Tim Mälzer fordert Weiter ermäßigte Mehrwertsteuer

«Warum sollte ein Essen, das ich genüsslich und mit Service im Sitzen in einem angenehmen Ambiente zu mir nehme, mit 19 Prozent besteuert werden und das, was ich auf die Schnelle im Alukarton to go beziehungsweise für außer Haus kaufe, mit 7 Prozent?», sagte der 52-Jährige. «Das ist mir unbegreiflich, ich verstehe es nicht.»

Das sei keine Subvention für Corona-Ausfälle, «sondern das wäre einfach eine intelligente Entscheidung, denn in meinen Augen wäre die Regelung mit einem einheitlichen Steuersatz für beide Seiten fair - für die Gastronomie und die Verbraucher. Das ist unser Recht, ganz einfach.» Mälzer hatte 2003 mit seiner Kochshow «Schmeckt nicht, gibt’s nicht» im Fernsehen angefangen.

Koalition diskutiert noch über Höhe

Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Lieferung wird mit sieben Prozent besteuert. Um die Branche während der Corona-Krise zu entlasten, war der Steuerersatz auch für Speisen im Restaurant auf sieben Prozent gesenkt worden. Die Regelung wurde wegen der Energiekrise mehrmals verlängert, zuletzt bis Ende dieses Jahres. Wie es weitergeht, ist offen. Über eine Verlängerung wird in der Ampel-Koalition diskutiert.

Am Donnerstag wurde im Bundestag ein Antrag der Union für einen dauerhaft abgesenkten Mehrwertsteuersatz für Restaurants abgelehnt. Bereits Ende Juni hatte der Finanzausschuss mit der Mehrheit von SPD, Grünen und FDP die Ablehnung des Gesetzentwurfs der Union empfohlen.

Gerade in Städten wie Hamburg, in denen viele Gastronomen wegen steigender Mieten schließen mussten, drohe ein «Restaurantsterben», sagte Christoph Ploß, Chef der Hamburger CDU-Landesgruppe, der dpa. Es gehe auch um eine soziale Frage: «Viele Familien können es sich schon heute kaum noch leisten, zum Beispiel mal mit den Großeltern essen zu gehen. Dies würde ab Januar deutlich teurer, wenn unser Antrag heute nicht angenommen wird.»

Mälzer forderte von der Politik eine schnelle Einigung. «Wir Gastronomen müssen jetzt Entscheidungen treffen, die im Januar, Februar, März kommenden Jahres relevant sind. Sonst verlieren die Unternehmen schlichtweg sinnlos Geld.»

«Wir sind touristische Attraktion»

Wenn er wüsste, unter welchen Mehrwertsteuersatz er falle, könnte er sich zum Beispiel mit einer Vier-Tage-Woche für die Beschäftigten auseinandersetzen. «Das ist eine Möglichkeit für strategisches Denken, die mir jetzt durch das Aufschieben einer solchen Entscheidung genommen wird», sagte der Gastronom. «Wir sind Unternehmerinnen und Unternehmer und ein relevanter Wirtschaftszweig. Wir sind touristische Attraktion und Visitenkarte einer Region.»

Die Beibehaltung des geringeren Steuersatzes «war und ist für die Gastronomie überlebenswichtig», sagte auch die Landesgeschäftsführerin des Branchenverbands Dehoga, Ulrike von Albedyll. «Nur durch den verringerten Steuersatz konnten die enormen Kostensteigerungen bei Energie und Lebensmitteln zumindest teilweise aufgefangen werden.»

Eine Erhöhung hätte nach ihrer Darstellung fatale Folgen. «Betriebsaufgaben und Insolvenzen wären vorprogrammiert.» Deutschlandweit steht laut Dehoga die Existenz von rund 12 000 Betrieben auf dem Spiel. dpa