Bundespresseball 2011 in Berlin

Na das war doch mal eine Aufgabe! Das Essen für den Bundespräsidenten testen. Drei Tage vor dem Bundespresseball am Freitag fanden sich dazu im Privat-Dining-Bereich des Hugos im Hotel Interconti gut 20 Journalisten ein.

Schließlich wollen wir ja wissen, was dem Staatschef und den anderen Gästen im Ballsaal da am Ballabend auf die Teller kommt. Und nicht nur wissen - wir wollen es auch schmecken. Für Chefkoch Thomas Kammeier Routine. "Es ist ja schließlich nicht mein erster Bundespresseball", sagte der gerade wieder mit 17 Gault-Millau-Punkten und einem Michelin-Stern ausgezeichnet Küchenmeister.

Zusammen mit Ballorganisator Alfred Gertler hat er das Menü zusammengestellt: Seesaibling Rollmops mit asiatischen Aromen; Island Kabeljau Gulasch Sud, Gurkensalat, Dill; Merino Lamm - geschmort und gebraten, Bäckchen, Rücken, Bohnen, Escabeche; Ananas, Kokos, Chili.

Der Wein dazu: 2010 Chardonnay-Weißburgunder von Dr. Koehler / Rheinhessen, 2010 Pinot Noir von Gilles Louvet / Frankreich

Metamorphosen heißt in diesem Jahr das Motto des Balls. Seit sechs Jahrzehnten wird das Fest, das Presse und Politik vereint, gefeiert. Nun schon zum 13 Mal im Interconti in Berlin. "Da gab es einige Metamorphosen", so Gertler. Und trotz der doch düster erscheinenden Zeiten, hat man sich bei der Dekaration diesem Jahr für Bunt entschieden.

Oder gerade wegen der düsteren Zeiten? Das Essen jedenfalls wurde von den Probeessern mehr als gelobt. Der Bundespräsident kann kommen. Zumal neben uns Michail Gorbatschow mit seinem Gefolge das gleiche Menü serviert bekam. Auch von dort waren keinerlei Klagen zu hören.

Doch auch die Gäste, die nicht wieder der Bundespräsident im Saal Potsdam den Ballabend begehen, müssen nicht Hunger leiden. Kammeier stehen 150 Köche zur Seite. Für die Büffets bereiten sie 6500 Austern, 480 Hummer, sechs Kilo Trüffel, 350 Enten, 70 Kg Lammrücken. Um nur einiges aus der Küchenbestellliste zu nennen.

Dazu werden 600 Magnum Flaschen Champagner, 3000 Liter Bier und 3000 Flaschen Wein kredenzt. "Wir sind gerüstet", meinte auch Hotelchef Robert Herr.

Na dann auf ins Ballgetümmel!

Euer

Honza Klein

 

HINTERGRUND zum Bundespresseball:

Piraten statt Merkel

Kanzlerin Merkel gilt als Ball-Muffel und kommt mal wieder nicht zum Bundespresseball. In diesem Jahr bleiben aber auch Westerwelle und Wowereit weg. Dafür flanieren Piraten über den roten Teppich.

Rund 2500 Gäste aus Politik, Medien und Wirtschaft werden an diesem Freitag zum 60. Bundespresseball erwartet. Wie in den vergangenen Jahren feiert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht mit. Zugesagt für den Abend im Berliner Hotel Intercontinental haben aber sechs Minister, darunter Vizekanzler und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Außerdem kommen Ministerpräsidenten, Landesminister, Bundestagsabgeordnete sowie einige Chefredakteure und Manager.

Zum ersten Mal sind auch Politiker der Piratenpartei dabei. Der Bundesvorsitzende Sebastian Nerz und der Berliner Abgeordnete Christopher Lauer baten die Veranstalter um Einladungen - und erhielten sie.

Traditionell wird der Ball vom Bundespräsidenten mit einem Walzer eröffnet. Christian Wulff tanzt mit Sonja Mayntz, der Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz.

Einige langjährige prominente Ballbesucher fehlen in diesem Jahr. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte ab, ebenso die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth, die auf einem Bundesparteitag ist. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) schafft es nicht rechtzeitig von einem Besuch in Warschau zurück.

Das Motto des Balls lautet «Metamorphosen» und spielt auf den Wandel der Bundespolitik in mehr als sechs Jahrzehnten an. Das wird sich nach Angaben der Veranstalter auch im Design widerspiegeln, das sich im Lauf des Abends und der Nacht verändern soll.

Musikalischer Höhepunkt ist ein Auftritt von Nena, die das Fernsehen und die Fotografen vor besondere Probleme stellt. Sie stellte zur Bedingung, dass sie nicht gefilmt und nur bei ihrem ersten Lied ohne Blitz fotografiert werden darf.

Der erste Bundespresseball wurde 1951 in Bad Neuenahr bei Bonn gefeiert, im gleichen Jahr folgte der zweite Ball. Zweimal fiel der Ball aus: 1961 wegen des Baus der Berliner Mauer, 1977 wegen der Mordanschläge der RAF. 1963 wurde er nach dem Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy verschoben. dpa