Traumziele für die Hochzeitsreise

Von Samuel Acker

Das Ja-Wort ist gesprochen, die Ringe ausgetauscht, die Hochzeitsfeier überstanden: Jetzt stehen für Frischvermählte die Flitterwochen an. Ob Strandliebhaber oder Filmfans: Für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel gibt es den passenden romantischen Urlaub.

OBERE PREISKLASSE

- «Auf den Seychellen erwartet Frischvermählte Insel-Romantik pur», sagt Nina Meyer vom Reiseanbieter L'tur. Das bedeutet: puderzuckerfeine Sandstrände, Sonnenuntergänge unter Palmen und türkisblaues Wasser, soweit das Auge reicht. Zum Frühstück schlürfen die Verliebten eine frisch gepflückte Kokosnuss, um dann schnorcheln oder tauchen zu gehen. Zurückziehen können sich Paare zum Beispiel auf eine Privatinsel mit Villa, eigenem Strandabschnitt und Spa-Pavillon. Bis zu 6000 Euro pro Woche und Person kostet dieser Luxus. Doch vielleicht haben die Frischvermählten ja Glück und finden den Schatz des legendären französischen Piraten La Buse, der seit Jahrhunderten Glücksritter auf die Inselgruppe lockt.

- Mexiko: Das bedeutet für viele vor allem Kakteen, Tortillas und Tequila. Doch das Land biete Frischvermählten auch ideale Orte für einen romantischen Honeymoon, sagt Julia Gunkel vom Reiseveranstalter Airtours. An der Maya Riviera, nahe der Metropole Cancún erkunden Naturfreunde Korallenriffe und tropische Wälder in Naturreservaten. Dazu bieten sich Trips zu den alten Maya-Stätten an. Wer einen Hang für düstere Romantik hegt, wartet dort mit seinem Liebsten auf den prophezeiten Weltuntergang Ende des Jahres. Wem das nicht glamourös genug ist, kann sich ins Sechs-Sterne-Hotel mit 24-Stunden-Zimmerservice zurückziehen. Viele Hotels bieten außerdem umfangreiche Wellness- und Massage-Programme an - so lässt es sich dem Ende aller Tage entspannt entgegensehen.

MITTLERE PREISKATEGORIE

- Indonesien wird unter Liebespaaren immer beliebter, sagt L'tur-Sprecherin Meyer. Besonders die Insel Bali mit ihren feinen Sandstränden biete sich als exotischer Rückzugsort für die Flitterwochen an. Tagsüber erkunden Abenteuerlustige das Landesinnere mit seinen vielen buddhistischen Tempelanlagen und gewaltigen Reisterrassen. Bei einem Ausflug in die vibrierende Hauptstadt Jakarta flanieren Paare zwischen Wolkenkratzern und kleinen Fischerhütten. Wer kulturinteressiert ist, sollte sich das traditionelle indonesische Schattentheater nicht entgehen lassen. Abends laden dann landestypische Massagen und Dampfbäder zur gemeinsamen Entspannung ein.

- Wer vor allem ruhige Zweisamkeit genießen möchte, für den bietet sich Griechenland an. «Es gibt unzählige Inseln mit kleinen, verborgenen Buchten, in denen man romantische Stunden verbringen kann», sagt Irene Schechinger von Thomas Cook. Die Hotels der gehobenen Mittelklasse kosten durchschnittlich 800 Euro pro Person und Woche. Viele von ihnen bieten spezielle Flitterwochen-Angebote mit Champagnerfrühstück im Bett oder einem romantischen Candle-Light-Dinner an. Geschichtlich interessierte Paare besichtigen auf Ausflügen die Wiege der Demokratie, die Akropolis, oder wandeln auf dem Olymp auf den Spuren der griechischen Götter. Auf der Insel Santorin mit ihren kalkweißen Häusern lässt sich bei frischem Fisch, Oliven und griechischem Wein ein traumhafter Sonnenuntergang erleben.

