BMW zeigt neues Flaggschiff eSUV iNext

Von Roland Losch

Als Serienmodell kommt der SUV iNext zwar erst 2021. Aber so überließen die Münchner die Bühne nicht allein den Konkurrenten Mercedes und Audi, die gerade die Premieren ihrer ersten elektrischen SUVs feiern.

BMW zeigt neues Flaggschiff | eSUV iNext

«Die Hersteller beäugen sich sehr stark», sagt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. «Mercedes hat seinen EQC vorgestellt, sofort hat Audi den Produktionsstart für seinen e-tron angekündigt.» Die beiden Rivalen seien hier einen Tick schneller als BMW: «Sie zeigen richtige Autos, da läuft die Produktion jetzt schon an, die kommen 2019 auf den Markt.»

Allerdings versteht BMW den iNext als großen Sprung - als «Zukunftsbaukasten» des Konzerns. So soll der Fahrer das Lenkrad auch lange Zeit völlig dem Auto überlassen können: «Wir garantieren Level 3. Technik für Level 4 ist aber schon im Auto», sagte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich in München. Das erkläre auch, warum der Wagen erst 2021 in Serie geht: «Die Herausforderungen beim autonomen Fahren sind enorm», betonte er auch mit Blick auf Unfälle anderer Hersteller. Zudem seien im Jahr 2021 Batterien für 750 Kilometer Reichweite verfügbar.

BMW zeigt neues Flaggschiff | eSUV iNext

Die Insassen des über weite Strecken selbstfahrenden Autos sollen sich wie in einem Wohnzimmer fühlen - mit Parkettboden, versenkten Pedalen und dreibeinigen Sesseln vorne, einem asymmetrischen Sofa und Teppichfußboden hinten sowie einem Kaffeetisch mitten im Auto. Die Frontscheibe geht in ein Panoramadach über, der Verzicht auf die Mittelsäule zwischen den Türen eröffnet einen großen Ausblick.

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«Wir wollten einen neuen Lieblingsplatz schaffen», sagte Designer Matthias Junghanns. Das Auto ist voll mit Technik. Aber sie ist fast unsichtbar, das meiste wird mit Sprache und einfachen Gesten gesteuert. Wie die Konkurrenz sieht auch BMW den Hauptmarkt für solche fünf Meter langen E-SUVs in den USA und China. In München, New York, San Francisco und Peking wurde der iNext Journalisten vorgestellt - an Bord eines Frachtflugzeugs, in dem dafür eine 30 Tonnen schwere Showbühne installiert wurde.

Dudenhöfer meint: «Studien sind schön, Realität ist noch schöner. Bis BMW kommt, sind alle anderen schon da.» Der elektrische Jaguar i-Pace fahre heute im Alltag schon gut 500 Kilometer. «Jetzt kommen Mercedes und Audi. Bei den Chinesen kommt 2019 Byton mit seinem elektrischen SUV, der zusätzlich vollautomatisch fahren kann, die neue Marke NIO hat ihren ES8 schon in der Produktion, Geely bringt mit der Marke Lynk&Co elektrische SUVs, die Volvo-Tochter Polestar startet 2019 mit dem Elektroauto Polestar 2 mit 560 Kilometern Reichweite - und, und, und.» Für BMW sieht er eine Gefahr: «Wenn man als Premium-Hersteller zu lange wartet, besteht die Gefahr, beim Premium-Anspruch Punkte einzubüßen.»

Auf der anderen Seite könne man sich auch übernehmen, wie Probleme bei Tesla zeigten. «Tesla läuft die Zeit davon. Die Amerikaner müssen beim Model 3 jetzt liefern und Gewinn machen», sagt Dudenhöffer.

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Ob die Infrastruktur reicht, ob die Kunden zögern oder zugreifen - die Politik macht Druck auf die Autohersteller. In China müssen schon im nächsten Jahr 10 Prozent der neu verkauften Autos elektrifiziert sein. «Und 2021 wird es ernst, dann kommen die neuen CO2-Ziele in der EU», sagt Dudenhöffer. «BMW braucht in Europa dann 100 000 vollelektrische Autos, um Strafzahlungen zu vermeiden, ebenso wie Daimler.» dpa