Kartoffelklöße im Knödeltest der Stiftung Warentest

Viele Kartoffelklöße aus Fertigpackungen haben in einer Untersuchung der Stiftung Warentest nicht überzeugt. An frisch aus Kartoffeln zubereitete Klöße kamen nur wenige heran, berichtet die Organisation in Berlin in ihrer Zeitschrift «test» (Ausgabe 11/2010). Die Note «gut» erhielten aber immerhin 10 der insgesamt 31 geprüften Produkte. Nur mit «ausreichend» wurden 14 Fabrikate bewertet, für die restlichen 7 gab es ein «befriedigend».

Neun Trockenprodukte sind sogar mit Mineralölbestandteilen belastet. Die höchsten Gehalte an Mineralölbestandteilen wurden in den Kochbeutelknödeln von Norma und Pfanni gefunden. Die Belastung stammt offenbar aus Druckfarben, die über recyceltes Altpapier in die Kloßverpackung gekommen sind.

Oft sei die Konsistenz der Klöße «untypisch» gewesen, auch bei Aussehen und Geschmack gab es Abstriche, erklären die Tester. Namhafte Markenhersteller erhielten zum Teil keine guten Noten, dafür ist unter den mit «gut» bewerteten ein Kloßteig vom Discounter. Am besten schnitten die Frischkloßteige ab. Die detaillierten Ergebnisse sind im test-Novemberheft nachzulesen

Ein Tag bei Stiftung Warentest: Großer Knödeltest

Ein Labor, irgendwo in Deutschland. Auf der Straße ist von den großen weißen Gebäuden im Hinterhof nichts zu ahnen. Name und Standort des unabhängigen Prüfinstituts sollen geheim bleiben, damit kein Hersteller versuchen kann, Einfluss zu nehmen.    

Wer den Mitarbeitern der Stiftung Warentest beim Kochen, Schmecken, Sprühen, Cremen und Prüfen über die Schulter schauen will, muss Schweigevereinbarungen unterschreiben. Es gilt die höchste Geheimhaltungsstufe. Geheim scheint auf den ersten Blick auch das Untersuchungsobjekt. Auf dem Prüfstand stehen Kartoffelklöße und -knödel. Doch beim Blick auf die Testgerätschaften ist von Essen erst einmal weit und breit nichts zu sehen.    

Die Klöße stecken im Reagenzglas - in Portionen von fünf bis zehn Gramm, in kleine Gefäße abgefüllt und mit einer Nummer versehen. Keiner der Laboranten soll wissen, von welchem Hersteller das Produkt stammt, das er gerade unter seinem Mikroskop hat. «Nur die Person, die die Nummern vergibt, weiß, welche Namen sich dahinter verbergen», erklärt die Testleiterin - auch ihr Name soll nicht erwähnt werden. Schon die Mitarbeiter, die die Proben in kleine Portionen aufteilen, können diese nicht mehr identifizieren.    

Zwar kommen zum Beispiel bei der Untersuchung des Stärkegehalts noch Erlmayerkolben und Reagenzgläser zum Einsatz - die meisten Tests erfolgen aber in großen, modernen Labormaschinen. Ein besonders beeindruckender Apparat ist das LC/MS-System: Es hat die Größe einer Hundehütte, kostet mit rund 250 000 Euro aber etwa so viel wie ein Einfamilienhaus. «Mit diesem Gerät findet man den sprichwörtlichen Würfelzucker im Bodensee», sagt der zuständige Abteilungsleiter stolz. Übersetzt heißt das: Das Gerät extrahiert Flüssigkeiten und untersucht diese auf Süß-, Farb- und Zusatzstoffe. Auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln findet der Apparat.    

Aus einer Probe extrahiert er innerhalb von 20 Minuten ungefähr 400 Substanzen, wobei mehrere Hundert Proben parallel untersucht werden können. Die Auswertung der Ergebnisse nimmt dann allerdings wieder ein Mensch vor. Um Irrtümer auszuschließen, wird immer auch ein Kontrollstoff unter die eigentlichen Proben gebracht. Für die Kartoffelklöße bedeutet das folgendes: Für den Test hat die Stiftung 31 vorwiegend überregional erhältliche Produkte ausgewählt, darunter Pulver zum Anrühren, Kochbeutelklöße, gekühlte Kloßteige, tiefgekühlte Klöße und ungekühlte Mini-Knödel. Die meisten davon gehören zur Sorte «halb und halb».    