UNTERE PREISKLASSE

- «Schau mir in die Augen, Kleines!» Das wohl berühmteste Zitat der Filmgeschichte wurde in Casablanca gesprochen, genauer gesagt in «Rick's Café». Der Ort, an dem Humphrey Bogart Ingrid Bergmann bezirzte, sei nicht nur Filmfans eine romantische Kulisse für gemeinsame Stunden, sagt L'Tur-Sprecherin Meyer. Die marokkanische Stadt biete vor allem orientalischen Charme. Über der riesigen Hassan-II.-Moschee thront das höchste Minarett der Welt. Auf kleinen Bazaren lassen sich exotische Gewürze und allerlei magische Mixturen kaufen. Als mehrtägiger Ausflug bietet sich ein Trip in die Sahara an. In der Wüste schlafen Paare nachts gemeinsam unter dem Sternenhimmel ein.

- Wer heimatverbunden ist, dem empfiehlt Johanna Schirm vom Reiseveranstalter Tui die Insel Usedom. Trotz so mancher steifen Brise erwartet die Frischvermählten ein Hauch von Mittelmeer an der Ostsee: Usedom ist mit fast 2000 Stunden Sonnenschein im Jahr die sonnenreichste Ecke Deutschlands. Von einem Hotel an der Strandpromenade beobachten Paare die Wellen oder lassen sich auf einem Leuchtturm die Seeluft um die Nase wehen. Besonders für sportliche Paare bietet sich Usedom an: Verliebte umrunden auf dem Rad die Insel, wandern im Watt oder lassen am Strand Drachen steigen. Am Abend kuscheln sich die Vermählten dann mit frischen Krabben und einem heißen Tee zwischen die Dünen. dpa

Andere Länder, andere Hochzeitssitten

Egal wie modern, gleichberechtigt und individuell ein Paar ist, am Tag der Hochzeit besinnt es sich doch auf den ein oder anderen alten Brauch. Und das schon seit Jahrhunderten und in allen Kulturen, oft sogar nach ähnlichen Strukturen und meist mit ähnlicher Symbolik.

Für viele steht es außer Frage: Brautstrauß, Hochzeitstorte und Blumenmädchen müssen schon sein, wenn man den Bund fürs Leben schließt. Und gemeinsam fahren die Brautleute an diesem Tag nur selten zu Standesamt, Kirche oder Zeremonienhaus - auch wenn das Paar schon seit Jahren zusammenlebt. Etwas altertümlich muten solche Rituale an. Das sind sie auch, sagt die Berliner Religionswissenschaftlerin und Autorin Angelika-Benedicta Hirsch.

«Die Hochzeit ist und war in allen Kulturen ein Übergangsritual, das nach sehr ähnlichen Strukturen begangen wird und ähnliche Symbole verwendet», erklärt sie. Diese Symbole thematisieren eine der drei Phasen der Hochzeit - Abtrennung, Übergang und Angliederung -, oder stehen für Glück, Fruchtbarkeit und Reichtum. Und egal, wie unzeitgemäß so mancher Brauch erscheinen mag, er gibt an diesem Tag auch Halt und nimmt die Brautleute an die Hand. Und er macht den Tag zu etwas ganz Besonderem: «Ohne diese Riten würde sich eine Hochzeit ja gar nicht von einem Sommerfest oder runden Geburtstag unterscheiden», sagt der Berliner Hochzeitsplaner Froonck Matthée.

Ein Überblick der Bräuche von hier und anderswo:

Das Strumpfband und das Spiel damit sind in vielen europäischen Ländern und den USA beliebt. In Frankreich zieht die Braut umringt von den männlichen Gästen langsam ihren Rock hoch, während die Männer Geld bieten. Ist das Strumpfband zu sehen, erhält es der aktuell Höchstbietende. In England wird es in die Menge der Männer geworfen.

«Manchmal muss der Bräutigam es seiner Braut mit den Zähnen von dem Bein abstreifen», sagt Froonck Matthée. Aber er warnt zugleich vor so manchem Spielchen dieser Art: «Vielen ist das auch ganz schön peinlich und zu anzüglich.»

