Auf Safari in den weißen Highlands Kenias

Von Eva Krafczyk

Der funkelnde Sternenhimmel Afrikas, ein flackerndes Lagerfeuer, die Geräusche kreischender Affen, grummelnder Elefanten oder der ferne Schrei eines Löwen im nächtlichen Busch - das kann schon sehr romantisch sein. Diesen Gedanken mag auch Großbritanniens Thronerbe, Prinz William, im Hinterkopf gehabt haben, als er seiner künftigen Prinzessin Kate nahe des Mount Kenya den Heiratsantrag machte.

Kenia war zuvor schon ein besonderes Land im Leben von Prinz William. Hier verlebte er sein «Gap Year» zwischen Schule und Universität bei anglokenianischen Freunden im privaten Wildreservat der Craig-Familie, fernab von Hof-Paparazzi und den Royal-Pflichten. Seitdem ist er mehrmals zurückgekehrt in die Lewa Downs inmitten der «weißen Highlands». Die Gegend gleich nördlich des Äquators ist geprägt von den Großfarmen der Nachkommen britischer Siedler.

Wer auf den Spuren des berühmten Liebespaares wandeln will, sollte gut bei Kasse sein. Die Unterkünfte in der Lewa Wildlife Conservancy sind teuer. Die Tagesmiete für die Rotundu-Blockhütten, wo Kate «Ja» gesagt haben soll, beträgt 460 US-Dollar (330 Euro) - vorausgesetzt, die Besucher kochen selbst. Im Lewa Safari Camp und im Lewa House muss der Gast 460 beziehungsweise 480 Dollar pro Person und Nacht bezahlen.

Bei diesen Preisen versteht es sich, dass Besucher nicht fürchten müssen, auf Pirschfahrten vor allem Minibusse mit anderen Urlaubern zu Gesicht zu bekommen. Stattdessen können sie in Begleitung erfahrener Wildhüter ausreiten oder zu Fuß auf Pirsch gehen - allerdings nur mit dem Fotoapparat. Anders als andere afrikanische Länder hat sich Kenia dem Naturschutz verschrieben und verzichtet auf Jagdtourismus.

Für die stolzen Preise bekommen Besucher ein gutes Gewissen inklusive. In dem Reservat fließen die Einnahmen aus den Übernachtungen in den Northern Rangeland Trust. Die Initiative mehrerer Großgrundbesitzer finanziert damit privaten Naturschutz und Projekte für die umliegenden Dorfbewohner vom Volk der Samburu.

Zu sehen gibt es viel - Lewa liegt auf einem weiten Hochplateau im Bezirk Laikipia. In der Ferne ist der schneebedeckte Gipfel des Mount Kenya zu sehen - wenn nicht Wolken die Spitze des zweithöchsten Berges Afrikas verbergen. Mit ein bisschen Glück laufen Besuchern die «big five» vor die Kameras: Elefanten, Löwen, Leoparden, Büffel und Nashörner.

In den privaten Reservaten im Laikipia-Distrikt leben die meisten der in Kenia heimischen Spitzmaul- und Breitmaulnashörner. In der nahe liegenden Solio-Ranch gelang es, die bedrohten Tiere zu züchten. Die Zusammenarbeit mit der staatlichen Naturschutzbehörde KWS ist eng. Dutzende Tiere wurden in den vergangenen Jahren in kenianischen Nationalparks wie Nairobi, Tsavo oder Nakuru ausgewildert.

Das wohl spektakulärste Auswilderungsprojekt ist derzeit im privaten Ol Pejeta Reservat im Gang. Im dortigen Sweetwaters Camp war Prinz William auch schon öfter zu Gast. Ol Pejetas Wildlife Manager Batian Craig ist ein Freund des englischen Thronerben. Seit Dezember 2009 ist Ol Pejeta aber auch die Heimat von vier Nördlichen Breitmaulnashörnern, die aus einem tschechischen Zoo nach Kenia gebracht wurden.

Die Wildhüter hofften, dass die Tiere unter natürlichen Bedingungen ihre Paarungslust entdecken. «Im Zoo lebten sie wie Geschwister zusammen», sagt Batian Craig. «Hier können sie auch vom Beispiel ihrer wilden Verwandten lernen.»

Die jüngsten Nachrichten aus Ol Pejeta geben Anlass zur Hoffnung - zwei der Tiere haben sich mittlerweile gepaart, das andere Nashornpärchen zeigt immerhin zunehmend Interesse aneinander. Nashornnachwuchs wäre eine Sensation, denn in freier Wildbahn gelten die Nördlichen Breitmaulnashörner als ausgestorben. Nur in einem US-Zoo leben noch vier weitere Exemplare der weltweit seltensten Nashornart. Und diese Tiere sind zu alt, um noch Nachwuchs zu zeugen.

Ol Pejeta ist auch der einzige Ort in Kenia, an dem Besucher Schimpansen sehen. Die Menschenaffen sind eigentlich nicht in Kenia heimisch. Die ersten Schimpansen, die hier eine neue Heimat fanden, waren Bürgerkriegsflüchtlinge aus Burundi. Die Mitarbeiter der dortigen Forschungsstation des Jane Goodall Institute mussten 1993 das Land verlassen und wollten ihre Schützlinge nicht zurück lassen. «Viele unserer Tiere sind Opfer von illegalem Tierhandel», erzählt Martin Mulama, Artenschutzmanager in Ol Pejeta und Direktor des Schimpansenzentrums.

