Berlin-Tourismus Hauptstadt vor schwieriger Saison

Nach einem überraschend schwachen Vorjahr steht der Berlin-Tourismus vor einer schwierigen Saison. «Ausblick: Ich weiß es nicht», gab am Montag Burkhard Kieker zu, der Chef der Berliner Tourismus- und Kongressgesellschaft. Er wage dieses Mal keinen Blick in die Glaskugel. Nur soviel: Berlin müsse Gas geben, um am weltweiten Wachstum teilzuhaben.

Im vergangenen Jahr war das kaum gelungen. Die Zahl der Übernachtungen in Hotels und Pensionen erreichte 31,15 Millionen, 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Amt für Statistik am Montag mitteilte. Die Zahl der Gäste stieg um 1,8 Prozent auf 12,97 Millionen.

Das sind nach starken Zuwächsen die geringsten Raten seit 15 Jahren. Die Übernachtungen ausländischer Gäste wurden sogar weniger. Weil die Zahl der Hotelbetten gleichzeitig um knapp 4000 auf 143 000 zulegte, blieben mehr Zimmer leer: Die Auslastung sank um rund einen Punkt auf 60,1 Punkte.

«Ich denke nicht, dass es eine strukturelle Schwäche der Stadt gibt - im Gegenteil: Berlin hat nach wie vor einen guten Lauf», sagte Kieker, international sei der Ruf der Stadt hervorragend.

Die städtischen Tourismuswerber gehen davon aus, dass vor allem die Insolvenz der Air Berlin das Wachstum gedämpft hat. «Bis August war alles super.» Durch die Pleite seien dann aber 28 Prozent der Flüge weggefallen. Auch die Umsätze der Gastronomen gaben danach nach, wie das Amt am Montag weiter mitteilte.

Ein weiterer Grund für den Dämpfer: Die Statistik erfasst Gäste, die in Hotel, Gasthof oder Pension mit mehr als 9 Schlafplätzen einen Meldezettel ausfüllen. Es tauchen Hunderttausende nicht auf, die in Ferienwohnungen übernachten. Ihre Zahl dürfte trotz Air-Berlin-Pleite gestiegen sein. Denn allein AirBnB geht für 2017 bei 700 000 Gästen von einem Plus von knapp 17 Prozent aus.

«Wir brauchen jetzt die Anstrengung aller Beteiligten», sagte Kieker. Notwendig sei ein weiteres Kongresszentrum, um mehr Tagungsgäste anzuziehen. Berlin brauche entweder ein saniertes ICC oder eine andere «Spielstätte», damit kein Kongress abgewiesen werden muss.

Kieker schlug auch eine Passagier-Prämie des Landes für Fluggesellschaften vor, damit diese mehr Flüge von und nach Berlin anbieten. Bis zum Sommer bleibe die Kapazität durch die Air-Berlin-Pleite 6 bis 10 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Der Boom des Berlin-Tourismus war auch zuvor schon abgeflaut. Mit zum Teil zweistelligen Zuwachsraten hatten sich Zahlen bis 2016 in 10 Jahren verdoppelt. Ziel des Senats ist nun, dass die Übernachtungszahlen jährlich um 1,5 bis 3 Prozent zulegen, wie Kieker sagte. «Und wir wollen, dass Menschen kommen, die etwas mehr auf der Tasche haben.» dpa