Die Familie Leali hatte nichts mit Gastronomie zu tun, bis ihr jüngster Sohn Andrea seine Leidenschaft für das Kochen entdeckte. Vor etwa 10 Jahren, damals war er 18 Jahre alt, eröffnete er mit seinem Bruder ein kleines Lokal in Cunettone di Salo, direkt an der Via Europa und nannten es Polenteria&Vineria.
Als ich es damals entdeckte und in meinem Genussführer 2013/2014 vorstellte war ich unglaublich begeistert von der Kreativität des jungen Kochs und den schmackhaften traditionellen Gerichten von Mama Loredana. Andrea und Marco haben ihre Mutter, die bis dahin lediglich für ihre Familie kochte, überzeugt, fortan auch die Gäste der Osteria mit ihrer Kochkunst zu verwöhnen.
Ihr ehrgeiziger und überaus talentierter Sohn Andrea entwickelte eine Köstlichkeit nach der anderen und bald entstand der Wunsch seine außergewöhnlichen Gerichte in einem anderen, stilvolleren Ambiente aufzutischen. Und so begann man einen Teil des Elternhauses in ein elegantes Ristorante umzugestalten, das umgeben ist von einem romantischen Garten mit einem hübschen Pool. Umgeben von mediterranen Pflanzen, mit Blick auf den Pool und in angenehmen Abständen zu den Nebentischen die kulinarischen Highlights von Andrea genießen, ist an lauen Sommerabenden ein unvergessliches Vergnügen.
Nebenbei bemerkt, die Osteria gibt es nach wie vor, sie heißt nun «Pijei Osteria &Vineria» und wird von Mamma Loredana geführt, tatkräftig unterstützt von ihren beiden Söhnen, die sie in die Gastronomie gelockt haben. Gab es früher nur einige Tische entlang der Theke kann man nun auch im ersten Stock, an hübsch gedeckten Tischen, speisen. Nach wie vor spielen die Weine, die Marco auswählt eine wichtige Rolle.
Andrea Leali, Jahrgang 1993, ist der junge Star am italienischen Gourmethimmel und ein absoluter Autodidakt. Alles was er kreiert entstammt seiner Fantasie, seiner Kochleidenschaft und seinem handwerklichen Können. Basis ist die traditionelle Küche seiner Heimat, gespickt mit zeitgenössischen Einflüssen aus aller Welt. In den wenigen Jahren seines Schaffens hat er bereits einige namhafte Preise erhalten, wie zum Beispiel 2018 vom Gambero Rosso «Il Miglior Chef Emergente» (Bester Koch-Aufsteiger 2018), er gewann den «Concorso di Italia Squisita Acqua di Chef» ein bekannter Wettbewerb unter den Spitzenköchen Italiens. Im Restaurantführer L´Espresso 2022 erhielt er 3 Hauben und im Michelinführer ist Casa Leali mit einem Bib ausgezeichnet.
Bruder Marco, ebenfalls Autodidakt, wurde 2018 in Norditalien zum Aufsteiger des Jahres im Service gewählt. Er legt bei seiner Beratung viel Wert darauf auch kleinere, noch nicht so bekannte Weingüter entlang des Gardasees und der nahegelegenen Franciacorta zu empfehlen. Aber auch andere Regionen aus Italien und Weine aus europäischen Ländern findet man unter den 1000 angebotenen Etiketten auf der Weinkarte.
Im «Casa Leali» zu speisen ist für mich immer ein absolutes kulinarisches Erlebnis. Andrea beherrscht das Spiel mit den Aromen, ohne ein zu großes Durcheinander am Gaumen zu hinterlassen. Aufgefallen ist mir, dass Andrea unserem deutschen Geschmack, das Salz betreffend, absolut entgegenkommt. Häufig, dass werden viele deutsche Genießer bereits festgestellt haben, gehen die Köche in Italien äußerst sparsam mit Salz um, was sicherlich der Gesundheit gut tut, aber manchmal für unseren Geschmack etwas zu fade ist.
Das richtige Händchen hat er zudem im Umgang mit Kräutern und Gewürzen. Er überrascht immer wieder mit, stets der Jahreszeit angepassten Kreationen, die erst mal erstaunen, dann aber Glückseligkeit ins Gesicht zaubern. Wie zum Beispiel bei unserem Menü im Juli, als er uns einen am Vortag entwickelten Secondo servierte, der himmlisch schmeckte: Ein kleines Stück vom schwarzen Schwein, innen butterzart, oben kross umgarnte er mit einer aromatischen, frischen Brombeersoße und Fruchtessig. Ein Klassiker auf der Speisekarte ist der Raviolo classico, ripieno bresciano, faraona arrosto. Die Ravioli werden mit der typischen Brescianer Fülle für ein Perlhuhn gefüllt und dann mit geschmorten Perlhuhnstücken serviert.
Wenn man nach dem süßen Finale, auf das man keinesfalls verzichten sollte, meint, man kann nicht mehr, dann kommen die Mini-Dolce zum Espresso auf den Tisch, hausgemacht und unwiderstehlich. Essen im Casa Leali ist ein absolutes Gaumenvergnügen mit einem profunden und sehr herzlichen Service.
Wenn man wie ich auf der Ostseite lebt, ist der Weg zwar weit, aber da an einigen Tagen auch mittags geöffnet ist, kann man es sehr gut mit einem Besuch bei Comincioli, in unmittelbarer Nähe, verbinden.
Casa Leali
Via Valle 1 Puenago sul Garda www.casalealiristorante.it
Mo/Di nur abends geöffnet
Mittwoch Ruhetag
Do. bis So. mittag und abends geöffnet.
Reservierung unbedingt notwendig
Pijei – Osteria&Vineria Via Europa 9 Salò Täglich geöffnet von 11 bis 15 Uhr