Full English Breakfast für Kate und Prinz William

Von Aliki Nassoufis

Für ihre eher eigenwillige Küche wurden die Engländer bis vor wenigen Jahren mehr gefürchtet als gefeiert. Auch das klassische Englische Frühstück war und ist nach wie vor für viele Nicht-Briten eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit mit seiner reichhaltigen Zusammenstellung, zu der fette Würstchen, Bohnen in Tomatensoße und Blackpudding gehören. Doch wer sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist für jeden noch so anstrengenden Tag gewappnet.

Der Klassiker ist das sogenannte Full English Breakfast, was übersetzt so viel heißt wie «Vollständiges Englisches Frühstück». Dabei handelt es sich um eine recht üppige, teils warme Mahlzeit in mehreren Gängen. «Sie beginnt üblicherweise mit Müsli oder Cerealien mit Milch und einem Orangen- oder anderen Frucht-Saft», erklärt Kathleen Thompson vom englischen Fremdenverkehrsbüro VisitEngland in Berlin. Alternativ dazu geht aber auch eine Schüssel mit Porridge, also Haferbrei.

Dann erst folgt mit dem Hauptgang das berüchtigte Frühstücks-Ensemble. «Die traditionellen Zutaten sind knusprig gebratener Frühstücksschinken, gebratene Schweinswürstchen, Pilze, eine gegrillte Tomate und gebratener Blackpudding - eine englische Blutwurstvariante», berichtet Maggie Dobson von der Bed-and-Breakfast-Agentur «At Home in London». «Dazu kommen noch Eier in Form eines Rühr- oder Spiegeleies oder eines pochierten Eis.» Manchmal werden auch die sogenannten Baked Beans - weiße Bohnen in Tomatensoße - serviert. Angerichtet wird das alles auf einem warmen Teller.

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Wer glaubt, dass das schon alles gewesen ist, der täuscht sich. «Zum Schluss folgt noch brauner oder weißer Toast», erzählt Thompson. «Doch kein Stück Toast ist natürlich komplett ohne Marmelade aus England.» Vornehmlich handelt es sich dabei um Orangenmarmelade. Zu trinken gibt es schwarzen Tee - oder selbst in England heutzutage immer häufiger auch Kaffee.

Dass das Englische Frühstück eine so energiereiche Angelegenheit ist, hat historische Gründe: «Eine reichhaltige Mahlzeit zu Beginn des Tages war als hervorragende Vorbereitung für die Arbeiter auf dem Feld oder in der Fabrik gedacht», sagt Dobson. «Das englische Frühstück gab ihnen die Energie und die Kalorien, die sie für einen langen Arbeitstag benötigten.»

So gehaltvoll muss es heute allerdings nicht mehr für alle sein. Deswegen ist auch eine weniger fettige Frühstücksvariante möglich: «Die meisten Zutaten wie Tomaten, Pilze oder Blackpudding kann man grillen, statt sie in der Pfanne zu braten», erklärt Thompson. Das spart einige Kalorien. Außerdem gebe es je nach Region verschiedene Variationen dieses Frühstücks. In Nordengland zum Beispiel bekommt man manchmal statt Schinken, Ei und anderen Beilagen Kippers - einen kaltgeräucherten, vorgesalzenen Hering.

Wer sich auf einer England-Reise an das Englische Frühstück gewöhnt und es zu schätzen gelernt hat, muss auch zu Hause nicht darauf verzichten. Die meisten Zutaten wie Baked Beans gibt es auch hierzulande im Supermarkt. Für ein hundertprozentig authentisches Frühstück fehlen aber oft vor allem zwei Details: «Die etwas dickeren, fettigeren Schweinwürste gibt es in Deutschland nur sehr selten», sagt Tobias Woitzik, Inhaber des englischen Restaurants «The Victorian House» in München. Die müssten gegebenenfalls in einem Spezialgeschäft für englische Lebensmittel bestellt werden. «Oder man nimmt Nürnberger Würstchen als Ersatz», fügt er hinzu. Noch schwieriger dürfte es sein, Blackpudding aufzutreiben.

Es muss allerdings auch nicht immer das klassische Full English Breakfast sein. Typisch englisch geht auch anders: «Eine Möglichkeit ist beispielsweise Corned Beef Hash, also angebratenes Corned Beef mit Kartoffeln, einem pochierten Ei und Sauce Hollandaise», erklärt Woitzik.

Eine süße Alternative dazu ist Porridge mit braunem Zucker und je nach Belieben auch mit einem Schuss Whisky - oder etwas, was sonst eher vom Nachmittagstee bekannt ist: «Ein frisch gebackener Scone mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade.» Spätestens damit sollten eigentlich alle Vorbehalte gegen das Englische Frühstück ausgeräumt sein. dpa

Furchtlose Europäer

Das Full English Breakfast kann beim ersten Mal eine Herausforderung für die sein, die ihre Schwierigkeiten damit haben, schon morgens fette Würstchen und gebackene Bohnen herunterzudrücken. Maggie Dobson von der Bed-and-Breakfast-Agentur «At Home in London» hat jedoch die Erfahrung gemacht, dass Touristen dennoch meist neugierig auf das englische Frühstück sind. «Das liegt meines Erachtens daran, dass es etwas typisch Englisches ist.» Etwas, das es woanders so nicht gibt: «Die meisten probieren es zumindest einmal, um die Erfahrung gemacht zu haben.»

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