Der US-Getränkeriese Coca-Cola greift mit der Übernahme der britischen Café-Kette Costa im Markt für Heißgetränke an. Der Limonaden-Hersteller zahlt dem bisherigen Eigentümer Whitbread 5,1 Milliarden Dollar (rund 4,4 Mrd. Euro), wie Coca-Cola am Freitag am Hauptsitz in Atlanta mitteilte. Durch den Zukauf wird der Softdrink-Gigant zu einem direkten Konkurrenten von Starbucks und den Ketten der deutschen Milliardärsfamilie Reimann.
Costa wurde 1971 in London gegründet, betreibt weltweit fast 4000 Cafés und ist nach eigenen Angaben Marktführer in Großbritannien. Verglichen mit den rund 28 000 Starbucks-Filialen ist die Kette zwar weit abgeschlagen, doch das Geschäft gilt als attraktiv. "Kaffee ist eine der am schnellsten wachsenden Getränke-Kategorien in der Welt", begründete Coca-Cola-Chef James Quincey den Milliarden-Deal.
Der Getränkemulti aus Atlanta kämpft wie Erzrivale Pepsi mit einem Wandel der Verbrauchervorlieben - statt gezuckerter Softdrinks bietet Coca-Cola gesundheitsbewussteren Kunden vermehrt Smoothies, Säfte, Tees und andere kalorienärmere Getränke. Im US-Heimatmarkt feierte der Konzern zuletzt bereits Erfolge mit der Kaffeemarke Georgia Coffee, die jedoch vor allem als Eiskaffee in Dosen verkauft wird.
"Heißgetränke sind einer der wenigen Bereiche in der gesamten Getränkelandschaft, in denen Coca-Cola keine globale Marke hat", so Vorstandschef Quincey. Diese Lücke solle nun mit der Costa-Übernahme geschlossen werden, die man bis Mitte 2019 vollziehen will. Die Briten liefern ihren Kaffee auch an den Einzelhandel, was Coca-Cola eine weitere Einnahmequelle eröffnet. Diesen Geschäftszweig veräußerte Starbucks jüngst für sieben Milliarden Dollar an Nestlé.
An der Börse schossen die Aktien des Costa-Verkäufers Whitbread nach Bekanntgabe des Deals in die Höhe, der Kurs stieg zeitweise um rund 16 Prozent. Das britische Unternehmen, das eigentlich vor allem im Hotelgewerbe tätig ist, hatte Costa 1995 für lediglich 19 Millionen Pfund übernommen. Damals hatte die Kette 39 Läden. Coca-Colas Aktien notierten im vorbörslichen US-Handel hingegen nur minimal im Plus.
Auch Coca-Colas größter Konkurrent Pepsi versucht, sich vom schwächelnden Softdrink-Geschäft unabhängiger zu machen, geht dabei aber andere Wege. Erst in der vergangenen Woche gab das Unternehmen bekannt, für 3,2 Milliarden Dollar den israelischen Sprudelgeräte-Hersteller Sodastream zu schlucken. Insbesondere in den USA florieren die Geschäfte mit prickelndem Mineralwasser derzeit.
Im Kaffeemarkt mischt auch ein deutscher Wettbewerber kräftig mit. Die Milliardärsfamilie Reimann kontrolliert mit ihrer JAB Holding den Branchenriesen Jacobs Douwe Egberts mit Marken wie "Jacobs", "Tassimo" oder "Senseo" und Café-Ketten wie Peet's Coffee oder Stumptown Coffee Roasters. Die Ursprünge des Clans reichen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Johann Adam Benckiser und Karl Ludwig Reimann in Ludwigshafen eine Chemiefabrik aufbauten. dpa