Untersucht wurden Nährwerte wie Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate, außerdem Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Konservierungs- und Farbstoffe. Auch nach Salmonellen, Hefen, Schimmelpilzen oder Pestizid-Rückständen wurde gesucht. «Sicherheitshalber haben wir die Produkte auch auf gentechnische Veränderungen überprüft», erklärt Projektleiterin Birgit Rehlender Tage nach dem Test in der Zentrale der Stiftung in Berlin. Zwar sei die gentechnisch veränderte Knolle Amflora nicht für Lebensmittel zugelassen, aber ihr Anbau ist schließlich seit diesem Jahr erlaubt.    

Näher am Leben von Käufern und Essern als die Laborphase ist wohl die sogenannte Sensorikprüfung beim Knödeltest - sozusagen das Probieren. Denn schließlich soll so ein Kloß, der zum Beispiel zur Festtagsgans serviert wird, vor allem eines: schmecken.    

Fünf geschulte Prüfpersonen haben die anonymisierten Sorten probiert. Dabei achteten sie unter anderem auf Farbe, Form, Geruch und Konsistenz. Maßstab war der hausgemachte Kartoffelkloß, den alle vor dem Test vorgesetzt bekamen. «Wichtig ist, dass die Prüfer die Produkte in unterschiedlicher Reihenfolge, aber unter immer gleichen Bedingungen testen», erklärt Rehlender. Die Zubereitung der Klöße muss sorgfältig erfolgen, deshalb werden auch solche Lebensmitteltests im Labor vorgenommen.    

Für andere Produkte kommen auch andere Methoden infrage. Bei Fruchtsäften etwa sind Laborbedingungen nicht notwendig, hier wird eine Konsumentenbefragung gemacht. Kosmetikartikel wie Haarspray oder Cremes können die Tester sogar zu Hause, also unter «normalen» Bedingungen, prüfen.    

Von Autoreifen bis Zahnpasta - über die Jahre ist eine lange Testreihe zusammengekommen. Seit 1964 untersucht die Stiftung Waren und Dienstleistungen. In 45 Jahren wurden in 5000 Tests fast 85 000 Produkte geprüft. Dabei arbeitet sie mit Laboren im In- und Ausland zusammen. Getestet werden immer Erzeugnisse mit dem gleichen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): «Wir kaufen so ein, wie es ein Verbraucher tut», sagt Rehlender, «nämlich ein Produkt mit einem bestimmten MHD.» Im Fall der Knödel wurden von jeder Sorte 31 Exemplare eingekauft.    

Warum so viele? Auch für den Zweifelsfall müssen ausreichend Proben vorhanden sein, erklärt Rehlender. «Wenn wir außergewöhnliche Werte ermitteln, wiederholen wir die Tests.» Werden solche auffälligen Ergebnisse bestätigt, wird unter Umständen auch noch ein zweites Labor mit der nochmaligen Untersuchung beauftragt. Dazu kann es auch kommen, wenn die Hersteller Einwände erheben. Denn diese erfahren schon vor der Veröffentlichung, dass ihr Produkt getestet wird. Sie erhalten auch das Prüfprogramm und die «nackten», nicht interpretierten Ergebnisse zu ihrem Produkt. Wenn die Hersteller die Resultate anzweifeln, können die Untersuchungen rechtzeitig vor Erscheinen des Hefts wiederholt werden.    

Der Kartoffelknödeltest zum Beispiel war nach zwei Monaten abgeschlossen. Nur 10 der 31 Produkte erhielten die Bewertung «gut». Und unter den Spitzenreitern sind keineswegs die namhaften Hersteller. Am besten schnitt die Gruppe der Frischkloßteige ab. Pestizidrückstände und gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe wurden gar nicht gefunden. Auch die Verwendung von Geschmacksverstärkern konnte für die meisten Kartoffelknödel ausgeschlossen werden. (Cornelia Wolter, dpa)