Berliner Presseball 2013

Wenn jemand für seine Firma einen Antrag auf Insolvenz stellt, etliche Geschäftspartner auf ihren Rechnungen sitzen lässt und direkt im Anschluss das gleiche Geschäft nun als Verein fortführt, nennen das wohl die meisten von uns - zumindest frech. Es war wieder einmal Presseball in Berlin.

Eine Veranstaltung, die zu den traditionsreichsten Berlins gehört. Oder besser gehörte. Nachdem Ende der 90er Jahre des vergangen Jahrhunderts die Bundesregierung endlich wieder ihren Sitz in Berlin hatte, zog auch der Bundespresseball mit an die Spree. Schon damals fragte man sich, ob es denn den Berliner Presseball nun noch brauche.

Noch einige Jahre zog der Journalistenverband die Veranstaltung durch. Bis schließlich die Rechte an den TV-Produzenten und einstigen Radiomann Andreas Dorfmann verkauft wurden. Der freilich nutzte den Ball vornehmlich als Bühne für sich selbst. Ein Mal in der Passage des Springerhauses, zwei Mal im Hotel Maritim, nun also im Hotel de Rome.

Bereits im vergangen Jahr schrieb ein Kollege, dass es schon einiges über einen Ball aussagt, wenn der Türsteher des Balls (Ahmad Mohammed) zu den prominentesten Personen gehört. Der Türsteher war in diesem Jahr wiederum da und wiederum stimmte der Satz des Kollegen. Nur dass es noch weniger für den Sicherheitsmann zu tun gab.

Gerade mal knapp 300 Gäste wollten den "Ball" erleben. Mir begegnete in der Hotelhalle einer der verzweifelten Promifotografen. "Vier" sagte er und meinte damit vier prominente Gesichter gesehen zu haben. Ich indes kam auf eines.

Denn eine Bachelorteilnehmerin und Miss und Mister Ostdeutschland zähle ich nicht dazu. Einzig Heinz Buschkowsky, den Bürgermeister von Neukölln. Früher indes tummelten sich Senatoren und Regierende, Wirtschaftsgrößen, natürlich Redakteure und Chefredakteure. Dies ist längst vorbei. Kein Journalist unter den Gästen und selbst die Kollegen, die über den Abend berichten wollten, wurden zur Kasse gebeten.

Übrigens zu Preisen über denen des Bundespresseballs. Die Einnahmen sollten gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden, das Hotel soll auf Vorkasse bestanden haben. Offenbar hörte man von angeblich offenen Rechnungen in einem Vorgängerhotel. "Eine ganz peinliche und traurige Nummer", sagte mir kürzlich eine ehemalige Moderatorin des Balls.

Der ADAC-Ball wurde 2012 das letzte Mal in Berlin gefeiert. Alles hat eben seine Zeit. Mal schauen, ob es 2014 noch einen Berliner Presseball gibt.

Ich bin dann mal wieder unterwegs

Euer Honza