Von Harry George und Joëlle George (Fotos)
In der Tat, das Gebäude am Ufer der Garonne, im Norden von Bordeaux ist schon ein Blickfang und erinnert an die Gebäude, die von Stararchitekt Frank Gehry geschaffen wurden.
Die Cité erscheint wie eine Weinkaraffe, mit dem asymmetrischen Einfülltrichter goldglänzend und mit eigener Straßenbahnlinie, die einige Meter vor dem Gebäude hält. Am Ende der historischen Weinhandelshäuser am Quai des Chartrons im Aufsteigerviertel Bacalan gelegen, ist es ein echter Hingucker.
Im Parterre findet sich eine Verkaufs-Boutique mit Weinen aus Schweden, Polen, Kenias und aus Französisch Polynesien! Daran anschließend ein Weinbistro, wo man sich an einem Weinklimaschrank per E-Karte die Weine passend zu kleinen Speisen holen kann. Nicht zu spät kommen, sonst sind manche der Speisen nicht mehr vorhanden, dann folgt ein Weincafé und ein Schalter des Verkehrsvereins, wo man Ausflüge in die Weingegend des Bordelais buchen kann, halb- oder ganztags.
Das eigentliche Herz der Cité beginnt im ersten Stock, der Eintritt kostet zwanzig Euro, wo man ein "Smartphone" bekommen kann, das einem über Kopfhörer in neun Sprachen alles Mögliche erklärt. Die Schriftsprache ist französisch, englisch und spanisch.
Eine Art Kino zeigt Hubschrauberflüge zu knapp zwei Dutzend Weinbauregionen, wie das schon erwähnte Französisch Polynesien, auch Deutschland mit dem Mittelrhein ist präsent. Österreich leider nicht, dafür die Schweiz.
Direkt daneben eine Sektion, wo man sich eine Weinbaugegend im Interview eines Winzers erklären kann, alles via "Smartphone", man braucht nur das Gerät an die Weinregion zu halten. Dieses Verfahren gilt auch für die weiteren Objekte, wie ein Weintheater und ein Gang durch die Geschichte des Weines, wie in einem Labyrinth. Man kann an einem Tisch die Gerüche des Weines erfahren, sich von Weinfachleuten Details zum Wein erklären lassen und an einer Wand sind Monitore angebracht, die Besonderheiten zum Wein erläutern.
Es gibt eine Sonderausstellung, die im Eröffnungsjahr einer Fotografin gewidmet ist, die den Bau der Cité chronologisch festgehalten hat. Im nächsten Jahr ist Georgien dran, als eine der Wiegen des Weines und weitere Weinländer sollen folgen.
Mit einem Aufzug kommt man in den siebten Stock, wo sich ein Gourmetrestaurant befindet, darüber eine Aussichtplattform. Dazwischen befindet sich die Verwaltung einer Stiftung, der das ganze gehört. Am Bau beteiligt haben sich neben der Stadt und dem Département, auch die Region und der Staat, sowie die EU und zahlreiche Weinproduzenten, die ungeniert Werbung für ihren Beitrag machen.
Offen ist die Cité von zehn bis 18 Uhr und man sollte sich Zeit nehmen für die vielen Objekte, die kaum eine Frage offen lassen. Es ist eine Weltausstellung des Weines geworden und Bordeaux betrachtet sich selbstbewusst als die Welthauptstadt des Weines. Frankreich hat mehrere solche Cités, für die Eisenbahn, das Auto, das Meer und den Film, aber für den Wein ist es die erste und wie man zwischenzeitlich erfahren konnte, plant Beaune in Burgund etwas ähnliches und für Burgund und in Dijon reifen Pläne für eine Cité de la Gastronomie.
La Cité du Vin, 1, Esplanade de Pontac, 33300 - Bordeaux, TEL : +33-5 56 16 20 20 www.laciteduvin.com
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