Vegan speisen im Restaurant La Mano Verde in Berlin

Vegan zu leben, heißt auf alles zu verzichten, was tierisch ist. Wirklich alles. Das Bild der Veganer hat sich in den letzten Jahren jedoch stark gewandelt: Aus Verweigerern sind respektierte Verfechter geworden - für das Klima, für die Ge-sundheit und natürlich für die Tiere.

 

Veganer sein oder zumindest vegetarisch zu essen ist «en vogue». Prominente wie Natalie Portman, Paul McCartney, Bill Clinton, Bryan Adams oder Daryl Hannah werben für den neuen Lifestyle. Sebastian Zösch, Geschäftsführer des Vegetarierbunds Deutschland (VEBU) bestätigt: Veganismus - «das ist im Moment ein ziemlich großer Hype!» Allein in diesem Jahr sei die Mitgliederzahl des VEBUs von 2700 auf 3500 gestiegen.

Der Vegetarierbund vertritt die Interessen aller Vegetarier - das heißt alle Ausprägungen vom Ovo-Lakto-Vegetarier (kein Fleisch und Fisch, aber Ei- und Milchprodukte) bis hin zum Veganer (sie meiden alle tierischen Produkte). «Das Vegane hat gerade einen starken Imagewandel durchlebt», sagt Zösch. Vor allem junge Leute würden sich immer häufiger vegan und nicht einfach nur vegetarisch ernähren. «Es ist vielleicht noch ein bisschen cooler, gerade weil es noch ein bisschen konsequenter ist.»

Konsequent fleischlos isst man im Restaurant La Mano Verde in Berlin. Hier wird veganes Gourmet-Essen serviert: Gerichte wie Zucchini-Röllchen mit Walnussbolognese oder Kohlrabischeiben mit Tomaten-Cashew-Füllung à la «Ravioli Blanc» stehen auf der Speisekarte von Köchin Josita Hartanto (Foto oben).

Obwohl alle Produkte im Restaurant vegan sind, wird dieses Wort im «Mano Verde» bewusst ver-mieden. «Vielen Nicht-Veganern gefällt das Wort "vegan" nicht», so Restaurant-Chef Jean-Christian Jury (Foto unten). Sie würden es mit einer radikalen Einstellung zum Essen verbinden. Um Fleischesser und Vegetarier nicht zu verprellen, ist im La Mano Verde deshalb von «Pflanzen-basierter» Küche die Rede.

Und die ist eine der wenigen mit Gourmet-Charakter auf erstklassigem Niveau - bei unserem Besuch haben wir Top-Gerichte mit Top-Optiken erlebt: einen herrlich aromatischen gebratenen Kräutertempeh mit Tomaten-Mandelkruste und Kartofel-Lauchpuree, Fenchel aus dem Ofen und Cranberry Jus. Oder einen hausgemachte Kartoffel-Mangoldravioli mit Spinat und Kräuterseitlingen in Trüffelrahmsauce - großes Gourmet-Kino, erfrischend wie in Frühlingstag.

Selbst die Desserts wie das Schoko-Mousse oder der Black Forrest - cremig rohköstliche Kombination aus Kirschen und Schokolade - waren eine gelungene Überraschung. Außerdem verführt die Karte mit exzellenten Bio-Weinen.

Das La Mano Verde schafft eine authentische Gourmetküche, versucht nicht mehr, wie einfache vegane Bistros, Fleisch mit Tofu zu imitieren. Für uns ist es das beste vegane und vegetarische Restaurant in Berlin - und zählt zu den besten in Deutschland. Schade, dass es ein wenig ab von Schuss liegt, sonst wären wir öfter dort! (Adresse unten)

Christian Vagedes, Vorsitzender der kürzlich gegründeten Veganen Gesellschaft Deutschland, vergleicht die Zunahme der Veganismus mit der Bio-Welle vor einigen Jahren. Ihn verwundert der Trend nicht: Der Wechsel vom Fleischesser zum Gemüseliebhaber sei schließlich nur «eine Umgewöhnungsgeschichte», eine vegane Ernährung zudem viel gesünder.

Ernährungswissenschaftler geben dem Lobbyisten jedoch nur teilweise Recht: Zwar empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn - eine staatlich geförderte Ernährungs-Fachgesellschaft - Erwachsenen seit einiger Zeit eine ausgewogene ovo-lakto-vegetarische Kost. Sich gänzlich ohne tierische Produkte - also vegan - zu ernähren sieht Antje Gahl von der DGE allerdings «ein bisschen kritischer.» Vor allem bei Menschen mit einem erhöhten Nährstoffbedarf - also Schwangeren, Stillenden und Kinder - drohe ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren.

Unklar ist, wie viele Veganer es tatsächlich in Deutschland gibt. Das ist vor allem schwierig, weil stets nur die Zahl aller Vegetarier erhoben wird, von denen die Veganer nur eine Untergruppe sind. Der Vegetarierbund Deutschland spricht von sechs Millionen Menschen, andere Schätzungen liegen etwas niedriger. In der letzten statischen Erhebung zu diesem Thema, der Nationalen Verzehrstudie II aus dem Jahr 2008, gaben nur 1,6 Prozent der Befragten an, sie würden sich fleischlos ernähren - demnach gäbe es also nur 1,3 Millionen deutsche Vegetarier.

Trotz widersprüchlicher Zahlen sind sich die Experten in einer Sache einig: Es gibt den Trend zum Fleischverzicht. Und das nicht erst seit den Funden von Dioxin im Tierfutter. Die Ursachen dafür sieht Vegetarier-Funktionär Zösch an unterschiedlicher Stelle. Relativ neu sei «die ganze Geschichte, dass man das Klima rettet, indem man kein Fleisch ist». Aber auch ethische und gesundheitliche Bedenken beim Fleischkonsum würden nach wie vor eine Rolle spielen.

Auch durch den Weltbestseller «Tiere Essen» von Jonathan Safran Foer seien viele in diesem Jahr zum Vegetarier geworden. In seinem Buch beschreibt Foer bis ins kleinste Detail, wie Tiere aus der Massentierhaltung getötet werden. Das Buch hatte in den Medien eine Welle der Berichterstattung ausgelöst, Promis wie Schauspielerin Natalie Portman verkündeten, sie seien nun zum Fleischverzicht bekehrt. GW/dpa

update: Mano Verde ist umgezogen

La Mano Verde Restaurant, Scharnhorststr. 28-29, 10115 Berlin-Mitte, Tel. (030) 827.03.120, lamanoverde.de

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