Berlin setzt Kampf gegen Vielfraße fort Sumpfkrebse ohne Ende

Sie fressen alles: Das Vorkommen eingeschleppter Sumpfkrebse in Berliner Gewässern soll deshalb weiter eingedämmt werden. Von 1. April bis Ende November dauere die Fangsaison, sagte der Wildtierexperte der Umweltverwaltung, Derk Ehlert. Die Reusen würden aber wohl erst später ausgelegt, weil die Krebse erst ab einer Wassertemperatur von 12 bis 15 Grad wieder aktiv werden. Über den Winter bewegen sich die Krebse nur sehr wenig.

Von den Vielfraßen befallen sind insbesondere die Wasserläufe und Becken im Tiergarten (Mitte) und Britzer Garten (Neukölln). Das Ausmaß war bis vor wenigen Jahren weitgehend unbemerkt geblieben. Im Vorjahr wurden dann allein in den beiden Parks fast 39 000 Stück gefangen und zum Verzehr verkauft. Die Erlaubnis dort zu fischen hat nun zum zweiten Mal ein Spandauer Fischer bekommen, wie Ehlert sagte. Weil die Tiere als Gefahr für heimische Arten und Ökosysteme gesehen werden, ist die Eindämmung EU-weit geboten.

Trotz des großen Fangs im Vorjahr geht Ehlert davon aus, dass insbesondere im Tiergarten noch zahlreiche Exemplare übrig sind. Dort hätten die Fangmengen auch zum Saisonende 2018 kaum abgenommen. Im Gegensatz zum Tiergarten mit seinen Ab- und Zuläufen sei der Britzer Garten eher in einer Insellage: «Dort kann der Bestand vermutlich erheblich reduziert werden. Ob wir ihn ganz rausbekommen ist die Frage», sagte Ehlert. Es müsse nur ein einzelnes Weibchen mit Eiern überleben, damit eine neue Population entstehen kann. Ein Weibchen trage in unseren Gefilden mehrere Dutzend Larven bei sich.

Zur Frage nach Sumpfkrebs-Schäden sagte der Experte: «Was nicht da ist, kann nicht als Schaden gesehen werden.» Die Krebse fräßen Pflanzen und Laich von Fischen - «alles, was sie bekommen können». Im Britzer Garten falle auf, dass seit einigen Jahren kaum noch Kaulquappen in den Becken seien. «Aber das kann auch andere Ursachen haben, wie den pH-Wert des Wassers, Fische oder Waschbären.» Anzeichen, dass die Krebse Krankheiten auf Amphibien übertragen, habe man bisher nicht, betonte Ehlert.

Außer den Parks ist auch die Spree Fangrevier: Dort dürften Berufsfischer die Tiere aus dem Wasser ziehen, allerdings werden dort eher Einzelexemplare vermutet. Diese nutzen den Fluss nach Ehlerts Einschätzung, um zu wandern. Mit ihren vielen Spundwänden sei die Stadtspree «kein geeignetes Biotop» für ein dauerhaftes Vorkommen. Die Tiere bevorzugen flache Ufer und stehende Gewässer. Nicht befischt werden den Angaben zufolge Panke, Tegeler Fließ und Havel, obwohl es auch dort Verdachtsfälle gegeben hatte.

Bei Sumpfkrebsen beginnt die Fortpflanzungssaison im Mai und dauert bis circa August, wie Ehlert sagte. Hierzulande bekämen die Krebse wegen ihrer kurzen aktiven Zeit nur einmal jährlich Nachwuchs. In ihrem natürlichen Lebensraum - der Süden der USA und Nordmexiko - sei das angesichts der Wärme mehrmals pro Jahr der Fall. Die Exoten in der Berliner Natur sind vermutlich Nachkommen von Sumpfkrebsen, die in Aquarien gehalten und ausgesetzt wurden. dpa