Auf dem Fluss wird man nicht seekrank

Eine Flussschifffahrt sollte es sein, sieben Nächte an Bord der Viking Spirit von Paris nach Rouen und wieder zurück nach Paris. Eine Premiere für mich, das erste Mal eine River Cruise zu erleben und noch dazu in Frankreich, wo die kulinarischen Genüsse praktisch am Fluss entlang darauf warten, entdeckt zu werden.

Das Schiff mit einer Länge von über 114 Meter und einer Breite von 11,3 Meter bietet für eine Woche ordentlichen Komfort, welches ein Optimum an Qualität und Service, bei 75 Außenkabinen, einem Restaurant und einem Aussichtssalon mit Bar bietet. Bei bis zu 150 Passagieren an Bord und einer bis zu 39 Mann/Frau starken Besatzung ist es doch erstaunlich, dass genügend Platz für ein problemloses Miteinander auf dem schwimmenden Hotel ist. Das liegt sicherlich auch daran, dass zusammen mit der Flussfahrt entsprechende Ausflugspakete, ob mit organisierten Busausflügen oder Fahrradtouren, gebucht werden können. Wer sich einfach nur treiben lassen will, hat während den Ausflugstagen, somit das Schiff fast alleine für sich und kann auf dem Sonnendeck die Landschaft an sich vorbei ziehen lassen, sehr gut Mittagessen und in Ruhe relaxen. Oder wie Viking Spirit damit treffend wirbt, "den Luxus der Langsamkeit" entdecken.

Ein älterer Herr verriet mir zudem auf dem Sonnendeck: "Ich buche nur Flusskreuzfahrten, weil ich immer die unmittelbare Nähe zum Land brauche und auf dem Fluss wird man nicht seekrank." Das ist ein Aspekt und ein guter Grund für Flusskreuzfahrten, den ich bisher noch nie so entdeckt hatte.

Am Eiffelturm einchecken

In Paris geht das Einchecken auf die Viking ziemlich flott: Es gibt eine Plastikkarte für das Zimmer, die beim Verlassen des Schiffs im Tausch für eine Land-Geh-Karte immer abgegeben wird. Das Schiff ankert in unmittelbarer Nähe vom Eiffelturm und ist somit ein idealer Ausgangspunkt, um von Paris bei Tag und Nacht verzaubert zu werden. Schon am 1. Tag geht es per Fahrrad los, um Schloss Versailles sowie den Naturpark Chevreuse zu erkunden. Die Tourguides, Kai und Jessica, warten mit den Fahrrädern, die individuell für jeden Radfahrer eingestellt werden, und mit den zugehörigen Fahrradtaschen, die eine Menge Platz für Einkäufe bieten.

Es ist beruhigend zu wissen, sollte mal die Puste ausgehen, dass jeder Zeit die Möglichkeit besteht, das Fahrrad abzugeben und im Begleitbus mitzufahren. Partner für das Fahrrad-Ausflugspaket ist der Touristikveranstalter Terranova, welcher mit einer sehr gut ausgearbeiteten Streckenführung die Radfahrer täglich, mit Touren bis zu 36 Kilometern, an interessante Sehenswürdigkeiten heranführt. Das wird die Faszination einer kombinierten Fluss- und Fahrradtour sein, dass man mit Ruhe und Gemächlichkeit, sich die Landschaft langsam zu Gemüte führen kann. Kein Stress mit zu vielen Kilometern, ständig an der frischen Luft mit viel Bewegung zu sein, um all die guten Gerichte und Köstlichkeiten zu probieren.

Schlängelnd auf der Seine

Der Wortstamm von Seine bildet im Französischen das Wort Schlange und das ist im direkten Zusammenhang auf den schlängelnden Flusslauf zurück zuführen. Von Paris geht es also sehr langsam in weiten Schleifen und durch einige Schleusen in Richtung Normandie, vorbei an Kreidefelsen und Festungen, eingerahmt von malerischer Landschaft und auch geankert an Häfen wie Vernon, Rouen, Conflans-Sainte-Honorine sowie Les Andelys und wieder zurück nach Paris.