Da Schimpansen nicht zu den einheimischen Tierarten gehören, können sie in Kenia nicht ausgewildert werden. «Außerdem haben viele der Tiere Jahre in Gefangenschaft verbracht und könnten alleine nicht überleben», sagt Mulama. In Ol Pejeta leben die mehr als 40 Tiere trotzdem unter möglichst natürlichen Bedingungen, als Kleingruppen in mehreren großen Gehegen.

«Einige kommen schwer traumatisiert zu uns. Es fällt ihnen schwer, Menschen zu vertrauen, und das soziale Miteinander mit anderen Schimpansen müssen sie erst lernen», schildert Mulama die Schwierigkeiten. Damit die Tiere möglichst ungestört bleiben, ist das Schimpansenzentrum nur jeweils eineinhalb Stunden am Vormittag und am Nachmittag für Besucher geöffnet.

Anders als in den Nationalparks sind in privaten Reservaten wie Ol Pejeta oder Lewa auch nächtliche Pirschfahrten erlaubt. Man sollte aber nur mit guten Scheinwerfer aufbrechen - und in der Finsternis einer Nacht im afrikanischen Busch noch langsamer fahren als tagsüber. Denn selbst Elefanten tauchen oft urplötzlich in den Scheinwerferkegeln auf.

Wer nicht das nötige Kleingeld für die private Blockhütte von Prinz William hat, kann das Pelican House buchen, die einzige Unterkunft für Selbstverpfleger in Ol Pejeta. Das ehemalige Haus des Chefwildhüters liegt an einem Wasserloch, schon in den Morgenstunden kann man Büffel, Antilopen oder das heimische Nilpferd beobachten.

Vergleichsweise günstig ist auch ein Tagesbesuch in den privaten Reservaten vom nahe gelegenen Naro Moru aus. Die kleine Stadt ist auch der wichtigste Anlaufpunkt für Bergsteiger, die den Mount Kenya erklimmen wollen. Unterkünfte sind hier deutlich preiswerter als auf den Highland-Ranches - und bieten oft auch koloniale Siedlerromantik am offenen Kamin.

Einen Hauch von Hollywood verströmt dagegen der Mount Kenya Safari Club nahe Nanyuki. Das Hotel hat einen eigenen Golfplatz, einen Pferdestall für Ausritte auf dem gepflegten Rasen und einen spektakulären Blick auf den Mount Kenya. Dem Volk der Kikuyu, das bis zur Vertreibung durch die britischen Kolonialherren im zentralen Hochland Landwirtschaft betrieb, war der Berg heilig. Der Legende nach ist der Gipfel der Ruheort des Gottes Ngai.

Riesige Stoßzähne, die den Eingang zur Bar des Safari Club dekorieren, und ausgestopfte Löwenköpfe erinnern an die Zeit, als die Großwildjäger des «Happy Valley» und ihre ausländischen Freunde sich hier zum Jagen trafen. Der Hollywood-Star William Holden gründete den Mount Kenya Safari Club 1959. Signierte Fotos des jungen Clint Eastwood, von John Wayne, Ronald Reagan und anderer Hollywood-Prominenz lassen den Glamour der damaligen Safari-Gruppen ahnen.

Weniger glamourös, aber ausgesprochen urig ist das acht Kilometer von Nanyuki entfernte Trout Tree Restaurant. Es ist auf mehreren Plattformen in einen riesigen Mugumo-Baum gebaut. Von 11.00 bis 16.00 Uhr gibt es hier frische Bergforellen vom Grill oder aus der Räucherei. In den Gipfeln der umliegenden Bäume spielen Colobus-Affen, das Bier wird in den Forellenteichen kühl gehalten.

Gäste können ihre Forellen hier auch selbst fischen - und haben dabei viel mehr Aussicht auf Erfolg als Kate Middleton, die bei ihrem Aufenthalt in den Rotundu-Hütten zwar einen Verlobungsring ergatterte, beim Angeln aber leer ausging. Im Gästebuch schrieb sie: «So romantisch - leider keinen Fisch gefangen.» dpa

Reise nach Kenia

ANREISE: Ferienflieger bieten Direktflüge von deutschen Flughäfen nach Mombasa. Für eine Reise ins zentrale Hochland steuern Urlauber allerdings besser den Flughafen von Nairobi an. Linienflüge nach Nairobi bieten mehrere internationale Fluggesellschaften mit Umsteigen zum Beispiel in Zürich, Amsterdam, London, Addis Abeba oder Istanbul.

REISEZEIT: Die europäischen Sommermonate sind in Kenia die kühle Jahreszeit. An der Küste macht sich der afrikanische Winter mit einer dichten Wolkendecke bemerkbar, im Hochland kann es nachts deutlich abkühlen. Zwischen März und Mai ist die lange Regenzeit, eine kurze Regenzeit sorgt vor allem im Oktober für Regenfälle. Die Regenfälle sind oft heftig, aber meist nach einer Stunde schon wieder vorbei. Heißester Monat ist der Februar.

KOSTEN: Kenia ist keineswegs ein billiges Reiseland. In Mittelklassehotels kostet die Übernachtung ab 120 Euro aufwärts. In den Luxuslodges und -Camps sind Übernachtungspreise von 300 bis 600 Dollar pro Nacht und Person möglich. In den Hotels in den Nationalparks und privaten Reservaten wird meist Vollpension angeboten.

INFORMATIONEN: Kenya Tourist Board, Schwarzbachstraße 32, 40822 Mettmann, Tel: +49 2104 832919, lewa.org