Restaurant Kartoffelkeller in Lübeck und sein Wirt

Erst spanische Gurken, dann Sprossen - die Vorverurteilungen bei EHEC gleichen einer modernen Hexenverbrennung. Seit das Lübecker Restaurant Kartoffelkeller als ein möglicher EHEC-Infektionsort in den Blickpunkt geraten war, hat dessen Wirt Joachim Berger keinen leichten Stand - obwohl er selbst das Opfer von Gemüse-Lieferungen wurde.

Der Wirt machte es, genau wie der Sprossen-Hersteller, richtig und wandte sich mutig mit Aufklärung an die Öffentlichkeit. Im dpa-Interview berichtet er von Umsatzeinbrüchen und Drohanrufen.

Wie ist die Situation in Ihrem Restaurant, nachdem bekannt geworden ist, dass sich zahlreiche Menschen vermutlich hier mit EHEC angesteckt haben?

Berger: «In den ersten zwei bis drei Tagen hatten wie viele Stornierungen, die Gäste blieben weg, wir hatten 60 bis 70 Prozent Umsatzrückgang. Doch seit bekannt ist, dass wir nicht die Quelle der Infektionen waren, sondern selbst Opfer von belastetem Gemüse geworden sind, normalisiert sich unser Geschäft wieder. Statt frischer Salate servieren wir jetzt natürlich nur Dosenware, wie Wachsbohnen, Weißkraut und Rotkraut, wir lassen sogar die Petersilie weg.»

Welche Reaktionen gab es?

Berger: «Mein Sohn ist im Supermarkt mit Tomaten beworfen worden, unsere Mitarbeiter mussten sich Sätze anhören wie "Wir kriegen euch alle" und "Ihr seid alle Mörder, euch sollte man erschießen". Aber es gab auch viele positive Zuschriften, die uns Mut gemacht haben. Wir haben keine Angst, wir stehen das durch.»

Was untersuchen die Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts denn bei Ihnen?

Berger: «Sie haben sich unser Reservierungsbuch angesehen und werden sich wohl mit den Gästen in Verbindung setzen, um herauszufinden, ob weitere Leute krank geworden sind. Außerdem ist ein Mitarbeiter zusammen mit dem Küchenchef anhand der Bestellzettel die Zutaten sämtlicher Gerichte durchgegangen, die wir in den vergangenen Wochen serviert haben, einschließlich der Trockenkräuter und Gewürze.

Zumindest bei Gruppen heben wir diese Zettel vier bis sechs Wochen lang auf, so dass die Kontrolleure einen guten Überblick bekommen haben. Außerdem sind sechs Proben von Salatgemüsen und Sprossen zur Untersuchung an das Lübecker Gesundheitsamt gegangen, die Ergebnisse stehen noch aus.» W&G/dpa