KaDeWe & Central Group Thailänder übernehmen

Die thailändische Unternehmensgruppe zählt unter Handelsexperten auch zu den Kandidaten für die vollständige Übernahme der KaDeWe Group, also des tatsächlichen Warenhausgeschäfts in der renommierten Immobilie in der Tauentzienstraße. Bisher hält Central daran 50,1 Prozent, 49,9 Prozent gehören zur in Schieflage geratenen Signa-Gruppe des österreichischen Geschäftsmannes René Benko.

«Wir freuen uns, das KaDeWe Berlin in unser Portfolio an traditionellen Flaggschiff-Luxusimmobilien aufzunehmen. Die zusätzliche Kapitalinvestition verdeutlicht das Engagement unserer Familie für KaDeWe Group und unsere treuen Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und Geschäftspartner in Europa», sagte Central-Geschäftsführer Tos Chirathivat laut der Mitteilung. «Wir werden uns weiter darum bemühen, mit allen Beteiligten die bestmögliche Lösung zu finden, damit unsere Kaufhäuser ihren normalen Betrieb wieder aufnehmen können – besser und stärker als zuvor und so schnell wie möglich.»

Die Central Group bleibt laut Mitteilung «in Gesprächen mit dem Management der KaDeWe Group und den Gläubigern und ist zuversichtlich, sich als neuer Eigentümer der Berliner Immobilie über den Erwerb weiterer Vermögenswerte zu einigen und damit einen geordneten Ausstieg aus dem Insolvenzverfahren einzuleiten». 

Zur KaDeWe-Gruppe gehören neben dem KaDeWe in Berlin noch das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Ende Januar meldete die Gruppe Insolvenz in Eigenverwaltung an. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter. 

Das «Kaufhaus des Westens» ist deutlich älter als der Kalte Krieg, nach dem sein Name klingt. Es wurde am 27. März 1907 eröffnet - in einer damals großbürgerlichen Wohngegend abseits der Einkaufsmeile am Potsdamer Platz. 1927 verkaufte Gründer Adolf Jandorf an die jüdische Kaufmannsfamilie Hermann Tietz. In der Nazi-Zeit wurden die Eigentümer aus der Geschäftsleitung verdrängt, aus dem Namen der Kaufmannsfamilie entstand «Hertie». 

1943 stürzte ein amerikanisches Flugzeug ins KaDeWe, das Gebäude lag in Trümmern. 1950 kam der Neuanfang, in der Adenauer-Ära wurde das Warenhaus zum Sinnbild für Konsum und Kaufkraft. Zur Geburtstagsfeier zum 100. stürmten die Berliner im März 2007 das Haus und holten sich Stücke von einer 6,50 Meter hohen Riesentorte ab.

Das KaDeWe verfügt über 60 000 Quadratmeter Einkaufsfläche mitten in der Hauptstadt - das entspricht etwa acht Fußballfeldern mit hochwertigen Kleidern, Schuhen, Handtaschen und Feinkost. Neben Freunden von Luxuswaren machen sich täglich auch Tausende Touristen auf den Weg in das renommierte Gebäude. Zuletzt wurde das Kaufhaus von 2016 an jahrelang für zig Millionen Euro umgebaut. Im Sommer verlassen die Galeries Lafayette Berlin - damit hat das KaDeWe künftig einen Luxus-Konkurrenten weniger in der Hauptstadt. dpa

Giffey zu KaDeWe-Übernahme: Gute Nachricht für Berlin

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey hat die Übernahme der KaDeWe-Immobilie durch die thailändische Central-Gruppe als gute Nachricht für das Kaufhaus und für Berlin bezeichnet. «Mein Team in der Senatswirtschaftsverwaltung und ich haben in den letzten Wochen und Monaten intensive Gespräche mit allen Beteiligten zur Zukunft des KaDeWe geführt. Dabei hat die thailändische Central-Group ihr langfristiges Interesse am KaDeWe sehr deutlich gemacht», schrieb die SPD-Politikerin am Freitag bei Facebook. Laut Giffey erwirbt die Central-Gruppe die Immobilie für eine Milliarde Euro. Die Übernahme sei «ein klares Zeichen für eine gesicherte Zukunft unserer Berliner Warenhausikone». dpa

Galeries Lafayette schließt bereits Ende Juli

Das französische Luxus-Kaufhaus Galeries Lafayette wird seinen Standort in Berlin bereits Ende Juli für Kundinnen und Kunden schließen und damit einige Monate früher als bisher bekannt. Das bestätigte eine Sprecherin des Konzerns. Das Geschäft schließe am 31. Juli, damit es bis zum Ende des Jahres wie angekündigt an den Eigentümer übergeben werden könne, teilte die Sprecherin mit.

Galeries Lafayette hatte im Oktober vergangenen Jahres angekündigt, die einzige Filiale in Deutschland an der Berliner Friedrichstraße Ende 2024 zu schließen. Der Mietvertrag mit dem Immobilieneigentümer Tishman Speyer werde nicht verlängert, hieß es. 190 Beschäftigte sind betroffen. 

Der Glaspalast, in den die Galeries Lafayette Ende Februar 1996 einzog, stammt vom Architekten Jean Nouvel. Hunderte Menschen standen damals in der Friedrichstraße Schlange zur Eröffnung der Galeries. Neben dem KaDeWe im Berliner Westen ist sie bis heute das wohl bekannteste Luxus-Kaufhaus der Hauptstadt.

Überraschend kommen die Schließungspläne nicht. Dass der Mietvertrag Ende des dieses Jahres ausläuft, ist schon lange bekannt. Galeries Lafayette hatte indes eigenen Angaben zufolge noch lange versucht, mit dem Eigentümer über eine Verlängerung des Vertrags zu verhandeln. dpa