Von Hannes Breustedt
Das Kaffee-Imperium verliert seine Galionsfigur - Starbucks-Chef Howard Schultz wird den Vorstandsposten räumen. Zu den Gründen für diesen Schritt macht der 63-Jährige bislang zwar keine Angaben, doch es gibt schon länger Gerüchte um seine Ambitionen auf eine politische Karriere. Dass Schultz' Rücktritt auf die Wahl Donald Trumps zum künftigen US-Präsidenten folgt, sorgt für neue Spekulationen.
Das unter Schultz betont liberal und weltoffen auftretende US-Unternehmen ist dem Gefolge des Rechtspopulisten Trump schon länger ein Dorn im Auge. Bereits im Wahlkampf hatte es Aufrufe zum Starbucks-Boykott gegeben, zuletzt schaukelte sich der Konflikt wieder hoch. Auslöser waren Vorwürfe, die Kette würdige christliche Werte nicht ausreichend. Es ging unter anderem um schlicht gehaltene Weihnachtsbecher, die sich an Angehörige aller Religionen wenden sollten.
Das empfanden Trump-Fans als Affront und Inbegriff der bei ihnen verhassten «Political Correctness». Es folgten Social-Media-Kampagnen unter Hashtags wie #MerryChristmasStarbucks oder #TrumpCup, bei der Kunden Bestellungen unter dem Namen Trump abgegeben sollten. Nach Trumps Wahlsieg eskalierte der Streit weiter. Für Aufsehen sorgte zuletzt ein Video, das sich zum Internethit entwickelte. Darin beschimpft ein Trump-Wähler eine Starbucks-Angestellte mit den Worten «Ihr seid Müll», weil sie ihn angeblich nicht bedienen wollte.
Die Auseinandersetzung mag für einen Weltkonzern mit einem Jahresumsatz von mehr als 21 Milliarden Dollar und über 25 000 Filialen in 75 Ländern eine Lappalie sein. Doch Starbucks-Chef Schultz ist eingefleischter Demokrat, Vertrauter von Barack Obama und Unterstützer Hillary Clintons. Der Starbucks-Chef, der in der EU wegen angeblicher Steuertricks in der Kritik steht, hat das Unternehmen in den USA politisch klar positioniert. Seine Kampagnen und öffentlichen Ansagen zu Themen wie Homo-Ehe, Waffengesetzen oder Rassismus haben Starbucks ein kontroverses Profil gegeben.
Vor diesem Hintergrund dürfte der Rücktritt, der zum 3. April 2017 erfolgen soll, den Spekulationen über seinen Einstieg in die Politik wieder Auftrieb geben, schreiben US-Medien wie die «New York Times». Zumal sich der seit 1982 für Starbucks tätige Top-Manager von teils heftiger Kritik an politischen Aktionen wie der Kampagne «Race Together», die den Dialog über Rassismus fördern sollte, nicht entmutigen lassen will. Die «moralische Courage» müsse auch weiterhin aufrechterhalten werden, so Schultz.
Er selbst und das Unternehmen halten sich in Bezug auf etwaige Polit-Pläne bedeckt und haben bislang keine Hinweise in diese Richtung gegeben. Offiziell zieht sich Schultz, der den Vorstandsposten erstmals von 1987 bis 2000 und dann wieder 2008 übernahm, aus völlig anderen Gründen zurück. Als Chairman soll er sich um die strategische Entwicklung eines neuen Premium-Geschäftsbereichs und soziale Kampagnen kümmern.
Sein Nachfolger wird Kevin Johnson, der im Vorstand bislang das operative Tagesgeschäft leitet und bereits seit sieben Jahren im Verwaltungsrat sitzt. Die Beförderung des 56-Jährigen ist richtungsweisend für die fortschreitende Digitalisierung durch Apps und mobiles Bezahlen, mit der auch Starbucks die Geschäfte antreiben will. Johnson gilt als Tech-Profi, er arbeitete für Microsoft und war Chef des Netzwerkspezialisten Juniper Networks, bevor Schultz ihn 2015 aus dem Ruhestand reaktivierte. dpa