Biermarkt und Gastronomie Brauereien erhöhen Preise

Biertrinker müssen sich auf höhere Preise für frisch Gezapftes einstellen. Fassbier wird in vielen Fällen für die Gastronomie teurer. Der führende deutsche Bierhersteller, die Radeberger Gruppe, hebt für den Großteil seiner Produkte den Fassbierpreis Anfang März an, wie eine Sprecherin der Radeberger Gruppe der Deutschen Presse-Agentur sagte. Auch bei Krombacher steigen die Fassbierpreise, Veltins denkt über eine Erhöhung nach. Branchenexperte Niklas Other rechnet damit, dass die Aufschläge weitgehend beim Kunden am Tresen ankommen werden.

«Die Entscheidung, wie der Gastronom mit steigenden Kosten umgeht, liegt allein in dessen Hand», teilte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband lediglich mit. Die Preisgestaltung sei ein hohes unternehmerisches Gut. «Fakt ist, dass Fassbier in vielen unserer Betriebe sehr beliebt ist. Die Gäste schätzen ein frisch gezapftes Bier.»

Ausgenommen von der Preisrunde bei Radeberger seien vor allem die Kölsch-Fassbiere der Gruppe und Fassbier der Marke Stuttgarter Hofbräu, sagte die Sprecherin. Zur Höhe der geplanten Preisanhebungen für die Gastronomie machte das Frankfurter Unternehmen keine Angaben. Zur Radeberger Gruppe gehören mehr als 40 Biermarken in Deutschland. Das Unternehmen erhöht auch für einen kleineren Teil seiner Flaschenbiere die Abgabepreise, darunter Schöfferhofer Weizen, Berliner Pilsner und Ur-Krostitzer.

Die Radeberger Gruppe begründete die Preiserhöhungen mit stetigen Kostensteigerungen, die nun nicht mehr intern kompensiert werden könnten. Dabei wird unter anderem auf höhere Logistik-, Energie- und Verpackungskosten sowie Investitionen in das Mehrwegsystem und Tariferhöhungen verwiesen. Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe hatte zuletzt vor rund zwei Jahren im Bereich Flaschenbier die Preise erhöht.

Die Privatbrauerei Krombacher hebt ebenfalls ihre Fassbierpreise im neuen Jahr an, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Krombacher ist laut einem Ranking des Branchenmagazins «Inside» die meistgetrunkene Biermarke in Deutschland. Die Privatbrauerei Veltins erwägt ebenfalls, den Fassbierpreis angesichts von Kostensteigerungen im neuen Jahr anzuheben. «Wir denken darüber nach», sagte ein Sprecher.

Bei den Erhöhungen handelt es sich zunächst nur um höhere Abgabepreise der Brauereien an Getränkefachgroßhandlungen, Gastronomie oder den Handel. Aber «Inside»-Herausgeber Niklas Other rechnet mit höheren Preisen für Biertrinker in Kneipen und Restaurants. «Der Bierpreis in Deutschland ist aber im internationalen Vergleich sehr günstig», erklärte er. Trotz rückläufigen Absatzes bleibe Bier einer der wichtigsten Umsatzbringer der Gastronomen.

Im vergangenen Jahr sank der Absatz von alkoholhaltigen Bier bis Ende November um 2,5 Prozent auf 8,52 Milliarden Liter, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die Brauer sehen den Hauptgrund darin, dass die Gesellschaft wie in ganz Europa altere und ältere Menschen weniger Bier trinken als jüngere.

Nach «Inside»-Einschätzung wird der Preisabstand zwischen Fassbier und Flaschenbier im neuen Jahr weiter zunehmen. Dass Fassbier zumeist deutlich teurer sei als Flaschenbier, sei für die Gastronomie nicht unbedingt hilfreich, sagte Other. Er geht davon aus, dass weitere Brauer den Fassbierpreis erhöhen.

Zumindest bei Dosenbier scheint es Entwarnung zu geben: Krombacher hat noch im alten Jahr eine angekündigte Preiserhöhung für Dosenbier nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen, wie der Sprecher des Unternehmens bestätigte. Krombacher gilt als die größte deutsche Dosenbiermarke. Dosen-Großabnehmer ist der Discounter Aldi. dpa

Krombacher erweitert Sortiment - Produktoffensive 2020

Deutschlands größte Privatbrauerei Krombacher geht mit einem steigenden Anteil alkoholfreier und alkoholreduzierter Produkte gegen den rückläufigen Branchentrend an. «Nach dem Rekord ist vor dem Rekord», sagte Marketing-Geschäftsführer Uwe Riehs am Mittwoch in Düsseldorf zum Geschäftsverlauf im Jahr 2019.

Der Umsatz der Gruppe stieg insbesondere durch die Erfrischungsgetränke rund um die Marke Schweppes um 1,4 Prozent auf 862 Millionen Euro. Vielfalt und Differenzierung kämen beim Verbraucher gut an. Der Ausbau des Sortiments sorge aber auch für eine höhere Komplexität der Abläufe. 

Rund ein Drittel des Gesamtausstoßes von 7,6 Millionen Hektolitern entfalle bereits auf alkoholfreie Getränke und alkoholfreies Bier.

Die Geschäftsführung kündigte neue Produkte an. «Wir werden im alkoholfreien Bereich deutlich wachsen», erklärte Riehs. Aber auch bei alkoholhaltigem Bier zeigte er sich für die Nachfrage im laufenden Jahr angesichts der Fußball-WM optimistisch.

Riehs zeigte sich offen für mögliche Übernahmen auch im Bierbereich sofern es passende Gelegenheiten gebe. Die Krombacher Gruppe hatte

2006 die Marken- und Vertriebsrechte für Schweppes in Deutschland und Österreich übernommen. In den beiden Ländern seien auch eigene Produktentwicklungen unter dieser Marke möglich und erfolgt. 

Der Bierabsatz der Gruppe inklusive alkoholfreier Varianten und Fassbrause nahm 2019 minimal um 0,1 Prozent auf 6,3 Millionen Hektoliter ab. Das Stammprodukt Krombacher Pils verlor dabei 0,3 Prozent Menge auf gut 4,5 Millionen Hektoliter. Im Vergleich dazu dürfte der deutsche Biermarkt 2019 um mehr als 2 Prozent geschrumpft sein. Die Brauereien haben vor allem Verbraucher in der jüngeren Zielgruppe verloren. dpa