Weingut Reichsrat von Buhl Aida, Nil und Suez

Dass man nicht nach Frankreich oder Italien schauen muss, um magische Orte des Weines zu finden, zeigt das Deidesheimer Weingut Reichsrat von Buhl. Schon bald nach der Gründung im Jahre 1849 wurden die Fläschlein, die im riesigen, heute denkmalgeschützten Keller reiften, zu geschätzten Raritäten.

Weingut Reichsrat von Buhl

So sollte zur Einweihung des Suez-Kanals 1869 Buhl-Wein zur Uraufführung von Verdis "Aida" gereicht werden. Da Verdis Oper nicht ganz fertig wurde, konnten sich die Gäste aus aller Welt ganz auf den deutschen Wein konzentrieren.

So zählte der nicht eben für ausschweifende Lebenslust bekannte Reichskanzler Otto von Bismarck zu den treuen Freunden des Hauses. Sein Ausspruch, "Dieses Ungeheuer schmeckt mir ungeheuer!" machte die Forster Weinlage Ungeheuer und damit das gesamte Weingut um einiges berühmter.

So ist es Queen Mum und ihrer langjährigen Zuneigung für die Rieslinge des Hauses zu verdanken, dass es im ersten Obergeschoss des Buckingham Palace eine "Buhl-Suite" gibt. Zu ihrem 100. gönnte sie sich und den Gästen des Festessens übrigens eine Buhl-TBA.

Ja, wenn der Reichsrat haucht, atmen wir große deutsche Weingeschichte. Bei einem solch traditionsreichen Weingut sind schon behutsame Veränderungen eine delikate Angelegenheit. Kein Wunder also, welch hohe Wellen die neue Besatzung auf der Kommandobrücke dieses deutschen Flaggschiffs geschlagen hat. Seit gut fünf Jahren bestimmen zwei besondere Charaktere den Kurs: Richard Grosche, lange Zeit als Journalist im Meininger-Verlag tätig, bringt als Geschäftsführer neben einer großen Weinleidenschaft und Degustationserfahrung den hilfreichen Blick von der anderen Seite der Branche ein.

Und Mathieu Kauffmann. Sein Wechsel vom Champagnerhaus Bollinger in die Pfalz war in der deutschen Weinszene eine Novität und der Zeitung Le Monde eine Titelstory wert: "Mister Bollinger" geht zu einem deutschen Weingut. Unerhört! Und doch so naheliegend. Für den in Montpellier zum Önologen ausgebildeten Kauffmann gab es gute Gründe für die "Buhlschaft": als gebürtiger Elsässer schätzt er den Riesling als spannendste Weißweinsorte und sieht das Potenzial der schon jetzt superben Schaumweine "nur ansatzweise ausgeschöpft". Voilà!

Mit der mutigen Neugestaltung des traditionellen, über ein Jahrhundert verwendeten, Jugendstiletiketts ging auch eine stilistische Umstellung der Weine einher: Die Buhl-Gewächse kommen nun noch klarer, puristischer und schnörkelloser daher, mit noch mehr Zug zum Gaumen. Die oft prägnante Säure mag nichts für Feiglinge sein. Sie wirkt jedoch nie unreif und unharmonisch.

Zu Schmidt 3: Weingut Künstler

Weingut Reichsrat von Buhl

Anbaugebiet: Pfalz Ort: Deidesheim Rebfläche: 62 Hektar Boden: Basalt, sandiger Lehm, Kalksteinverwitterung, Buntsandstein Wichtigste Lagen: Forster Kirchenstück, Forster Ungeheuer, Forster Pechstein, Ruppertsberger Reiterpfad Wichtigste Rebsorten: Riesling (88%), Spätburgunder (8%)

Weingut Reichsrat von Buhl

Unsere Empfehlungen:

2017 "Bone dry" Riesling QbA trocken 0,75l 9,50 € (12,67/l) Das deutsche Weingesetz erlaubt die Bezeichnung "trocken" für Weine mit bis zu 9g Restzucker. Das "bone dry" Gesetz erlaubt zwischen 0 und 4 Gramm Restzucker - und Kandidaten mit nahe 4g stehen schon mit einem Bein im Gefängnis. Wer's also kompromisslos trocken, knochentrocken halt, mag und trotzdem nicht auf klare und präzise Frucht verzichten möchte, hat seinen Wein gefunden.

Sekt Buhl Reserve Brut 0,75l 16,95 € (22,60/l) Direkt beim Eingießen in das Glas (im Idealfall ein Weißweinglas!) strömt eine betörende Aromatik mit saftiger Williams Christ Birne, Mandarine und Haselnuss entgegen. Am Gaumen zart cremige Textur, druckvoll, sehr gut eingebundene Säure und langes Finale. Ein idealer Aperitif, der Speisen liebt.

Suez Rosé QbA trocken trocken, 2015, 17,95 € 23,93€/Liter

Bezugsquelle: Weinladen Schmidt