrid oder Barcelona Boden gut. Nach Angaben des heutigen BTM-Geschäftsführers Burkhard Kieker liegt die deutsche Hauptstadt in Europa jetzt auf Platz drei hinter Paris und London.

Inzwischen zählt die Tourismusbranche zu einem der wichtigsten Boom-Faktoren in der Hauptstadt-Wirtschaft. Nach BTM-Angaben lagen die Umsätze im Jahr 1998 bei knapp vier Milliarden Euro (umgerechnet). 2010 sind bereits mehr als neun Milliarden Euro zu kalkulieren. Die genauen Angaben liegen noch nicht vor. Anfang des Jahrtausends bot Berlin seinen Gästen rund 75 000 Hotelbetten.

Inzwischen expandiert dieser Markt wie kein anderer in der Hauptstadt. In diesem Jahr ist die Zahl von 110 000 Hotelbetten überschritten worden. Der Bau-Boom hat alle Sparten erfasst, auch die absolute Luxusklasse ist dabei. Im nächsten Jahr eröffnet mitten in der City West am Bahnhof Zoo das Waldorf Astoria.

Es ist die Mischung im Angebot, bei der Unterbringung, bei den Vergnügungen, den Sehenswürdigkeiten, dem riesigen Kulturangebot, welche die starke Anziehungskraft auf Berlin-Gäste ausmacht. Und die magnetische Wirkung ist international, wie viele Ereignisse in Berlin. So löste die Fußball-WM 2006 mit ihren fröhlichen Fan-Partys noch einmal eine stärkere Reisewelle nach Berlin aus.

Zunehmend entdecken auch neue Märkte Berlin. Die Tourismuswerber freuen sich über auffällige Steigerungsraten von Anreisen aus Indien und Südamerika. Von politischem Rang ist das drastisch gestiegene Berlin-Interesse von jungen Israelis. Viele der älteren Generation mieden die Reise oder Rückkehr nach Berlin. Jugendliche Gäste aus Nahost haben keine Berührungsängste. Auch umgekehrt entwickelt sich viel: Immer mehr junge Berlin fliegen nach Tel Aviv, um die dortige Party-Szene kennenzulernen. (Hans-Rüdiger Bein, dpa)