Bier aus Franken Brauereien zwischen Aufseß und Bamberg

Von Bernd Kubisch

Bierfreunde sind im Urlaub in Franken gut aufgehoben. Gästebett, Brauerei und gemütliche Gastwirtschaft sind in etlichen Dörfern und Städten unter einem Dach zu finden. Das gilt für die Weltkulturerbestadt Bamberg ebenso wie für das kleine Aufseß in der Fränkischen Schweiz.

Die knapp 1500 Einwohner sind vor allem stolz auf ihre vier Brauereien. So firmiert Aufseß im «Guinness-Buch» als Gemeinde mit der größten Brauereidichte weltweit. Im Brauereigasthof «Reichold» und in der Brauerei Aufseß mit dem Gasthof «Rothenbach» haben schon Bierfreunde aus vielen Ländern genächtigt.

Im historischen Zentrum der alten Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg beginnt um 10.30 Uhr die Führung zum mittelalterlichen Dom, Altem Rathaus und Hafen. Natürlich gehört auch das «Schlenkerla», wo Rauchbier gebraut und aus Eichenholzfässern gezapft wird, zum Rundgang. Dessen Internetseite ist in 18 Sprachen übersetzt. Im Netz werben immer mehr Seiten wie «Bamberg Beer Guide», «The great Franconian beer tour» oder «Breweries of Franconia» international für Frankens Bier-Qualitäten.

Noch ist es erst gegen 9 Uhr. Ein Ehepaar aus Holland und drei Radtouristen aus dem Rheinland verlassen gut gestärkt im Brauereigasthof «Fässla» das Frühstückszimmer. Bis ins Jahr 1649 reicht die Geschichte der Bamberger Brauerei zurück. In der Gassenschänke zwischen Wirtsstube und Gästezimmertrakt, früher die Einfahrt für die Bierfuhrwerke, trinken Stammgäste gerade ihr erstes Seidla, einen halben Liter Bier. Ein älterer Herr erzählt einem Hamburger von Bambergs Sehenswürdigkeiten. Dann lädt Juniorchef Roland Kalb spontan zur Besichtigung der Brauerei, die hinterm Frühstücksraum beginnt. «Fässla» produziert nicht nur für den Eigenbedarf, sondern liefert auch in die Umgebung.

Die Obere Königstraße beherbergt auch die Brauerei «Spezial», schon 1536 gegründet und gleich gegenüber vom «Fässla». Hier sind die Szenen ähnlich. Urlauber mischen sich an großen Holztischen mit Bambergern. Auch hier wird Rauchbier produziert. Wie vor Jahrhunderten trocknet das Malz über offenem Buchenholzfeuer und erhält so das typische Aroma. Die Zeit vergeht mit Zuprosten, Anekdoten, Historischem, gepökelten Schweinsknöchla und gesottener Ochsenbrust. Um 14.30 beginnt die nächste Stadtführung. Wer auch die verpasst, der kommt vielleicht abends zum Nachtwächter-Rundgang zur rechten Zeit.

«Der Dom mit dem Bamberger Reiter ist ein Muss für Touristen, eine Wanderung an Fluss und in Wäldern auch», sagt Elisabeth Keesmann. «Aber unsere Brauereien und Gaststätten sind genauso gefragt», erzählt die Inhaberin der Brauerei «Keesmann». Sie begrüßt einen jungen Mann, der sich am Ausschankfenster ein Bier holt und in mitgebrachte Brezel und Räucherwurst beißt. Bäcker und Metzger sind direkt neben Wirtschaft und Brauerei. «BMW» nennen Bamberger solch glückliche Fügung.

«Hier dürfen Sie ihre Brotzeit gern mitbringen», wirbt ein Schild am Brauhaus «Neder» in Forchheim. Zwei Häuser weiter steht die Brauerei Hebendanz mit eigener Wirtschaft im schmucken Fachwerkbau. Vor einem Brunnen vor Forchheims altem Rathaus lauschen Touristen einer Führerin. Auf dem Markt präsentieren Blumenfrauen üppige Blütenpracht. Forchheim, auch bekannt durch sein Annafest mit vielen Bierkellern, ist gut eine halbe Bahnstunde von Bamberg entfernt. Die Bayernkarte der Bahn hilft, das Auto stehenzulassen.

In Neustadt an der Aisch lockt Braumeister Lothar Hufnagel mit einer neuen Kleinbrauerei Gäste von nah und fern. 2005 hat er aus einer baufälligen Getreidemühle Gasthof und Brauerei geschaffen, wo nun Landbier fließt. Hufnagel mischt Modernes mit Rustikalem und Historischem. Am Kachelofen im Restaurant hängt Omas Unterwäsche auf der Leine. Metzgerei und Frühstücksraum sind im Stil früherer Jahrzehnte gestaltet. Zwischen Braukesseln in der Scheune und im Biergarten sitzt man originell. «Modernes findet Anklang, wenn es an Traditionen knüpft», sagt der findige Unternehmer.

Noch 9 Brauereien hat Bamberg, etwa 340 das Frankenland, davon gut 180 Oberfranken. Und wie viele Bierstraßen hat die Region? «Eine offizielle gesamtfränkische Bierroute gibt es nicht», erläutert Olaf Seifert, Geschäftsführer beim Tourismusverband Franken. Die hohe Brauereidichte sowie Museen, Wandertouren, Feste und Gartenwirtschaften, die sich alle ums Bier drehen, sowie Wander- und Radwege seien «eine wichtige Facette fränkischer Lebensart».

Eine alte fränkische Bierstraße führt von Bayreuth über Kulmbach mit Bayerischem Biermuseum, Lichtenfels, Bamberg und Forchheim bis zur Aischgründer Bierstraße. Entlang der Route haben sich 9 Brauereien zusammengetan. Sie liegt zwischen Frankenhöhe und Steigerwald. Bierseminare und Planwagenfahrten sind ebenfalls im Angebot.

Der Bierradweg des Gebiets führt von Bad Windsheim in Mittelfranken über Lenkersheim, Burg Hoheneck nach Neustadt an der Aisch. Jeder kann sich in Franken seine eigene Bierstraße schaffen. Wem das nicht reicht, der erkundet die Bier- und Burgenstraße. Die führt von Passau an der Donau bis nach Thüringen. dpa

Informationen: Tourismusverband Franken, Wilhelminenstraße 6, 90461 Nürnberg, Tel: 0911/94 15 10, frankentourismus.de