Fahrradtour Savoir vivre

Per Fahrrad an den Gärten von Schloss Versailles entlang fahren und hungrig ein vorbereitetes Tischlein deck dich im Tal der Chevreuse vorzufinden, ja, das wird Savoir vivre sein: Gekühlten Cidre und Chablis zu normannischen Spezialitäten wie Salami mit Wal- oder Haselnüssen, dazu den meist kopierten Käse der Welt - den Camembert - zu probieren, der nur wirklich echt ist, wenn er aus der Normandie stammt.

Livarot Käse, (im normannischen sagt man, dass es das Fleisch der Armen ist), Pont-l'Evêque Käse, der wahrscheinlich mit seiner gewaschenen Rinde, die älteste aus der Normandie stammende, noch heute hergestellte Käsesorte ist, und Neufchâtel, ein leicht pikanter und säuerlicher Weichkäse mit weißem Edelpilz, den es in sechs verschiedenen Formen und Größen gibt. Abends wird dann auf der Viking Spirit das Wahlmenü am Platz serviert, je drei französische Leckerbissen stehen für Vor- und Hauptspeise sowie für das Dessert zur Auswahl. Tischgetränke sind nicht inklusive, können aber mit einem pauschalen Getränkepaket (auch für die Bar) für 150 Euro zusätzlich gebucht oder eben einzeln bezahlt werden.

Kunst, Kultur und Kulinaritäten

Prachtvolle Châteaux säumen die Fluss- und vor allem die Radfahrt, die Tourguides erzählen von normannischen Schlachten, während eine kurze Radpause gemacht wird, aber auch von Kunst, die besonders einprägend den Impressionismus präferiert. Der Besuch in Monets Wohnhaus und dem Seerosengarten in Giverny, sind noch lange Gesprächsthemen beim Picknick mit Jambon (Schinken) und Fleur de Selle (Meersalz), beurre d'isigny (Butter) und Baguette. Als Digestif werden nach normannischer Art Calvados und zum Süßschnäbeln zartschmelzende Calvados-Trüffel angeboten.

Beim Degustieren des Apfelbranntweins lernen wir auch die französische Art, den Calvados zwischen dem Essen zu trinken kennen, der Franzose nennt es: "Bei einer längeren Menüfolge den Magen aufzuräumen - faire le trou normand" - also machen wir auch das normannische Loch zu. Calvados ist ursprünglich eine Region, nach dem der Cidrebrand benannt wurde. Für die Herstellung wird vergorener Apfelmost Cidre, aus bis zu 48 verschiedenen Apfelsorten, mit einem Alkoholgehalt von fünf Prozent, die aus elf genau definierten Gebieten stammen, verwendet. Der bernsteinfarbene bis cognacbraune Calvados ist ein - so sagen es die Franzosen - "normannisches Gefühl".

Meer, Alabasterküste und Ziegenkäse

Die Mußezeit auf dem Schiff kommt fast zu kurz, denn die ganztägigen Ausflüge sowie die abendlichen Spaziergänge, sei es in Paris oder Rouen, wenn die Viking noch vor Anker liegt, nehmen viel Zeit in Anspruch. Doch so zwischendurch, wenn das Schiff erst mittags anlegt, kann dies auf dem Sonnendeck wieder wett gemacht werden: Der Blick schweift an den Flussufern entlang, die Landschaft ist aufgelockert durch wunderschöne reetgedeckte Häuser mit Liliengewächsen auf den Giebeln, viele Ziegen- und Rinderherden sind zu beobachten und steile Felsenklippen wechseln immer wieder ab - als würde der reich bestückte Bilderbogen ständig für Postkartenmotive posieren. Von Rouen geht es mit einem Bus an die Alabasterküste nach Êtretat, um die spektakulären Felsenformationen bei einer längeren Küstenwanderung zu sehen und vor allem zu bewundern. Ein Besuch bei einem Ziegenbauern rundet den Geschmack mit viel frischem Ziegenkäse und köstlichen Pralinen, hergestellt aus Ziegenmilch, ab. Schade, dass es zu schwierig ist, den empfindlichen Käse mit nach Hause zu nehmen.

VikingFlusskreuzfahrten.de und  terranova-touristik.de

Eure

Rose Marie Donhauser

Kolumne Best of Donhauser