Geld und Geschenke sind in jeder Kultur wichtig. Mit der Strumpfbandversteigerung kommt beispielsweise ein wenig Geld in die Kasse des Brautpaares - das aber durchaus dezent. In anderen Ländern wird mit dem Geld auf der Feier nicht so zimperlich umgegangen: In der Türkei und in Griechenland werden der Braut die Geld- und Goldgeschenke direkt ans Kleid geheftet. Beim «Dollar-Dance» in den USA tanzt das Brautpaar über eine gewisse Zeit nur gegen Bares, das ihm an die Kleidung oder in die Taschen gesteckt wird. In Italien und in Griechenland werden aber auch Gastgeschenke wie gezuckerte Mandeln verteilt. Sie symbolisieren das Süße und das Bittere im Leben und auch in der Ehe.

Der Schleier ist ebenfalls in sehr vielen Kulturen ein wichtiges Symbol, mit ebenso vielen Bedeutungen. «Wenn der Bräutigam den Schleier lüftet, ist es zum einen ein Zeichen dafür, dass die unverheiratete Frau nun zur verheirateten Frau wird», erklärt die Religionswissenschaftlerin Hirsch. Er soll aber auch ein Schutz vor den Blicken der bösen Dämonen und anderen Frauen sein, die an diesem Tage gefährlich werden können. Die Blumenkinder und Brautjungfern, die etwa in den USA ähnlich pompös gekleidet sind wie die Braut, sollen die Dämonen ebenfalls ablenken. In Österreich soll ein Stück falschherum angezogener Unterwäsche die Geister verwirren.

Der Brautvater führt bei vielen Hochzeiten die Braut vor den Altar oder vor den Standesbeamten. «Dieses Ritual stammt noch aus dem alten Griechenland und passt eigentlich gar nicht mehr in unsere heutige Zeit», findet Hirsch. Denn damals habe die Frau weniger Rechte gehabt und wurde damit von dem Vater an den zukünftigen Mann übergeben.

In der Türkei muss der Bräutigam seine Braut kurz vor der Hochzeit bei dem Brautvater mit kleinen Reichtümern auslösen, schließlich geht diesem eine Arbeitskraft verloren. «Anschließend schneidet der Bräutigam an der Braut ein rotes Taillenband durch, womit die Übergabe besiegelt ist», weiß Matthée.

Dem gemeinsamen Anschnitt der Hochzeitstorte wird eine große Symbolik zugeschrieben. «Wer die Hand am Messer über der des anderen hält, hat auch in der Ehe das Sagen», erklärt Friederike Mauritz, Vorsitzende des Bundes Deutscher Hochzeitsplaner. Zugleich richten sich die Augen der Hochzeitgesellschaft auch auf diesen Akt, um zu erkennen, wie das Paar harmoniert und diese gemeinsame Aufgabe bewältigt.

Das Brautpaar hat in jeder Kultur natürlich einen Ehrenplatz. Doch in vielen Ländern ist das weit bedeutender als in Deutschland. «In Russland wird das Brautpaar beispielsweise auf Stühlen durch die Menge getragen», erzählt Matthée. Im Libanon stellt sich die Hochzeitsgesellschaft mit Kerzen in den Händen um das Brautpaar, das in der Mitte füreinander tanzt. «Das symbolisiert noch das Werben umeinander und ist sehr stimmungsvoll», sagt der Hochzeitsplaner.

Die Braut ist der Star einer Hochzeit und steht in der Regel mehr im Mittelpunkt der Festlichkeiten als der Bräutigam. «Deswegen trägt sie häufig ja eine Krone oder einen Brautkranz. Sie ist die Königin, die Göttin», deutet das die Religionswissenschaftlerin Hirsch. In China wird die Braut mit einer Sänfte zu ihrem Zukünftigen gebracht. In Rumänien muss der Bräutigam vor der Trauung den Brautkranz aus der Krone eines Baumes holen. Dafür bilden die Männer eine Pyramide, an dessen Spitze der Bräutigam klettert.

Kindersegen wünschen die Gäste dem neuen Ehepaar ebenfalls in vielen Kulturen: In Indien wird dem Brautpaar daher ein Kind auf den Schoß gesetzt. In Deutschland stehen Blumenkinder sowie Reis und Getreide, die über das Paar geworfen werden, für den Nachwuchs, aber auch für ausreichend Nahrung und Erfolg. In England wird der Brauch praktiziert, dass die Braut nach der Hochzeit vier Wochen lang Honigwein trinken soll, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern. Daher stammt auch der Begriff «honeymoon» für die Flitterwochen. dpa