Weingut Liebfrauenstift Neustart mit Heiner Maleton

Wilhelm Steifensand hat viel vor mit dem Liebfrauenstift-Kirchenstück - jenem heute verkannten Grand Cru mitten in Worms, der vor mehr als zwei Jahrhunderten in den Besitz seiner Familie kam: Gemeinsam mit seinem gerade verpflichteten Betriebsleiter Heiner Maleton strebt er zunächst die Umstellung auf eine konsequent ökologische Bewirtschaftung der Lage an. Mit der Kräftigung des Bodens bereitet Heiner Maleton die Grundlage für weitere qualitative Maßnahmen im Weinberg und Keller.

Weingut Liebfrauenstift | Neustart mit Heiner Maleton Fotos: Andreas Durst

Heiner Maletons Vita liest sich spannend: Alles begann mit einem Praktikum bei Friedrich Becker, besonders prägend waren auch Stationen bei Georg Breuer, im Bandol und im Bordelaiser Spitzen-Weingut Valandraud. Nach seinem Studium in Geisenheim arbeitete er in den VDP-Weingütern Reichsrat von Buhl, Theo Minges und Biffar, gewann wertvolle Einblicke in den Weinhandel bei Extraprima und war zwischen 2010 und 2017 als Betriebsleiter im Weingut Carl Koch tätig.

Im Bann der Liebfrauenmilch

Wilhelm Steifensand, dessen Familie das Weinhandelshaus P. J. Valckenberg mehr als 220 Jahre geführt hat, konzentriert sich seit 2016, unterstützt von seiner Frau Katharina Prüm aus dem Weingut Joh. Jos. Prüm, auf die Erneuerung des Weinguts Liebfrauenstift.

Sein Wissen um den deutschen Wein zeigt sich nicht zuletzt in seinem Privatkeller, in dem die besten Gewächse versammelt sind: Neben Wehlener Sonnenuhr oder Marcobrunner finden sich auch rare Flaschen der "echten", der ursprünglichen Liebfrauenmilch - die einzig aus Trauben des Liebfrauenstift-Kirchenstücks gekeltert wurde und im 19. Jahrhundert einen wahren Run auf deutschen Wein auslöste. Charles Dickens und Victor Hugo etwa, beide bekannt für ihre ausgeprägte Kennerschaft, waren verbriefte Fans der Weine aus dem Liebfrauenstift.

Weingut Liebfrauenstift | Neustart mit Heiner Maleton Fotos: Andreas Durst

Horchen auf das Terroir

Die Zeiten haben sich geändert, nicht aber die Güte des Terroirs! Der Boden der 13 Hektar kleinen Weinlage, die als VDP GROSSE LAGE klassifiziert und überwiegend mit Riesling bestockt ist, wirkt zwar zunächst wenig spektakulär. Schaut man in die Tiefe, offenbart sich aber ein echter Schatz: unter Löß mit Rotliegendem findet man eine Schicht von rötlichen Sanden und Kiesen, die von der Pfrimm angeschwemmt wurden.

Das alte Flussbett des Rheins bildet den Grund - reiner Kies mit einem hohen Gehalt an Eisen und Spurenelementen. Die Voraussetzungen sind hervorragend und die Protagonisten freuen sich, hier durch intensive Arbeit mit Boden und Reben einen eigenen Stil zu entwickeln.

Die neuen Jahrgänge aus dem Liebfrauenstift-Kirchenstück, das wie ein "Clos" im Burgund von einer Mauer umgeben ist, sollen mineralisch, fein und - trocken schmecken. Ausgebaut werden die Weine im historischen Elefantenkeller, einem uralten Gewölbe tief unter dem Stammhaus der Familie.