Dehoga Gaststätten-Sterben in Hessen

In Hessen schließen immer mehr Gaststätten. Derzeit existierten nur noch rund 1800 Gasthäuser, Dorfgaststätten und Kneipen, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Hessen berichtet.

Im Jahr 2002 seien es noch knapp 3000 Betriebe gewesen. Die Aussichten seien alarmierend: «Bis zum Jahr 2020 rechnen wir mit einem Rückgang von weiteren 40 Prozent», sagte der Hauptgeschäftsführer von Dehoga Hessen, Julius Wagner, in Wiesbaden.

Große Sorgen bereitet den Fachleuten die Prognose für Dorfgasthäuser auf dem Land. Für Restaurants in Städten und Ballungsgebieten sei die Lage wegen des höheren Umsatzpotenzials dagegen nicht ganz so problematisch, sagte Wagner. Um Dorfgasthäusern zu helfen, startet der Dehoga mit dem Hessischen Städte- und Gemeindebund und dem Hessischen Tourismusverband eine Kampagne.

Tipps vom Experten: Vernetzung von Gastronomie und Tourismus

Angesichts des Gaststätten-Sterbens startet der Landesverband Hessen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) eine Kampagne in Form einer Roadshow. Sie soll mindestens zwei Jahre dauern. Die Aktion heißt «Gasthaus trifft Rathaus»: Gastronome sollen mit Bürgermeistern, Vereinen und anderen Akteuren gemeinsam nach Lösungsansätzen und Zukunftskonzepten suchen.

Der hessische Dehoga-Hauptgeschäftsführer Julius Wagner gibt allerdings zu bedenken: «Ein Patentrezept oder ein Standardkonzept gibt es nicht. So vielfältig die Problemstellungen sind, so unterschiedlich müssen auch die Lösungsansätze sein.»

Gaststätten sollten sich mit lokalen und regionalen Tourismusorganisationen vernetzen, um sich in Marketingkonzepte der Region einzubringen, rät er. Wanderwege, Rad- und Flussrouten, Natur- und Kulturerlebnis, Erholung und Sport sollten auch in der Werbung und in gezielter Vermarktung verknüpft werden. Erfolgversprechend sei, dem Trend der regionalen Küche zu folgen. dpa

(Auftaktveranstaltung Kampagne Montag, 26. Januar, 15.00 Uhr, Gasthaus «Zur Krone» (Alte Gasse 4, 63571 Gelnhausen). Nächste Station ist am 16. oder 17. März im Hochtaunuskreis, im April (13. oder 14.) folgt der Werra-Meißner-Kreis)

Modellrechnung zur wirtschaftlichen Belastung eines Pachtbetriebs

Der Landesverband Hessen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hat eine Modellrechnung zu den wirtschaftlichen Belastungen eines typischen kleinen Pachtbetriebs aufgestellt. Demnach bleiben von 250 000 Euro Erlösen im Jahr gerade einmal rund zehn Prozent Gewinn.

Die Zahlen im Detail:

Von Erlösen aus Speisen und Getränken: 250 000 Euro (sind 100 Prozent)

werden abgezogen

Warenkosten 75 000 Euro (30 Prozent)

Personalkosten (3-5 Köpfe) 75 000 Euro (30 Prozent)

Energie 12 500 bis 15 000 Euro (5-6 Prozent)

Sonstige Kosten (Versicherungen, Büro, Leasing, etc.) 37 500 bis 40 000 Euro (15-16 Prozent)

Pacht 20 000 bis 25 000 Euro (8-10 Prozent)

bleibt ein Jahresgewinn (vor Steuern) 20 000 bis 25 000 Euro (8-10 Prozent)

Pächter von Gaststätten dieser Größenordnung und Umsatzhöhe können davon oft allein nur schwer leben, schätzt der Dehoga Hessen. Oft sind Nebenerwerbseinkünfte von Ehepartnern nötig. Manchmal wird der Gasthof in Verbindung mit einem landwirtschaftlichen Hof geführt. dpa