Sekt und Winzersekt zu Silvester

Zum Jahresende hat Sekt Konjunktur. Etwa jede dritte Flasche mit dem prickelnden Edelgetränk wird um die Weihnachtszeit und zu Silvester gekauft. Für die Sektbranche bedeutet dies 2010 das Sahnehäubchen auf einem ohnehin guten Jahr. «Es sieht auf jeden Fall wieder nach einer schwarzen Zahl aus», sagt Ralf Peter Müller vom Verband Deutscher Sektkellereien in Wiesbaden.

2009 erst seien 5,3 Prozent mehr Flaschen verkauft worden als im Vorjahr. Von der Wirtschaftskrise hat die Branche also wenig gespürt - auch wenn sich ein Teil des Konsums von der Gastronomie ins Private verlagert hat, wie Müller erklärt.

Der Gesamtabsatz summierte sich 2009 in Deutschland auf 423 Millionen Flaschen, darunter 370 Millionen aus deutscher Produktion. Das Kräfteverhältnis zwischen heimischen Kellereien und der Konkurrenz aus dem Ausland habe sich seit langem bei etwa 80 zu 20 Prozent eingependelt, sagt Müller.

Dieses Fünftel vom Kuchen teilen sich vor allem Spanien, Frankreich und Italien. Der Pro-Kopf- Verbrauch lag 2009 laut Statistik hierzulande bei 3,87 Liter. Der deutsche Sektmarkt wird von den großen Kellereien dominiert - etwa Rotkäppchen-Mumm (Geldermann, MM extra), Schloss Wachenheim (Faber, Feist) oder Henkell.

Zwar entfallen daneben nur rund ein bis zwei Prozent auf Winzersekt - für viele Weingüter ist er inzwischen eine unverzichtbare Ergänzung der Weinkarte. Das Besondere am Winzersekt ist der große Aufwand an Handarbeit. Der edle Tropfen reift - anders als Sekt aus Großtanks - in der Flasche und liegt dort mindestens neun Monate auf der Hefe. Weinbautechnisch geht dies so vor sich: Die Trauben werden in einer ersten Gärung zum Sekt-Grundwein. Dieser wird auf Flaschen gefüllt und erneut mit Hefe versetzt - die zweite Gärung kann beginnen und die prickelnde Kohlensäure entsteht.

Die Sektflaschen sind zunächst mit einem Kronkorken verschlossen. Nach der Reifezeit - sie kann bei Spitzenprodukten mehrere Jahre betragen - wird die Hefe abgerüttelt. Dazu wird sie in einem aufwendigen Verfahren zunächst im Flaschenhals konzentriert und schockgefrostet. Öffnet der Winzer den Kronkorken, ploppt der Hefepfropf heraus, die Flasche kann mit einem Korken endgültig verschlossen werden.

Einige deutsche Winzer haben sich auf Sekt spezialisiert - beispielsweise das Rheingauer Wein- und Sektgut Barth in Hattenheim. Winzer Mark Barth sieht Winzersekt im Aufschwung - auch wenn bei einigen Kunden noch Erklärungsbedarf bestehe. «Das Wort Sekt ist vorbelastet durch die günstigen Handelsmarken», sagt er. Dagegen sei Winzersekt ein handwerkliches Produkt von hoher Qualität, dass mit viel Aufwand nach traditionellen Methoden hergestellt wird. «Wir scheuen keine Vergleiche mit Champagner - allerdings versuchen wir auch nicht, diesen zu kopieren», betont der junge Winzer.

Während Champagner meist ein Cuvée ist, also eine Mischung mehrerer Rebsorten, ist deutscher Winzersekt rebsortenrein. Zudem müssen alle verarbeiteten Trauben vom Weingut selbst stammen. «Was das Marketing angeht, da hinken wir dem Champagner noch einige Jahrzehnte hinterher», sagt Winzer Volker Raumland aus Flörsheim- Dalsheim in Rheinhessen. Und auch er betont: «Zwischen Champagner und uns gibt es lediglich einen Unterschied. Unsere Trauben wachsen hier.»

Großen Anteil an der steigenden Beliebtheit des Winzersektes in den vergangenen Jahren haben nach den Worten von Barth rote und rosé- Sekte gehabt, die sich vor allem als Sommergetränk etablierten. «Rosé-Sekte sind im Moment sehr trendy und verkaufen sich bei uns sehr sehr gut», betont auch Raumland. Im Großteil der Sektgläser perlt die Kohlensäure allerdings nach wie vor durch weißen Sekt - auch zu Silvester. (Andrea Löbbecke, dpa)

Mehr: Champagner in der Stiftung Warentest

Sekt zum Essen: Tipps des DWI

Trockene bis herbe Sekte bevorzugen salzige bis pikante Gerichte. Aber Vorsicht: Die Kohlensäure verstärkt Schärfe - etwa von Chili. Daher lieber weniger würzen, damit der Genuss ungetrübt bleibt.

Zu Salaten und pikanten Snacks ist Sekt einfach ideal - bis zu einem gewissen Grad verträgt sich Sekt beispielsweise mit der Säure à la Mixed Pickles und fügt dem Ganzen noch das gewisse Etwas hinzu. An einem Silvesterabend geradezu die Wunschkombination.

Terrinen und Pasteten: Spätburgunder Rosé-Sekte, die mit ihrer Fülle und Aromen gut harmonieren. Die bevorzugte Geschmacksrichtung ist in diesem Fall: Trocken.

Desserts: Dabei sollte die Süße des Sektes mit der des Desserts harmonieren. Leichte Biskuits lassen sich wunderbar mit halb­trockenem Winzersekt kombinieren. Ein lockerer Mandelkuchen beispielsweise ist dafür einfach perfekt.