Corona und Luftfahrt Lufthansa kann sich nicht aus eigener Kraft retten

Die Lufthansa kann sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Corona-Krise retten. Diese Einschätzung veröffentlichte der Dax-Konzern, nachdem er für das erste Quartal einen operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro vermeldet hatte. Für das laufende zweite Quartal werde ein noch deutlich höheres Minus erwartet, teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Es sei momentan nicht absehbar, wann der Flugbetrieb wieder ausgeweitet werden könne.

Aktuell verfüge Lufthansa nach erneuten Kreditaufnahmen insgesamt über 4,4 Milliarden Euro flüssige Mittel, die allerdings in den «nächsten Wochen» deutlich zurückgehen werden, hieß es weiter. «Der Konzern rechnet nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können.»

Lufthansa steckt den Angaben zufolge daher «in intensiven Verhandlungen» mit den Regierungen der Airline-Heimatländer Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien. Es geht um verschiedene Finanzierungsinstrumente, um kurzfristig die Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Neben Bürgschaften, Krediten und stillen Beteiligungen wird auch über direkte Staatsbeteiligungen diskutiert. Die Gespräche dauerten an. Der Lufthansa-Vorstand zeigte sich zuversichtlich, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen.

Europas größter Luftverkehrskonzern hat allein im März knapp 1,4 Milliarden Euro Umsatz verloren, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die Börse. Im gesamten Quartal lagen die Erlöse mit 6,4 Milliarden Euro damit in ähnlicher Größenordnung unter dem Vorjahreswert von 7,8 Milliarden Euro. Den operativen Verlust (bereinigtes Ebit) bezifferte das Unternehmen auf 1,2 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der Verlust in dem traditionell schwachen Quartal zu Jahresbeginn noch 336 Millionen Euro betragen. Zusätzlich werden nun ungünstige Treibstoffverträge und Wertminderungen der Flugzeuge auf den Gewinn drücken. Details dazu will Lufthansa Mitte Mai veröffentlichen.

Ryanair-Chef Michael O'Leary warf der Lufthansa vor, die Corona-Krise zu missbrauchen. «Ich denke, dass Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France die Covid-Krise nutzen, um sich mit unglaublich hohen Summen vom Staat zu bereichern», sagte der stets meinungsstarke Airline-Manager dem «Handelsblatt» (Freitag). Für sein eigenes Unternehmen schloss O'Leary Staatshilfen aus, weil man über ausreichende Bargeldreserven verfüge. Ryanair werde wahrscheinlich deutlich länger als jede andere Airline überleben, behauptete er. dpa

Lufthansa-Chef: Rechnerisch 10 000 Mitarbeiter zuviel

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat die Beschäftigen der Airline in der Corona-Krise auf harte Zeiten eingestimmt. Nach der Krise werde Lufthansa voraussichtlich eine um 100 Flugzeuge kleinere Flotte haben, die allerdings mit größeren Flugzeugen und höherer Produktivität eine vergleichbare Verkehrsleistung bringen könne, sagte der Vorstandsvorsitzende am Freitag in einer internen Botschaft an die Mitarbeiter. Daraus ergebe sich ein rechnerischer Überhang von 10 000 Mitarbeitern. «Wir werden aber auch weiterhin alles daran setzen, so viele Mitarbeiter wie möglich an Bord zu behalten», sagte Spohr laut einer Mitteilung des Unternehmens.

Bislang hatte die Lufthansa die Zahl von 7000 Stellen genannt, die krisenbedingt wegfallen könnten. Unter anderem soll der Betrieb der Gesellschaft «Germanwings» eingestellt werden.

Vor Ausbruch der Pandemie hatte der größte Luftverkehrskonzern Europas weltweit rund 130 000 Mitarbeiter und 760 Flugzeuge. Der Konzern plante dabei schon vor der Corona-Krise den Verkauf der Catering-Sparte LSG Sky Chefs mit weltweit rund 35 000 Beschäftigten.

Für das Europa-Geschäft mit rund 7000 Leuten war man sich bereits mit dem Konkurrenten Gategroup einig. Das Geschäft ist aber noch nicht abgeschlossen.

Spohr rechnet erst für das Jahr 2023 wieder mit einem Gleichgewicht für das Unternehmen, das dann ein anderes sein werde. «Wir waren als erste Branche von dieser weltweiten Krise betroffen und die Luftfahrt wird mit die letzte sein, die sie verlassen wird», sagte der Lufthansa-Chef.

In der Krise rechne das Unternehmen mit zehn Prozent niedrigeren Erlösen und einer um zehn Prozent niedrigeren Auslastung, hieß es weiterhin. Man werde jährlich über eine Milliarde Euro für Zinsen und Tilgung der Kredite aufwenden müssen.

Lufthansa hatte am Donnerstag erklärt, dass man sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Corona-Krise retten könne. Es laufen Verhandlungen um milliardenschwere Staatshilfen. Dem operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro in den ersten drei Monaten des Jahres werde im laufenden Quartal ein noch ein höheres Minus folgen, hatte das Unternehmen angekündigt. Der Konzern sei absehbar nicht mehr in der Lage, den laufenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können. dpa