Das ist doch mal eine Berufchance! So leicht kommt man kaum wieder in den diplomatischen Dienst. Fast bin ich versucht, das Angebot anzunehmen. Auch als Nichtrheinländer. Ist doch eine der Diplomatinnen in diesem Job sogar aus Marokko. Es geht um ein Angebot welches Friedel Drautzburg und Harald Gruner gerade anlässlich der 15-Jahr-Feier ihres Restaurants Ständige Vertretung (Stäv) am Schiffbauerdamm vorstellten.
"Wir suchen Gastronomen, die unser Konzept irgendwo in Deutschland oder in der Welt umsetzen wollen", erzählten die beiden. Sechs mal prangt der Schriftzug Stäv bereits irgendwo in Deutschland an einer Lokaltür. In Bremen ist besagte Marokkaneirin die Chefin. Mir als Berliner fehlt allerdings wohl die Begeisterung für den Karneval. Doch das nur nebenbei. Besonders der Süden Deutschland ist noch Kölschfreie Zone. Jedenfalls was den Ausschank durch die Stäv betrifft.
Und dann wären da noch Brüssel oder Straßburg als Option (immerhin gibt es da auch viele Exrheinische Beamte), Las Vegas (immerhin gibt es da auch ein Hofbräuhaus) oder oder oder. "Unser neuer Partner sollte nur eben den Geist der Stäv vertreten", meinten die zwei. Und eigentlich sollte längst die siebte Stäv offen sein. Am neuen Berliner Flughafen. Zu diesem Thema meinte Drautzburg nur gut kölnisch: "Et kütt wie et kütt."
Allerdings fragt man sich in diesen Tagen, ob auch die Anfügung stimmt: "Et hätt noch immer jot jejange." Aber auch das ist eine andere Geschichte. Irgendwann wird man also am Berliner Flughafen das Gefühl haben, in Köln gelandet zu sein. Obwohl die beiden Gastronomieurgesteine längst Berliner sind. Die beiden waren ja als Bonner dereinst die heftigsten Gegner der Hauptstadt Berlin. "Das ist doch Schnee von gestern", lacht Drautzburg darüber heute.
Und Gruner und er haben dafür gesorgt, dass sich auch all die anderen Bonner Vertriebenen in Berlin relativ schnell heimisch fühlten und fühlen. Minister, Bundespräsidenten, Kanzler zählten zu ihren Gästen und vieles davon ist per Foto oder Dokument an den Wänden der Stäv zu sehen. So sind die Restaurants auch ein Stück Geschichtsmuseum.
Aber nach wie vor ist die Stäv am Schiffbauerdamm Treffpunkt für gute Gespräche bei Bier aus merkwürdig kleinen Gläsern (jedenfalls für einen Berliner), dem besten Flammkuchen in der Stadt, einer schönen Terrasse an der Spree, welche den absurden Namen Rheinterrassen trägt.
Übrigen bin ich mit dieser Karnevalksmuffligkeit nicht der einzige, wie sich bei der Feier zum 15. zeigte. "Ich bin seinerzeit auch immer aus Köln geflohen", meinte der Festredner und jetzige Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. Und der Mann ist sogar Rheinländer. Aber wie heißt es dazu im rheinischen Grundgesetzt: "Jeder Jeck is anders." Also will ich mal tolerant sein. Sogar der Hallenser Hans Dietrich Genscher mischte sich in Gratulantenschar. Und Halle gilt ja nun auch nicht gerade als Karnevalshochburg.
Wie gesagt - wer mag, kann sich Drautzburg und Grunert anschließen und seine eigene Stäv eröffnen. Systhemegastronomie heißt das, hat aber mit McDonald und Co. so gar nichts zu tun.
Na dann - Prost Jungs, alles Gute für die nächsten 15 Jahre.
Auf geht's und ich bin dann mal wieder unterwegs