Cluburlaub auf Mallorca

Von Christoph Driessen

Vor allem wenn man nicht nur einen stressigen Job hat, sondern auch noch stressige Kinder, will man sich im Urlaub nur erholen. Und das geht nicht bei einer Trekking-Tour durch Nepal und auch bei keiner Studienreise durchs Piemont. Das geht für viele Menschen am Besten auf Mallorca am Pool.

Sollen die Leistungsfanatiker doch Berge besteigen und Museen durchkämmen - die meisten Eltern brauchen einen Urlaub, der ihnen nichts abverlangt. Sie müssen Schlaf nachholen und Kräfte tanken. Da ist der Club genau das Richtige. Das einzige, woran man dort denken muss, ist das morgendliche Belegen einer Pool-Liege durch Ausbreiten eines Handtuchs. Dafür hasst uns zwar die englische Boulevardpresse, aber solange man nicht nach England fährt, kann einem das ziemlich egal sein.

Sofern man entsprechend gebucht hat, bekommt man beim Einchecken ein All-inclusive-Bändchen ums Handgelenk und kann künftig so viel essen und trinken wie man will. Die Eistruhe lädt jederzeit zum Zugreifen ein. «Primitiv», sagen manche. Und doch hinterlässt es einen nachhaltigen Eindruck. Ein siebenjähriger Junge aus Köln gab seinem Vater die Empfehlung, er möge das Bändchen doch mit nach Deutschland schmuggeln, dann müsse er dort nie mehr arbeiten. Der Club als Schlaraffenland.

Wie unendlich erholsam ist es doch, sich dreimal am Tag an einen gedeckten Tisch zu setzen, ohne vorher in der Küche gestanden zu haben oder hinterher abräumen zu müssen. Allein dieses Vergnügen schlägt alle horizonterweiternden Erfahrungen, die man andernorts vielleicht machen könnte.

Einen wirklich guten Club erkennt man daran, dass er in Sichtweite des Restaurants einen Spielplatz hat. Dorthin kann man die Kleinen schicken, sobald sie ihre tägliche Portion Nudeln mit Tomatensoße und anschließend Eis in sich hinein geschlungen haben. Dann kann man noch sitzen bleiben und hat den Nachwuchs doch im Blick. Man wird bescheiden mit Kindern.

Es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund, das Clubgelände je zu verlassen. Das Rascheln der Eidechsen und das Sirren der Zikaden hört man auch dort. Manche Anlagen auf Mallorca oder auch auf Ibiza sind die reinsten botanischen Gärten. So schön wie im Club wächst keine Palme in der freien Natur. Um sich davon zu überzeugen, reicht ein Blick aus dem Busfenster während des Transfers vom Flughafen.

Vorsicht übrigens bei Ausflugsangeboten - die sind oft ganz schön teuer, und was nicht dazugesagt wird: Der Bus klappert erst noch mal alle anderen Clubs in der näheren und weiteren Umgebung ab und gabelt dort weitere Mitreisende auf. Bis man in Palma ist, steht die Sonne im Zenit, und die Geschäfte schließen zur Siesta. Dann irrt man zusammen mit anderen Touristen unter einer Glutglocke durch die menschenleeren Gassen, und wenn die Läden wieder öffnen, muss man zum Bus zurück.

Zerstreuung gibt es doch auch im Club. Es muss ja keine Karaoke-Show sein. Manche Clubs verfügen über Animateure, die in Eigenregie die bekanntesten deutschen Kinderbücher als Bühnenstücke umsetzen. Nicht perfekt, aber rührend. Vor allem wenn sich der schauspielerisch völlig unbegabte Surflehrer in «Die Schöne und das Biest» am Ende in den schönen Prinzen verwandelt. Der Clubabend hat aber auch andere Seiten jenseits des Getümmels: Das schimmernde Türkis des ruhenden Pools übt auf manche Urlauberseele eine geradezu heilende Wirkung aus.

Oft bieten die Clubs Schwimmkurse an. In der Heimat ist das teuer, denn der Unterricht unter neuesten sportpädagogischen Gesichtspunkten basiert auf dem ehernen Gesetz, dass man erst mal jeden Schwimmzug absolut perfekt beherrschen muss, bevor es weitergeht. Das kann sich hinziehen. Auf den Balearen hingegen werden die Schwimmkurse von Deutschen geleitet, die vor langer Zeit emigriert sind und von der Weiterentwicklung der Unterrichtsmethoden niemals erfahren werden. Das Ergebnis: Nach zwei Tagen können sich die Kleinen über Wasser halten, nach einer Woche machen sie das Seepferdchen.

Ein bisschen ärgerlich ist manchmal, dass in ein- und demselben Club verschiedene Reiseveranstalter agieren und dann zu den von ihnen angebotenen Veranstaltungen immer nur bestimmte Kinder zulassen.

Folgende Szene zum Beispiel spielte sich im Club Cala Mesquida auf Mallorca ab: Ein deutscher Vater stellt sich mit seiner Tochter zum Kinderschminken an. Der Animateur fragt ihn: «Are you Thomas Cook?» - «No, I'm Thomas Schmitz.» Es dauert ein wenig, bis er begreift, dass hier der Name seines Reiseunternehmens gefragt ist, woraufhin ihm beschieden wird, heute würden nur belgische Kinder von Thomas Cook geschminkt. Eine schlagfertige Reaktion darauf wäre natürlich gewesen: «Flamen oder Wallonen?» Aber Ironie und Clubleben, das passt nicht zusammen.

Zugegeben, ein solcher Urlaub ist etwas uncool. Auch der größte Clubfreund mag sich dabei ertappen, wie er im weichen Licht des Spätnachmittags ein durchtrainiertes junges Surferpärchen beobachtet. Es ist im Kleinwagen aus Deutschland angereist, hinten drin nur eine Tasche mit Badehosen und T-Shirts. Mit einer solchen Situation geht man am Besten wie folgt um: Zusammenpacken und Kinder einsammeln. Das Abendessen wartet. dpa

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